WWF-Studie warnt vor eskalierenden Waldbränden durch Klimakrise und falsche Waldpolitik

Berlin, 14.08.2025: Angesichts der hohen Waldbrandgefahr in weiten Teilen des Landes warnt der WWF in seiner Studie „Feuerkompass – Waldbrände in Deutschland“ vor den massiven Folgen der Erderhitzung für die heimischen Wälder. Die Klimakrise verstärke Trockenheit und Hitze und erhöhe so das Risiko für Waldbrände deutlich. Laut der Veröffentlichung haben besonders die extremen Hitze- und Trockenjahre 2018, 2019 und 2022 die Waldbrandgefahr auf Rekordwerte steigen lassen. Auch der schlechte ökologische Zustand durch die intensive Waldbewirtschaftung und fehlende Baumartenvielfalt fördere die Brandgefahr. In diesen Jahren brannten jeweils mehr als 2.000 Hektar Waldfläche – die höchsten Werte seit fast 30 Jahren. Allein 2023 verbrannten 1.240 Hektar, was 157 Prozent des langjährigen Durchschnitts entspricht.

„Die letzten Wochen mit starken Regenfällen waren leider nicht mehr als ein Pflaster auf einer offenen Wunde. Die Diagnose ist eindeutig: Steigende Temperaturen, weniger Niederschlag und ein hoher Anteil an naturfernen Nadelforsten sind die hochgefährliche Kombination, der Deutschlands Wälder immer häufiger und intensiver in Flammen aufgehen lässt. Wir sind nicht darauf vorbereitet, was die Erderhitzung für unsere Wälder bedeutet. Was früher Ausreißerjahre waren, entwickelt sich zur erschreckenden Regel“, warnt Albert Wotke, Programmleiter Flächennaturschutz beim WWF Deutschland.

Besonders betroffen ist Brandenburg, dessen trockene Böden und hohe Anteile an leicht entzündlichen Kiefernwäldern ideale Bedingungen für Waldbrände bieten. 2023 entfiel etwa die Hälfte der Waldbrandflächen in Deutschland auf dieses Bundesland. Mit den sandigen Böden und einem sehr hohen Kiefernanteil von 69 Prozent entzünden sich Waldbrände hier besonders schnell. Ähnliche Risiken bestehen in angrenzenden Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Sachsen und zunehmend auch Bayern und Baden-Württemberg, Thüringen und in Teilen Hessens wo aktuell hohe bis sehr hohe Warnstufen aufgrund von Trockenheit und Hitze ausgerufen werden.  

Die Studie zeigt zudem, dass nur rund vier Prozent der Waldbrände in Deutschland einen natürlichen Ursprung wie zum Beispiel Blitzeinschläge haben. Die Mehrheit der Feuer geht auf Menschen zurück, etwa durch Brandstiftung und vor allem Fahrlässigkeit wie achtlos weggeworfene Zigaretten, das Grillen im Wald, nicht vollständig gelöschte Lagerfeuer oder Funkenflug von Maschinen. Besonders gefährlich sind ehemalige Truppenübungsplätze, auf denen alte Kampfmittel die Brandbekämpfung massiv erschweren. Hier kam es in der Vergangenheit wiederholt zu Großbränden, etwa bei Jüterbog und in der Lieberoser Heide in Brandenburg, wo Brände tagelang wüteten, weil Feuerwehrkräfte aufgrund explodierender Munition nicht nah genug herankommen konnten. Gerade hier zeige sich, wie wichtig vorbeugender Brandschutz und verantwortungsvolles Verhalten seien.

 

WWF fordert Kurswechsel in der Waldpolitik

Um dem eskalierenden Waldbrand-Trend vorzubeugen, betont die Studie die Bedeutung des ökologischen Waldumbaus als langfristige Präventionsmaßnahme. Naturnahe Laubmischwälder seien deutlich weniger anfällig für Waldbrände als reine Nadelwälder. So waren zwischen 1992 und 2023 mehr als zwei Drittel der brennenden Waldflächen von Nadelbäumen bestanden, Laubwälder brannten in nur 31 Prozent der Fälle. Nadelbäume wie Kiefern und Fichten enthalten Harze und Öle, die leicht entzündlich sind. Laubwälder hingegen bieten weniger brennbares Material und begünstigen durch ihr dichteres Blätterdach sowie ein feuchteres Mikroklima eine langsamere Ausbreitung von Feuer. Zudem kann Sickerwasser in Laubmischwäldern besser ins Grundwasser gelangen, was zu einem besseren Wasserhaushalt und feuchteren Waldböden beiträgt.

Der WWF fordert deshalb, Nadelholzmonokulturen gezielt in robuste Mischwälder umzubauen. Alte Kiefernforste, die mit jungen Laubbäumen ergänzt werden, verringern die Gefahr eines Großbrandes. „Waldbrandprävention beginnt mit der richtigen Baumwahl. Laubmischwälder, wie sie natürlicherweise in Deutschland vorkamen und vorkommen, brennen seltener und weniger heftig. Daher ist der Waldumbau die mit Abstand wichtigste Maßnahme zur effektiven und dauerhaften Reduzierung der Brandgefahr. Hier ist die Politik gefragt. Wir brauchen verbindliche Vorgaben an die Waldbesitzenden und ausreichende finanzielle Mittel, damit der Umbau zu naturnahen Laubmischwäldern zügig umgesetzt wird“, fordert Wotke.

Gleichzeitig weist der WWF darauf hin, dass die zunehmende Erderhitzung das Risiko für Waldbrände zusätzlich verschärft und Präventionsmaßnahmen erschwert. Ein ambitionierter Klimaschutz, der Hitzeperioden und Dürrephasen reduziert, sei deshalb unverzichtbar, um die Waldbrandgefahr einzudämmen. Gleichzeitig könne jeder einzelne durch umsichtiges Handeln Brände verhindern, wie das Vermeiden offener Feuer und das sichere Entsorgen von Zigaretten und anderem Müll. Auf politischer Seite bzw. Seiten der Waldbesitzenden fordert der WWF die Anlage von Waldbrandriegeln, das Verschließen von Entwässerungsgräben und die Förderung der Laubholzverjüngung. Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, dass sich Feuer weniger schnell ausbreiteten, mehr Wasser im Wald erhalten bliebe und der Wald insgesamt widerstandsfähiger werde.

Auch wirtschaftlich hätten Waldbrände spürbare Folgen: Jährlich entstünden im Schnitt Schäden von rund 1,23 Millionen Euro, in Extremjahren sogar bis zu fünf Millionen Euro. Hinzu kommen langfristige Bodenschäden und Biodiversitätsverluste, gesundheitliche Belastungen als auch die Freisetzung klimaschädlicher Treibhausgase – welche wiederum die Erderhitzung befördern.

Kontakt

Immo Fischer

Pressesprecher für Afrika, Lateinamerika, Wald & Holz, menschenrechtliche Sorgfaltspflicht / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz