WWF: Bundesregierung schafft so neue Unsicherheiten für Unternehmen

Die Bundesregierung hat die EU-Kommission in einem Brief darum gebeten, die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen, kurz CSRD, abzuschwächen und für eine große Anzahl an Unternehmen um zwei Jahre zu verschieben. Dabei hätte die Bundesregierung diese Richtlinie, an der sie jahrelang mitverhandelt und zugestimmt hat, bis Juli 2024 längst einführen müssen.

Dazu kommentiert Laura Niederdrenk, Sustainable-Finance-Expertin beim WWF Deutschland: 

"Der jüngste Vorstoß der Bundesregierung schlägt einen gefährlichen Rückwärtskurs in der Nachhaltigkeitsberichterstattung ein.  Der Brief an die EU-Kommission offenbart ein grundlegendes Missverständnis sowohl des Zwecks als auch der Funktionsweise dieser essenziellen Regelungen CSRD, CSDDD und Taxonomie. Dies gefährdet die notwendige Transformation der Wirtschaft. Die vorgeschlagene Verschiebung der Berichtspflichten um zwei Jahre bestraft aktiv Unternehmen, die bereits in Systeme zum Erfassen und Berichterstatten von Nachhaltigkeitsdaten investiert haben. Dies schafft unnötige Unsicherheit für Unternehmen, die sich proaktiv auf die Transformation vorbereitet haben. Das Versäumnis der Bundesregierung, rechtzeitig Hilfestellung bei der Umsetzung zu leisten, kann keine Rechtfertigung dafür sein, vorausschauende Unternehmen zu benachteiligen.

Besonders besorgniserregend ist, wie das Schreiben die CSRD auf simple Fragen von Datenpunkten und Unternehmensgrößen reduziert. Dies verfehlt den eigentlichen Zweck der Regulierung: die Schaffung von Transparenz und Vergleichbarkeit für eine effektive Transformation der Wirtschaft. Der Vorschlag, sektorspezifische Standards zu streichen, ignoriert, dass diese Standards die Berichterstattung durch gezielte Vorgaben tatsächlich vereinfachen. Genauso wie die Wesentlichkeitsanalyse nicht verstanden wird, denn diese reduziert ebenfalls Datenpunkte nach Relevanz/Wesentlichkeit.

Der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger sein: Während die EU-Kommission plant, CSRD, CSDDD und EU-Taxonomie durch eine Omnibus-Verordnung zusammenzufassen und zu schwächen, sollte Deutschland sich auf EU-Ebene lieber für Stabilität einsetzen und als verlässlicher Partner auftreten. Die drei Regelwerke sind bewusst aufeinander abgestimmt. Ihre Demontage würde eine beispiellose Rechtsunsicherheit schaffen – ausgerechnet in einer Zeit, in der Unternehmen klare Leitplanken brauchen."

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz