Bis Ende Juli muss Deutschland den Erhaltungszustand Wolf an Brüssel berichten

  • Einzelne Bundesländer drängen, politische Entscheidung zu treffen
  • WWF: Auf flächendeckenden Herdenschutz und schnelle Entnahmen fokussieren

Berlin, 28.07.2025: Bis Ende Juli muss Deutschland seinen Bericht zum Erhaltungszustand der in der FFH-Richtlinie geschützten Arten an Brüssel geben, somit auch zum Wolf. Die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland appelliert an die Bundesregierung, nach Brüssel faktenbasiert zu berichten. Demnach müsste die Bundesregierung den Erhaltungszustand des Wolfes noch als "ungünstig" einstufen.

„Unabhängig davon, was Deutschland nach Brüssel übermittelt, bleibt die Hauptaufgabe, die Erhaltung der weiterhin geschützten Art Wolf sicherzustellen und gleichzeitig die Risszahlen kontinuierlich zu reduzieren. Trotz eines gestiegenen Wolfsbestandes hat die Anzahl der Übergriffe und der geschädigten Tiere 2024 im Vergleich zum Vorjahr abgenommen. Diese gute Entwicklung gilt es deutlich auszubauen. Dafür braucht es einen flächendeckenden Herdenschutz und schnelle effektive Entnahmen von Wölfen. Hierauf muss der Fokus liegen, nicht auf einer Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht“, sagt Dr. Sybille Klenzendorf, Programmleiterin Wildtiere in Europa beim WWF Deutschland.

Dr. Sybille Klenzendorf schlägt vor, dass die Bundesländer alle bestehenden finanziellen Möglichkeiten zur Unterstützung von Weidetierhaltenden ausschöpfen. So könnten etwa mit EU-Agrarmitteln sogar die Gehälter von Hirten finanziert werden. Zudem sind die Förder-Richtlinien vieler Bundesländer nach wie vor nicht praxistauglich – etwa dort, wo Tierhalter außerhalb sogenannter Wolfsgebiete keine Förderung für den Herdenschutz erhalten, die zusätzliche Arbeit für den Herdenschutz nicht honoriert wird oder Förderpauschalen zu gering sind. 

Außerdem muss die bestehende Richtlinie zur Entnahme von Wölfen, die gute Herdenschutzzäune überwinden oder verhaltensauffällig sind, praxistauglicher werden. „Wo Wölfe verhaltensauffällig sind, braucht es klare und gut funktionierende Prozesse. Grundlage dafür ist zum Beispiel eine bessere rechtliche Handreichung an die Bundesländer und dann vor Ort geschultes Personal, das die Richtlinie effektiv umsetzen kann“, sagt Klenzendorf.

Die Umweltministerkonferenz hatte 2020 eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe zusammengerufen, um eine Methode zur Bestimmung des Erhaltungszustandes des Wolfs zu erarbeiten. Die Federführung dafür lag beim Bundesamt für Naturschutz (BfN). Das Ergebnis einer darauf basierenden wissenschaftlichen Untersuchung ist, dass der Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland derzeit noch als „ungünstig“ einzustufen ist. Zuletzt hatte es aber mehrfach politischen Druck einzelner Bundesländer gegeben, von dieser Einschätzung abzuweichen.

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Agrarrohstoffe, Biodiversität und Bergbau / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz