WWF unterstützt Auswilderungsprojekt der italienischen Forstpolizei und des Luchsprojekts Italien

Langer Backenbart, geflecktes Fell, Haarbüschel an den Ohren – dank in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnener Wiederansiedlungsprojekte ist der Eurasische Luchs auch wieder in den Alpen beheimatet – allerdings nicht im italienischen Teil. Das Projekt „ULyCA2“ des Luchsprojekts Italien der Universität Turin und der italienischen Forstpolizei, das von zahlreichen öffentlichen Stellen, Verbänden, Zoos und auch vom deutschen WWF unterstützt wird, soll das ändern. Vorgestern wurde ein erstes junges Luchsweibchen im italienischen Teil der Julischen Alpen freigelassen, ein weiteres Tier - ein sechsjähriges Weibchen - soll in Kürze folgen.* Insgesamt sollen bis zu fünf Tiere ausgewildert werden. In vielen europäischen Ländern ist der Luch gefährdet, in Deutschland sogar vom Aussterben bedroht.

Die Luchse sind Anfang März aus der Schweiz in Tarvisio (Region Friaul-Julisch Venetien) eingetroffen. Sowohl das junge Weibchen als auch das sechsjährige Tier stammen aus dem Schweizer Kanton Jura und wurden dort im Februar eingefangen. Ein weiteres Weibchen und ein Männchen, die später freigelassen werden, wurden in den rumänischen Karpaten gefangen. Ihr Freilassungsort befindet sich in einem abgelegenen Teil des Tarvisio-Waldes an der Grenze zu Slowenien, etwa 30 Kilometer von einer wiederangesiedelten Luchspopulation in den slowenischen Alpen entfernt. Ziel des Projekts ist, dass slowenische und italienische Luchse so bald wie möglich zusammenkommen und einen neuen, vitalen Populationskern bilden. Die Türen der Transportboxen wurden jeweils am frühen Abend geöffnet. Die Freilassung wird von Experten der Carabinieri Forestali, der regionalen Forstbehörde und des Progetto Lince Italia der Universität Turin überwacht.

Der Programmleiter Wildtiere des WWF Deutschland, Moritz Klose, sagte: „Mit dem Projekt kommen wir dem Ziel, dass der Luchs in Mitteleuropa wieder flächendeckend in geeignete Lebensräume zurückkehren kann und seine Vorkommen miteinander vernetzt sind, ein Stück näher. Damit kann eine wichtige Verknüpfung zwischen den Luchspopulationen der Dinariden und der Westalpen geschaffen werden.“

Der Luchs starb Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in den Alpen aus, aufgrund der Zerstörung seines Lebensraums, des drastischen Rückgangs der Beutetiere, von denen er sich ernähren konnte, und der direkten Verfolgung durch den Menschen, der ihn als „Schädling“ betrachtete. In den 1970ern begann seine Wiederansiedlung in den Alpen. Mittlerweile gibt es hier wieder rund 200 Exemplare. Der Luchs ist weiterhin eine stark gefährdete Art, die unter anderem durch Wilderei und Verkehrsunfälle bedroht ist. Er ernährt sich hauptsächlich von mittelgroßem Säugetieren z.B. Rehen und Gämsen. Für Menschen ist er harmlos; sie bekommen ihn nur selten zu Gesicht.

In Deutschland gibt es zurzeit zwischen 160 bis 200 erwachsene Luchse. Damit gilt der Luchs hierzulande nach wie vor als vom Aussterben bedroht. Nach erfolgreichen Wiederansiedlungen im Harz, Bayerischen Wald und Pfälzerwald wurden jüngst neue Projekte zur Bestandstützung und Vernetzung bestehender Vorkommen in Deutschland gestartet. So werden unter Beteiligung des WWF in den nächsten Jahren in Thüringen und Baden-Württemberg mehrere Luchse aus Nachzuchten und Wildfängen aus Rumänien freigelassen.

Korrektur: Im ersten Absatz hieß es in einer früheren Version (vom 11. März 2023): "Vorgestern wurde ein erstes junges Luchsweibchen im italienischen Teil der Julischen Alpen freigelassen, gestern (10.3.23) folgte ein zweites Tier – ein sechsjähriges Weibchen." Das zweite Tier wurde noch nicht entlassen, die Freilassung soll in Kürze erfolgen. 

Kontakt

Tobias Arbinger

Pressesprecher für Naturschutz, Biodiversität, Süßwasser, Asien, Kinder & Jugend / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz