Berlin, 18.11.2025: Eine neue Analyse des WWF zeigt das Ausmaß der globalen Entwaldung, die mit Produkten des täglichen Bedarfs in der EU verknüpft ist. Die Bilanz: Zwischen 2021 und 2023 führte die EU-Nachfrage nach Rohstoffen wie Soja, Palmöl, Kakao, Kaffee, Rindfleisch, Leder, Kautschuk und Holz zur Zerstörung von 149 Millionen Bäumen in aller Welt. Dies entspricht einem Jahresdurchschnitt von knapp 50 Millionen Bäumen oder 100 Bäumen pro Minute.
Die Analyse zeigt auch die unterschiedliche Bedeutung der Handelsgüter: Der Schokoladenkonsum in der EU führt allein zur jährlichen Zerstörung von über zehn Millionen Bäumen, Rind- und Lederprodukte tragen weitere zehn Millionen bei. Es folgen Soja, das zur Tierfütterung und damit letztlich zur Produktion von Fleisch, Fisch, Eiern und Käse verwendet wird (6,4 Millionen), Palmöl (sechs Millionen) und Kaffee (drei Millionen Bäume).
Als größte Volkswirtschaft der EU trägt Deutschland mit 13 Millionen vernichteten Bäumen pro Jahr die größte Einzelverantwortung, gefolgt von Spanien mit 6,5 Millionen und Frankreich mit 6,3 Millionen Bäumen jährlich. Die Niederlande führen mit 272 Bäumen pro 1.000 Einwohner:innen das jährliche Pro-Kopf-Ranking an, Deutschland liegt mit 156 Bäumen in der Spitzengruppe. Vor dem Hintergrund der Daten fordert der WWF, die EU-Waldschutzverordnung EUDR ohne weitere Änderungen wie geplant zum Ende des Jahres anzuwenden.
Johannes Zahnen, Referent für Forstpolitik beim WWF Deutschland:
„Die EUDR ist derzeit das wichtigste und wirkungsvollste Instrument, mit dem Europa seiner Verantwortung für den globalen Waldschutz nachkommen kann. Doch während die Staatengemeinschaft in Belém um Lösungen für die Klimakrise ringt, demontiert die EU ihren vielleicht wichtigsten Beitrag. Insbesondere Deutschland spielt eine unrühmliche Rolle bei dem Versuch, die Waldschutzverordnung zu torpedieren. In seiner Rede auf der Klima-COP versprach Merz noch, die Wälder schützen zu wollen. Tatsächlich arbeitet er im Hintergrund daran, dass das Gegenteil geschieht. Weitere Verschiebungen oder Abschwächungen der Verordnung würden Europas Glaubwürdigkeit massiv beschädigen und den Druck auf die weltweiten Wälder weiter erhöhen. Viele Unternehmen haben sich darauf vorbereitet, dass die EUDR wie geplant startet, auch für sie führen ständige Verschiebungen und Änderungsvorschläge zu Verunsicherungen.“