Berlin, 2.7.2025: Das neue Klimaziel der EU von 90 Prozent Treibhausgasreduktion bis 2040 ist laut WWF das bare Minimum angesichts der historischen Verantwortung Europas für die Klimakrise. Es dürfe zudem nicht mit fragwürdigen internationalen Emissionszertifikaten oder durch massive vermeintliche CO2-Entnahmen erreicht werden, warnt die Umweltorganisation anlässlich der Vorstellung des Klimaziels von der EU-Kommission. Dazu sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland:
„Das Timing passt zumindest: Während wir in Deutschland Temperaturen bis zu 40 Grad erwarten, stellt die EU-Kommission in Brüssel ihr neues Klimaziel für 2040 vor. Die aktuelle Hitze ist nur eine der spürbaren Folgen der Klimakrise. Das neue Klimaziel ist ein wichtiger Schritt, die Erderhitzung endlich einzudämmen und unser aller Gesundheit zu schützen. Doch es darf nicht bei hehren Absichten bleiben: Wir müssen in die Umsetzung kommen - und das schnell. Je mehr Emissionen wir jetzt einsparen, desto besser sind die Folgen der Klimakrise noch zu bewältigen, desto höheren Kosten entgehen wir, desto zukunftssicherer machen wir uns. Wir müssen den Großteil der Emissionen vor 2035 einsparen. Das sollte sich auch in dem neuen Klimabeitrag der EU zum Pariser Klimaabkommen (NDC) niederschlagen, der bis September vorliegen muss.
Europa als Wiege der industriellen Revolution und der Klimakrise trägt eine klare Verantwortung. Die EU muss zuhause klar Schiff machen, anstatt die Emissionsreduktion über Zertifikate mit zweifelhafter Klimawirkung auszulagern. Auch dürfen keine CO2-Entnahmen im EU- Emissionshandel integriert werden – zumal die aktuellen Pläne zur permanenten CO2-Entnahme massive Unsicherheiten und Risiken bergen, etwa eine mögliche Schädigung der natürlich Senken Europas. Nicht zuletzt erweckt dies den gefährlichen Anschein, dass Emissionen im Industrie- und Energiesektor weniger stark reduziert werden müssen.
Die EU-Kommission hätte mit dem Klimaziel 2040 die Chance nutzen müssen, drei getrennte Ziele zu formulieren: für Emissionsreduktionen, für naturbasierte Entnahmen und für permanente Entnahmen. Dadurch könnte verhindert werden, die nötigen Reduktionen mit unsicheren Entnahmen schönverrechnen zu wollen. Das angekündigte ‚Fit for 90‘-Paket kann den Weg bereiten für ein zukunftsfähiges Europa, wenn es wirksame Maßnahmen zeitnah in die Umsetzung bringt.
Deutschland als wirtschaftliches Schwergewicht Europas muss seinen Beitrag leisten, um uns vor den aktuellen und in den nächsten Jahren umso spürbareren Folgen der Klimakrise zu schützen. Hier erwarten wir insbesondere vom Sondervermögen, Meilenschritte in Richtung eines klimafreundlichen Deutschlands zu finanzieren, anstatt schädliche Strukturen etwa der Fossilindustrie aufrechtzuerhalten.“
Hintergrund:
Die EU-Kommission hat als Klimaziel für 2040 eine Treibhausgasreduktion von minus 90 Prozent bis 2040 vorgeschlagen. Davon sollen bis zu 3 Prozent ab 2036 über internationale Zertifikate erreicht werden können. Es soll zudem geprüft werden, ob die Integration von permanenten CO2-Entnahmen in den EU-Emissionshandel zur Zielerreichung beiträgt. Der Vorschlag wird nun in die Abstimmung mit Parlament und Rat gehen. Nach wie vor fehlt das neue NDC der EU unter dem Pariser Klimaabkommen: Für die Zeit bis 2035 hätte die EU formell schon bis Februar einen neuen Klimabeitrag einreichen müssen. Er muss nun bis spätestens September vorliegen, um noch in Analysen für die Klimakonferenz COP30 im November in Brasilien einfließen zu können. Ein ambitioniertes europäisches NDC wäre ein wichtiges Zeichen gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft.