Berlin, 13.6.2025: Die Weltgemeinschaft muss dringend die internationale Energiewende mit Leben füllen. Die Abkehr von Fossilen, die Verdopplung der Energieeffizienz und die Verdreifachung der Erneuerbaren-Kapazitäten bis 2030 muss schnell vorangetrieben werden. Das fordert der WWF anlässlich der UN-Klimaverhandlungen, die vom 16. bis 26. Juni in Bonn stattfinden und die UN-Klimakonferenz COP30 in Belém, Brasilien vorbereiten. Auf diese Ziele als Teil der ersten globalen Bestandsaufnahme hatten sich die Staaten bereits 2023 bei der COP28 in Dubai geeinigt, doch noch hapert es an der Umsetzung.
„Zu den Klimaverhandlungen in Deutschland geht der Blick natürlich in Richtung der neuen deutschen Regierung: Und hier können wir insbesondere beim Ausstieg aus Fossilen gerade keine Fortschritte erkennen. Im Gegenteil. Gaskapazitäten sollen weit über das Notwendige ausgebaut werden. Für Wirtschaft, Natur und Menschen zu teure Technologien wie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung zu weitreichend eingesetzt werden. Wir brauchen keine fossile Rolle rückwarts, sondern einen sauberen Sprung nach vorn. Nur so bleibt Deutschland international glaubwürdig, wettbewerbsfähig und kann andere Länder motivieren, sich klimafit aufzustellen“, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.
Auch beim Thema Klimafinanzierung bemängelt der WWF, dass Deutschland zuhause seine Glaubwürdigkeit riskiert. „Noch im Juni soll das Umsetzungsgesetz für das im März beschlossene Sondervermögen, in dem das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 verankert wurde, ins Kabinett. Gleichzeitig drohen die bisherigen Entwürfe für die Errichtungsgesetze, das Klimaneutralitätsziel in den Hintergrund zu drängen. Und statt zusätzlicher Investitionen wie vereinbart drohen ohnehin geplante Maßnahmen aus dem Sondervermögen finanziert zu werden,“ so Raddatz. „Wenn aber die internationale Klimafinanzierung zeitnah aufwachsen soll – was sie muss – dann kann die Große Koalition sich nicht leisten, schon vor der eigenen Haustür fehlzuinvestieren. Wir brauchen national wie international weitreichende Mittel für wirksamen Klimaschutz, Klimaanpassung sowie Schäden und Verluste.“
Konkret braucht es in Bonn Fortschritte, wie die in der Baku-to-Belém-Roadmap zugesagten 1,3 Billionen Euro Klimafinanzierung bis 2035 erreicht werden sollen. Am Ende des Prozesses müssen Zuständigkeiten und jährliche Zielvorgaben klar benannt sein.
Einen konkreten finanziellen Beitrag zum Klimaschutz und dem Erhalt der Biodiversität kann die sogenannte Tropical Forest Forever Facility (TFFF) leisten. Richtig ausgestaltet kann sie als innovativer Finanzmechanismus den Erhalt intakter tropischer Regenwälder und ihrer klimaschützenden Funktion fördern. Die Bundesregierung hat mit dem TFFF die Chance zu zeigen, dass sie die oft betonte, notwendige Hebelung privater und marktbasierter Mittel wirklich ernst meint, in dem sie sich in Bonn klar zur finanziellen Unterstützung des TFFF positioniert.
Besonders im Fokus wird in den kommenden Monaten auch die Erstellung des neuen EU-Klimabeitrags zum Pariser Abkommen stehen, das sogenannte NDC. Eigentlich hätte die EU schon im Februar ein neues NDC für die Zeit bis 2035 einreichen müssen. Der WWF fordert nun, bis spätestens September einen ambitionierten Beitrag fertigzustellen. Dieser sollte sich ableiten an einem europäischen Klimaziel von minus 95 Prozent Treibhausgasemissionen bis 2040, wobei der Großteil der Emissionen bis 2035 reduziert werden muss – ohne Schlupflöcher über fragwürdige Kompensationsprojekte. Bisher fehlen aber nicht nur das europäische NDC, sondern auch der Großteil der übrigen Klimabeiträge. Die Konferenz in Bonn sollte hier positive Signale senden und Fortschritte bringen.
„Zehn Jahre nach Paris haben wir schon viel für den Klimaschutz erreicht, aber sind noch längst nicht am Ziel. Die Erderhitzung schreitet zwar nicht mehr ungebremst, aber noch viel zu schnell voran. Die Folgen sind immer deutlicher zu spüren. Wir leben in den entscheidenden Jahren, die Emissionen müssen nun sinken. Wir haben es in der Hand, uns auf Kurs zu bringen und die Chancen von wirksamem Klimaschutz Realität werden zu lassen. Das erfordert Mut und geht nicht ohne Veränderungen. Aber nur so können wir auch in naher Zukunft Wohlstand und Wohlergehen sichern“, sagt Raddatz.
Weitere Informationen:
Das Erwartungspapier des WWF zu den UN-Klimaverhandlungen in Bonn und später im Jahr in Brasilien finden Sie hier: https://wwfint.awsassets.panda.org/img/original/_final_r1_cop30-expectations-v4b.pdf
Ein Policy Paper zum Ausstieg aus fossilen Energien finden Sie hier: phasing-out-fossil-fuels-policy-brief_may-2025_final-2.pdf
Der WWF wird mit deutschen und internationalen Expert:innen auf der Klimakonferenz in Bonn vertreten sein. U.a. wird Klimachefin Viviane Raddatz vor Ort sein. Für Statements und Interviewanfragen richten Sie sich bitte an Lea Vranicar, Pressesprecherin beim WWF Deutschland, Kontakt: 030 311 777 467, lea.vranicar@wwf.de