EU-Kennzeichnungspflicht gilt nur fürs Frischei, nicht für eihaltige Lebensmittel

Berlin, 20.03.2024: Ostern haben Eier in Deutschland Hochkonjunktur – ob im Osternest, am Frühstückstisch oder im Hefezopf. Die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland wirbt für den Griff zum Bio-Ei und weist auf große Lücken bei der Kennzeichnungspflicht hin: Die EU-weite 0,1,2,3-Kennzeichnung gilt nur für Frischeier, nicht aber für Eier in Nudeln, Kuchen, Puddings, Suppen und anderen Lebensmitteln. Auch die an Ostern beliebten bunt gefärbten Eier unterliegen nicht der Kennzeichnungspflicht. „Die Menschen essen unwissentlich weiter Eier aus Käfig- oder Bodenhaltung“, sagt WWF-Ernährungsexpertin Elisa Kollenda. Der WWF fordert eine EU-weite Kennzeichnungspflicht für alle eihaltigen Lebensmittel. Kommt diese absehbar nicht, fordert der WWF eine nationale Regelung für die verpflichtende Kennzeichnung aller eihaltigen Lebensmittel.

In allen EU-Ländern müssen frische Eier seit 2004 gekennzeichnet werden: 0 steht für Ökobetriebe, 1 für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung und 3 für Käfighaltung. Daneben gibt es ein Länderkürzel als Herkunftsnachweis. Werden Eier weiterverarbeitet, entfallen die Informationen zu Haltung und Herkunft jedoch. EU-weit dominiert mit über 43 Prozent immer noch die Haltungsform Käfighaltung, gefolgt von Bodenhaltung mit über 36 Prozent. Diese bietet den Hennen kaum mehr Platz als die Käfighaltung. Hinzu kommen Eier aus Nicht-EU-Ländern, die oft in weiterverarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt werden.

Mit Einführung der EU-Kennzeichnung brach die Nachfrage nach Frischeiern aus Käfighaltung in Deutschland ein. Der Lebensmitteleinzelhandel listete sie schnell aus. „Information direkt am Produkt wirkt, deswegen gehört ein Hinweis auf die Haltung auf jedes Lebensmittel mit Ei“, unterstreicht Elisa Kollenda vom WWF. „Deutschland muss seine Bemühungen innerhalb der EU intensivieren und dem Blinde-Huhn-Prinzip am Einkaufsregal sowie perspektivisch auch in Restaurants und an Frühstücksbuffets ein Ende setzen“, fordert Kollenda.

Wer beim Einkauf Eier aus Käfig- oder Bodenhaltung vermeiden will, dem empfiehlt der WWF neben Frischeiern auch alle eihaltigen Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung zu kaufen. Sie dürfen nur Bio-Eier enthalten. Im ökologischen Landbau haben Hennen deutlich mehr Platz als im herkömmlichen Bereich und sie bekommen das Angebot zum Auslauf an der frischen Luft. Außerdem wird beim Futter auf Gentechnik, auf aus Übersee importiertes Soja sowie auf chemisch-synthetische Dünger und Pestizide verzichtet.

Laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 in Deutschland rund 13,1 Milliarden Eier in Betrieben mit mindestens 3.000 Hennenhaltungsplätzen gelegt. Die Bodenhaltung war mit 58,8 Prozent der erzeugten Eier weiter die vorherrschende Haltungsform. Der Anteil von Eiern aus Freilandhaltung lag 2023 bei 23 Prozent. Der Anteil von Eiern aus ökologischer Erzeugung sank mit 13,4 Prozent leicht um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der verbleibende Anteil von 4,9 Prozent der Eierproduktion entfiel auf die Haltung in Kleingruppen.

Quellen:

Destatis- Pressemitteilung Nr. 104, 15.03.2024: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/03/PD24_104_413.html

BLE-Bericht zur Markt- und Versorgungslage mit Eiern 2023: https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/BZL/Daten-Berichte/Eier/2023BerichtEier.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Ernährung, Landwirtschaft, Bergbau / Berlin

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