Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen klingen nach Fortschritt. Über 60 Prozent aller Verpackungen bestehen in Deutschland aus biobasierten Materialien – Tendenz steigend. Diese Entwicklung wird vor allem durch die EU-Verpackungsverordnung und Unternehmensstrategien zur Reduktion fossiler Verpackungsmaterialien vorangetrieben.
Die neue WWF-Studie „Biogene Rohstoffe in Verpackungen – warum sie nicht automatisch nachhaltiger sind" zeigt jedoch: Der Einsatz von Biomasse in Verpackungen ist nur eingeschränkt zu empfehlen.
„Wir können uns nicht aus der Verpackungskrise heraus-substituieren", sagt Tom Ohlendorf, Verpackungsexperte beim WWF Deutschland. „Biomasse ist begrenzt verfügbar, steht bereits unter hohem Nutzungsdruck und muss gezielt und im Einklang mit Treibhausgasneutralität, Ressourceneffizienz und Biodiversität eingesetzt werden. Um die Umweltfolgen des Aufkommens an Verpackungen wirksam zu begrenzen, sind eine deutlich Reduktion des Verpackungsaufkommens und geschlossene Kreisläufe unabdingbar – wo sinnvoll, auch über die Vorgaben der EU-Verpackungsverordnung hinaus.”
Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass die Verwendung von Biomasse in Biokunststoffen höhere Umweltbelastungen verursacht als papierbasierte Materialien. Ihre Herstellung ist energieintensiver und flächenaufwendiger. Der Einsatz biogener Rohstoffe in kurzlebigen Kunststoffverpackungen wird daher nicht empfohlen. Gleichzeitig weist die Studie darauf hin, dass auch der Verbrauch von Primärholz für die Herstellung von Papier-, Pappe- und Kartonverpackungen deutlich reduziert werden muss, um eine Übernutzung, Biodiversitätsverluste und Belastungen für Waldökosysteme zu vermeiden. Um die ökologischen Zielsetzungen im Verpackungssektor zu erreichen, sind vor allem die deutliche Reduktion des Verpackungsaufkommens sowie die konsequente Schließung von Kreisläufen nötig.
Der WWF fordert die Bundesregierung auf, die richtigen Weichen für eine zukunftsfähige Verpackungspolitik zu stellen: Biogene Rohstoffe sollten nicht für kurzlebige Kunststoffverpackungen gefördert und empfohlen werden. Stattdessen ist die stoffliche Nutzung von Altholz, Altpapier, Reststoffen und Nebenprodukten zu stärken. Für die notwendige Verpackungsreduktion sollten standardisierte und optimierte Mehrwegverpackungen und -systeme gezielt gefördert werden. Zudem braucht es Rahmenbedingungen für finanzielle Anreizwirkungen für recyclinggerechtes Design, die Erschließung neuer Wertstoffströme und zur Stärkung des Einsatzes von Rezyklaten.
Auch die Wirtschaft ist gefordert: Unternehmen sollten konsequent bei Mehrweg und Materialeinsparung vorangehen, um die Umweltauswirkungen von Verpackungen zu reduzieren. Der simple Wechsel von leichten Kunststoffverpackungen zu schwereren Papierverbunden löst das Problem nicht.