Berlin, 22.08.2025: Die Waldbrände in Europas Mittelmeerregion haben im Sommer 2025 alarmierende Ausmaße erreicht. Wie eine aktuelle Studie des WWF – „Im Brennpunkt: Die Mittelmeerregion Europas“ – zeigt, sind Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland von immer intensiveren Großbränden betroffen. Allein diese fünf Länder machen etwa 85 Prozent der jährlich verbrannten Flächen in der EU aus. Seit 2006 brennen dort im Schnitt mehr als 350.000 Hektar pro Jahr – eine Fläche so groß wie Mallorca.
Seit dem Jahrtausendwechsel treten in der Mittelmeerregion vermehrt sogenannte Mega-Waldbrände auf – Brände von extremer Intensität und enormer Ausbreitungsgeschwindigkeit, die kaum noch zu kontrollieren sind. Allein im Jahr 2023 erlebte Griechenland mit dem Feuer in Evros das größte je in der EU gemessenen Waldbrandereignis, das mit einer verbrannten Fläche von 93.000 Hektar die Ausdehnung Berlins übertraf. Die WWF-Studie zeigt, dass die Feuer häufiger riesige Ausmaße annehmen: Mittlerweile sind nur 6,5 Prozent der Brände für rund zwei Drittel der verbrannten Flächen verantwortlich.
„Nahezu alle Brände im Mittelmeerraum – rund 97 Prozent – gehen auf menschliches Handeln zurück. Doch wir schüren die Flammen nicht nur direkt durch Fahrlässigkeit oder Brandstiftung, sondern auch indirekt, indem wir die Klimakrise weiter anheizen. Damit tragen wir eine doppelte Verantwortung“, sagt Johannes Zahnen, Referent für Forstpolitik beim WWF Deutschland.
Ursache für die zunehmende Gefahr ist maßgeblich die Erderhitzung: Italien, Griechenland, Spanien und Portugal gehören laut Climate Risk Index zu den weltweit am stärksten von klimabedingtem Extremwetter betroffenen Ländern. Die Folgen: Veränderte Brandmuster, längere Risikoperioden und eine Ausdehnung der Risikogebiete. Hinzu kommen eine zunehmend ausgedörrte Landschaft und drohende Wüstenbildung, die nicht nur ökologische, sondern auch immense wirtschaftliche und soziale Schäden nach sich zieht.
Doch auch unser Lebensstil trägt erheblich zur Brandgefahr im Mittelmeerraum bei. Ein enormer Wasserverbrauch durch Landwirtschaft, Zellstoffindustrie und Massentourismus setzen den Wasserressourcen zu und trocknet die Vegetation zusätzlich aus. Über vier Millionen Hektar Agrarfläche werden allein in Spanien künstlich bewässert – hinzu kommen rund eine Million illegal bewässerter Flächen. In Portugal sind mehr als eine Million Hektar mit hoch brennbaren Eukalyptus-Plantagen bedeckt.
„Tourismus, Tomaten oder Papier – in Südeuropa wirkt unser Konsumverhalten wie ein Brandbeschleuniger“, warnt Johannes Zahnen. „Ein Beispiel dafür ist die Zellstoffindustrie: In Portugal werden riesige Eukalyptus-Plantagen in Monokulturen zumeist für die Papierindustrie bewirtschaftet. Unsere alltäglichen Konsumentscheidungen stehen so in direktem Zusammenhang mit der eskalierenden Wald- und Wasserkrise im Süden.“
Neben wirksamen Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise fordert der WWF ein Umdenken im Umgang mit Wasser, Wald und Ressourcen allgemein. Der Schutz natürlicher Wälder und Landschaften sei unerlässlich. Hierzu zählt auch eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, die Schaffung von feuerresilienteren Mosaiklandschaften sowie die konsequente Abkehr von brandgefährlichen Monokulturen. Außerdem ruft der WWF Urlauber:innen, Reiseveranstalter und Konsument:innen gleichermaßen dazu auf, nachhaltiger mit Wasser, Papier, Verpackungen und Lebensmitteln umzugehen. Nicht zuletzt gilt es, in der Natur sorgsamer mit offenem Feuer umzugehen – vom Lagerfeuer bis zur Zigarette –, damit aus kleinen Funken keine verheerenden Brände entstehen.