Berlin, 01.08.2025: Die Waldbrandsaison hat weltweit bedrohliche Dimensionen angenommen: Von Kanada über Europa bis nach Indonesien stehen Wälder aktuell in Flammen und bedrohen Leben und Lebensgrundlagen vieler Menschen. Die heute veröffentlichte WWF-Studie „Außer Kontrolle – Brennende Wälder im Zeitalter der Klimakrise“ zeigt, wie Wald- und Vegetationsbrände durch Erderhitzung und intensive Landnutzung in den letzten Jahrzehnten deutlich an Intensität und Ausmaß zugenommen haben und immer häufiger außer Kontrolle geraten.
Die Intensität der Brände steige insbesondere seit der Jahrtausendwende deutlich. Extreme Brände vernichten ganze Ökosysteme, verursachen große soziale und wirtschaftliche Schäden und stoßen gewaltige Mengen CO₂ aus, die wiederum die Klimakrise weiter anheizen, so der WWF. Allein im Jahr 2023 verbrannten weltweit etwa 26 Millionen Hektar Wald – eine Fläche, die etwa der Größe Neuseelands entspricht. Rund 8,8 Milliarden Tonnen CO₂ wurden dadurch freigesetzt, was mehr als das Fünfzehnfachen der jährlichen Emissionen Deutschlands ist. Besonders alarmierend: Obwohl im globalen Durchschnitt etwas weniger Fläche brannte als in den Vorjahren, stieg der CO₂-Ausstoß durch Feuer innerhalb eines Jahres um 16 Prozent an.
„Während die Anzahl der Feuer weltweit leicht zurückgeht, nehmen Intensität, Hitze und Zerstörungskraft zu. Die Feuer werden zunehmend unkontrollierbar und die Schäden immer größer. Das wiederrum führt zu höheren Emissionen. Mittlerweile brechen große Feuer sogar in Klimaregionen, wo dies bislang als untypisch galt, etwa im Süden Skandinaviens oder im tropischen Regenwald im Amazonasgebiet. Selbst Ökosysteme, die früher als relativ ‚immun‘ gegen Feuer galten, sind nicht länger sicher“, warnt Johannes Zahnen, Referent für Forstpolitik beim WWF Deutschland.
Die Ursachen für diese Eskalation sind laut WWF vielfältig, aber eindeutig menschengemacht: Neben der Erderhitzung sind es vor allem intensiver Holzeinschlag, die Umwandlung von Waldflächen, die Übernutzung natürlicher Ressourcen sowie unvorsichtiger Umgang mit Feuer bzw. Brandstiftung. Jahrzehntelange intensive Landnutzung habe die weltweiten Naturlandschaften stark verändert und geschwächt. Wälder werden zunehmend lichter und trockener. Diese Kombination aus Klimakrise mit immer längeren Dürreperioden und steigenden Temperaturen sowie der geschwächten Ökosysteme schaffe ideale Voraussetzungen für Brände. Die Folge: Es entstehen zunehmend Megabrände, also riesige Feuerereignisse auf Flächen zwischen 100.000 und über einer Million Hektar. Laut Prognosen könnte die Zahl dieser extremen Vegetationsbrände bis 2030 um 14 Prozent, bis 2050 um 30 Prozent und bis Ende des Jahrhunderts sogar um 50 Prozent zunehmen.
„Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, müssen wir den Fokus von der Brandbekämpfung auf die Brandvermeidung verlagern“, fordert Johannes Zahnen vom WWF. „Unsere Wälder können wir nicht allein durch Löschmaßnahmen bewahren, dafür sind die heutigen Brände viel zu extrem. Entscheidend ist daher, dass wir mit vollem Einsatz gegen die Klimakrise vorgehen und unsere bestehenden Wälder konsequent schützen.“
Neben einem entschiedenen Klimaschutz fordert der WWF, natürliche Wälder und Landschaften wiederherzustellen sowie Wälder grundsätzlich naturnah zu bewirtschaften. Dazu zählt – insbesondere in feueranfälligen Regionen – eine Abkehr von Monokulturen wie Eukalyptus-Plantagen, ein Stopp der Ausdünnung und Umwandlung der Wälder sowie die Wiedervernässung von Feuchtgebieten wie Auwäldern und Mooren. Von Waldbränden geschädigte Flächen sollten naturnah wiederbewaldet werden. Für diese Maßnahmen bedürfe es auch politischer Initiativen. Als positives Beispiel nennt der WWF die EU-Entwaldungsverordnung EUDR, die derzeit jedoch unter hohem politischem Druck stehe und bis zur Unwirksamkeit aufgeweicht zu werden drohe.