Fast jährlich sinkt die Sauerstoffkonzentration in der Tideelbe rund um den Hamburger Hafen in den Sommermonaten unter den Wert von 2 mg/l, der für Fische und viele andere Gewässerorganismen tödlich ist. Auslöser ist vor allem die Elbvertiefung. Mittlerweile ist es wieder so weit: Nachdem die Werte bereits am 5. Juni unter 4 mg/l und damit in den fischkritischen Bereich gefallen waren, lag die Sauerstoffkonzentration im Tagesdurchschnitt an den Messstationen in Blankenese und Bunthaus zeitweise unter 2 mg/l. Ausweichmöglichkeiten gibt es für die Tiere kaum, denn sauerstoffreichere Flachwasserzonen sind Mangelware.
Die Situation wird vermutlich über Tage anhalten und könnte sich auch weiter verschärfen. In diesem Fall werden wieder tausende Fische in der Tideelbe sterben, die meisten unsichtbar unter der trüben Wasseroberfläche.
Die im Aktionsbündnis „Lebendige Tideelbe“ zusammengeschlossenen Umweltverbände BUND, NABU und WWF bemängeln, dass sich trotz klarer Verbesserungspflichten der EU, der Zustand des Ökosystems Tideelbe seit Jahren verschlechtert. Die dramatisch niedrigen Sauerstoffwerte entstehen vor allem durch die Vertiefung der Elbe im Bereich des Hafens und der Fahrrinne. Algenblüten, die durch erhöhte Nährstoffeinträge an der Mittelelbe befördert werden, verschärfen das Problem. „Wenn Ende Juni bereits Werte unter 2 mg/l gemessen werden, erinnert das an das Fischsterben aus dem letzten Jahr,“ so die Verbände. „26 Tage lang war die Elbe eine Todeszone, in der sogar ein laichbereiter europäischer Stör verendet ist. Ein Drama für das Wiederansiedlungsprogramm dieses Fisches.“ Für die seltenen Störe und alle Wanderfischarten und Neunaugen stellt die extrem niedrige Sauerstoffkonzentration in der Tideelbe das tödliche Ende ihrer Wanderung dar.
„Der neue Senat muss sich dem Thema endlich widmen und Verbesserungsmaßnahmen umsetzen. Die Elbe braucht zum Beispiel dringend mehr Flachwasserzonen,“ fordern die Verbände. Allerdings liegt die Hauptursache für das jährliche Sauerstofftal im Ausbau des Flusses. Die negativen ökologischen Folgen stehen im krassen Gegensatz zu den zurückgehenden Containerumschlagszahlen. „Die vorhandene Tiefe in der Fahrrinne der Elbe wird weiterhin kaum genutzt und die Natur zahlt dafür den Preis. Als wirksamste Maßnahme zur Verbesserung des Naturzustands an der Tideelbe fordern wir daher die Rücknahme der letzten Elbvertiefung,“ so das Aktionsbündnis aus BUND, NABU und WWF.