Neue Studie zeigt: Entwaldung, Wasserknappheit und Meeresverschmutzung werden in Finanzregulierung kaum berücksichtigt – trotz wachsender systemischer Risiken

Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden weltweit übersehen die größten Treiber des Naturverlusts. Zu diesem Ergebnis kommt der heute veröffentlichte WWF-Bericht „Sustainable Financial Regulations and Central Bank Activities Assessment 2025" (SUSREG). Während Klimarisiken zunehmend beachtet werden, bleiben Entwaldung, Landumwandlung, Wasserknappheit und Meeresverschmutzung in der Finanzregulierung weitgehend unberücksichtigt – obwohl sie das Finanzsystem ebenso bedrohen.

Die globale Vergleichsstudie des WWF bewertet 50 Länder im Bankensektor, 46 im Versicherungsbereich und 12 Kapitalmärkte – zusammen über 89 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Das Ergebnis: Trotz einzelner Fortschritte fehlt es an entschiedenem regulatorischem Handeln. Mit weniger als fünf Jahren bis zu den globalen Klima- und Naturzielen für 2030 wächst der Druck auf Finanzbehörden, systemische Umweltrisiken ernster zu nehmen.

Einzelne Zentralbanken zeigen, dass Fortschritt möglich ist: Die Europäische Zentralbank verschärft ihre Aufsicht, die ungarische Zentralbank hat Biodiversitätsrisiken explizit in ihre Offenlegungspflichten integriert und nutzt WWF-Tools zur Risikobewertung ihrer Portfolios.

Auch Schwellenländer wie Kolumbien, Marokko und die Türkei haben neue Leitlinien für Klima- und Umweltrisiken eingeführt.

Doch der Bericht identifiziert kritische Lücken: Makroprudenzielle Instrumente wie der Systemrisikopuffer, der Banken zu mehr Eigenkapital für riskante Geschäfte verpflichtet, werden kaum genutzt. Grüne Taxonomien breiten sich zwar aus, bleiben aber ohne verpflichtende Offenlegungen wirkungsarm. Und während die Erwartungen an Finanzinstitute steigen, fehlt es an konsequenter Durchsetzung.

„Wir müssen einen wirklich vorbeugenden Ansatz bei Klima- und Naturrisiken verfolgen. Wir müssen jetzt handeln, Je länger wir warten, desto teurer werden wir unsere Untätigkeit in der Zukunft bezahlen", sagt Jochen Krimphoff, Global Lead Data, Tools and Methodologies der WWF-Initiative „Greening Financial Regulation".

„Da die globalen Verhandlungen weiterhin keine klaren Fahrpläne für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die Beendigung der Entwaldung liefern, müssen Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden zunehmend vorangehen. Das Finanzsystem kann nicht länger so tun, als seien umweltschädliche Vermögenswerte risikoarm, wenn die Fakten das Gegenteil beweisen. Sie sind entscheidende Akteure, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken, die nötig ist, um den sich beschleunigenden Schocks standzuhalten. Auch die Deutsche Bundesbank steht vor der Herausforderung, Naturrisiken systematisch in ihre Finanzstabilitätsanalysen zu integrieren – ein notwendiger Schritt, um den Finanzplatz Deutschland zukunftsfähig zu machen."

Der WWF fordert von Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden:

  • Naturrisiken wie Entwaldung und Wasserknappheit systematisch in Zentralbankpolitik und Finanzaufsicht integrieren
  • Makroprudenzielle Instrumente wie Stresstests und Kapitalpuffer konsequent einsetzen
  • Offenlegungspflichten und Transitionspläne für Finanzinstitute verbindlich machen
  • Kapitalvorschriften so anpassen, dass umweltschädliche Vermögenswerte teurer werden
  • Grüne Finanzierung als zentrale Wachstumschance positionieren
  • Nationale und internationale Koordination durch grüne Finanzausschüsse stärken

Hintergrund

Der vollständige SUSREG 2025-Bericht steht zum Download bereit unter: https://wwfint.awsassets.panda.org/downloads/2025-susreg-annual-report.pdf. Die Länderergebnisse sind auf der Online-Plattform WWF SUSREG Tracker abrufbar: http://susreg.panda.org/

Über SUSREG: Seit 2021 bewertet der WWF jährlich, wie Umwelt- und Sozialrisiken in Finanzregulierung, Aufsicht und Zentralbankaktivitäten integriert werden. Die bewerteten Länder sind überwiegend Mitglieder des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS), der Internationalen Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden (IAIS) und des Netzwerks zur Ökologisierung des Finanzsystems (NGFS).

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz