Wielenbach wird Vorbild für hindernisfreie Flüsse in Deutschland

Peiting, den 08.12.2025: Am Montag startete der Wehrrückbau am Wielenbach. Bis Ende Februar 2026 wird dort die Wehrkrone abgetragen und anschließend auf einer Länge von 50 Metern eine raue Rampe aus Steinen und Kies errichtet. Dann können Fische ungehindert vom Lech in den Wielenbach aufsteigen. Er erfüllt somit die Kriterien der EU-Wasserrahmenrichtlinie, nach der Flüsse bis spätestens 2027 auch über freie Wanderwege für Fische und andere Gewässerorganismen verfügen müssen. Die regionale Trinkwasserversorgung wird dadurch nicht beeinträchtigt. Verantwortlich für den Rückbau ist der örtliche Wasserbeschaffungsverband (WBV) Birkland. Unterstützt wird er finanziell von der Gemeinde Peiting und dem WWF Deutschland.

Zum symbolischen Spatenstich am Wehr trafen sich Mitglieder des WBV Birkland und Bürgermeister Peter Ostenrieder mit Vertreterinnen und Vertretern der Wasserrechtsbehörde Weilheim-Schongau sowie des WWF Deutschland an der Wehranlage. Zusammen nahmen sie Abschied von der Nutzung der Wasserkraft am Wielenbach, die seit 1887 besteht. Zunächst war ein Wasserrad im Einsatz, dann wurde nach dem 2. Weltkrieg eine Turbine eingebaut. Durch sie wurde das Quellwasser aus der Waldschlucht in einen Hochbehälter gepumpt und in der Gemeinde Birkland verteilt. „Der Rückbau ist eine Zäsur, das Wehr weckt bei vielen Birkländern nostalgische Gefühle, aber wir bringen damit nun neues Leben in den Bach“, unterstreicht Reinhard Geiger vom WBV. Nach einer längeren Planungsphase haben der WBV Birkland, das Wasserwirtschaftsamt, die Wasserrechtsbehörde, die Untere Naturschutzbehörde und der Kreisfischereiverein Schongau nun zu einer schnellen Umsetzung des Wehrückbaus beigetragen.

Der Wielenbach entspringt in einem Moorgebiet, verläuft später in einer Waldschlucht und mündet bei Birkland in den Lech. Bis auf die Wehranlage ist er weitestgehend frei von künstlichen Barrieren. Das ist selten in Bayern, wo nach Daten des Bayerischen Landesamts für Umwelt rechnerisch rund alle 500 Meter ein Hindernis den Lauf der Fließgewässer unterbricht. Der Rückbau des Wehrs stellt die Durchwanderbarkeit des 15 Kilometer langen Zufluss des Lechs wieder her und verbessert die Lebensbedingungen für Bachforelle, Groppe und andere heimische Süßwasserfische. Das Quellwasser wird weiterhin zur Trinkwasserversorgung genutzt. Die neue und deutlich effizientere Pumpe wird künftig über eine seit 1993 bestehende Stromleitung betrieben.

Etwas unterhalb des Wehres blockierte bis vor kurzem noch ein knapp zwei Meter hoher Absturz an der quer durchs Bachbett verlaufenden einbetonierten Trinkwasserleitung (Düker) den Weg der Fische und anderer Gewässerlebewesen. Dieser wurde bereits im Sommer dauerhaft ausgeglichen und mit Kies aufgefüllt. Auf einer Länge von insgesamt über 50 Metern entstand so ein strukturierter, naturnaher Abstieg mit Kies, Gestein und Wurzelstöcken.

Der WWF finanzierte die Renaturierungsmaßnahmen an Düker und Wehr mit insgesamt rund 55.000 Euro aus seinem Lebendige-Flüsse-Projekt, das maßgeblich von der Deutschen Postcode Lotterie und zu kleineren Teilen auch von der PSD Bank München und der Heizungsfirma Vaillant finanziert wird. Die restlichen Kosten teilen sich der WBV Birkland und die Gemeinde Peiting.

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Agrarrohstoffe, Biodiversität und Bergbau / Berlin

  • Feldberger Seenlandschaft © Ralph Frank / WWF Deutschland

    Im Norden, Süden, Osten und Westen Deutschlands ist der WWF aktiv und engagiert sich für den Erhalt wertvoller Landschaften, die für zahlreiche Arten wichtiger Lebensraum sind. Mehr zu deutschen Naturschutz-Projekten