WWF zum zukünftigen Umgang mit dem Wolf: Chance zur Konfliktlösung nutzen

Bundesumweltministerin Steffi Lemke schlägt den Bundesländern eine neue Regelung zum erleichterten Abschuss von Wölfen in Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen vor. Der WWF Deutschland begrüßt grundsätzlich den am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Vorschlag und appelliert an alle Beteiligten, die Chance zur Konfliktbefriedung zu nutzen. Hierzu erklärt Dr. Sybille Klenzendorf, Artenschutzexpertin beim WWF Deutschland: „Ein Miteinander von Wolf und Mensch in unserer Kulturlandschaft ist nur mit der Akzeptanz von betroffenen Nutzergruppen möglich. Die Vorschläge von Bundesministerin Lemke sind daher eine Chance, die es von Seiten des Naturschutzes wie auch von Tierhaltern, Landwirten und Jägern zu ergreifen gilt, denn die neue Regel ermöglicht es den Bundesländern in begründeten und gerechtfertigten Einzelfällen gezielter und unmittelbar handeln zu können.“

Klenzendorf appelliert: „Wir hoffen durch diese Anpassung der Regeln auf ein besseres Miteinander statt eines Gegeneinanders. Das wäre im Sinne des Arten- und Naturschutzes sowie der Weidetierhaltung.“ In der Praxis gibt es dieses Miteinander bereits häufig. Dafür ist Sachsen-Anhalt ein hervorragendes Beispiel mit Leuchtturm-Charakter. Dort unterstützt der WWF die „Interessengemeinschaft Herdenschutz plus Hund“. Die aktuell 54 Mitglieder halten beinahe die Hälfte der 57.000 Schafe in Sachsen-Anhalt - mit dem Ergebnis, dass der Herdenschutz in allen Betrieben deutlich verbessert wurde und in keinem der Mitgliederbetriebe maßgebliche Probleme durch Wölfe aufgetreten sind.

„Mit ihrem Vorstoß zum zukünftigen Umgang mit dem Wolf kann Bundesumweltministerin Lemke zur Brückenbauerin werden“, so Klenzendorf. „Die Vorschläge könnten die Konflikte um den Wolf in Deutschland dauerhaft befrieden. Der WWF begrüßt daher die geplanten Neuregelungen. Das Wildtiermanagement kann so effizienter, schneller und unbürokratischer werden - und das im Rahmen des geltenden Naturschutzrechts und der EU-Regelungen. Entscheidend ist, dass der Abschuss von Wölfen auch zukünftig nicht möglich wird, ohne dass zuvor effektive, zumutbare Herdenschutzmaßnahmen umgesetzt wurden. Flächendeckende und präventive Herdenschutzmaßnahmen werden durch Wolfsentnahmen nicht ersetzt, sondern sind weiterhin das entscheidende Mittel, um ein Miteinander von Mensch und Wolf zu ermöglichen.“

Zugleich müsse laut WWF nun dafür Sorge getragen werden, dass es auf lokaler und regionaler Ebene nicht zu Willkür kommt. Jetzt gelte es, klare Kriterien aufzustellen, was zumutbarer Herdenschutz auf lokaler und regionaler Ebene oder im Einzelfall bedeutet, um Entscheidungen zu Wolfabschussgenehmigungen treffen zu können. „Was ist noch zumutbar und was nicht mehr – dazu braucht es nun klar definierte Vorgaben und die volle Unterstützung der weidetierhaltenden Betriebe beim Herdenschutz “, so Klenzendorf.

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz