Berlin, 06.08.2025: Der ecuadorianische Präsident Daniel Noboa hat per Dekret einen umfangreichen Umbau des Regierungsapparats angeordnet. Hierzu zählt auch die Abschaffung des Umweltministeriums (MAATE), das zukünftig dem Ministerium für Bergbau und Energie unterstellt wird. Gleichzeitig sollen 5.000 Beamtinnen und Beamte entlassen werden. Der WWF kritisiert den Schritt als herben Schlag gegen das Gemeinwohl: Der Umweltschutz drohe damit kurzfristigen wirtschaftlichen Partikularinteressen zum Opfer zu fallen, während die Mehrheit der Ecuadorianerinnen und Ecuadorianer unter den Folgen zunehmender Umweltzerstörung leiden würde.
„Die Fusion der Ministerien ist ein schwerer Rückschlag für den Umweltschutz in Ecuador. Aus Kontrolle wird Selbsteinschätzung – auf Kosten von Natur, Klima und Menschenrechten. Der Schritt ist umso bitterer, als dass der Bergbausektor zu den schlimmsten Umweltzerstörern des Landes zählt und eine wirksame Kontrolle hier besonders wichtig ist“, sagt Michelle Neuhaus, Lateinamerika-Referentin beim WWF Deutschland.
Der WWF warnt auch vor einer Kollision der Reform mit der Verfassung des Landes. Diese schreibe vor, dass Umweltgenehmigungsverfahren unabhängig und fachlich fundiert durchgeführt werden und das Gemeinwohl Vorrang vor Einzel- oder Unternehmensinteressen haben müssten. Übernehme jedoch dieselbe Behörde zugleich die Rolle von Antragstellerin und Prüferin – also Richterin und Partei in Personalunion – seien Unparteilichkeit, Transparenz und ein ordnungsgemäßer Ablauf ernsthaft gefährdet (Art. 76 und 82 der Verfassung).
Der WWF fordert daher die Rücknahme der Reform. Der Freifahrtschein für die Industrie sei auch aus wirtschaftlicher Sicht ein Himmelfahrtskommando: Während Bergbau- und Energiesektor nur zu einem bzw. acht Prozent zur nationalen Wertschöpfung beitragen, hingen über die Hälfte des ecuadorianischen BIP direkt von einer intakten Natur ab.