Der Elefant im Raum muss endlich aufs Papier

Berlin/Belém, 17.11.2025: Zum Start der zweiten Verhandlungswoche auf der Klimakonferenz COP30 sind insbesondere Fragen zur Emissionsminderung und Klimafinanzierung bislang unzureichend beantwortet. Für beide Themen wurden neue Agendapunkte eingebracht, über die - neben anderen - in der vergangenen Woche beraten wurde. 

„Der Ausstieg aus den fossilen Energien ist der Elefant in Belém: Formell ist er nirgends in den Verhandlungen verankert, als Antwort auf die weit klaffende Ambitionslücke zwischen den nationalen Klimabeiträgen und dem Pariser Klimaziel führt aber kein Weg vorbei an einer weltweiten Abkehr von Kohle, Öl und Gas“, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.   

Obwohl das Thema formell bisher kein Zuhause hat, bekommt es Dynamik in den Verhandlungsräumen. Die Diskussionen werden vor allem von zwei Vorschlägen bestimmt: Kolumbien hat eine ambitionierte Deklaration zur Abkehr von fossilen Energien eingebracht, mit breiterer Unterstützung könnte sie ein wichtiges politisches Signal sein und das Momentum stärken. Ergänzend wird über einen Prozess für eine verbindliche Roadmap diskutiert, die zur gerechten Abkehr von fossilen Ressourcen führt. 

„Die Erderhitzung werden wir nur mit deutlich abnehmender Kohle-, Öl- und Gasnutzung eindämmen können. Wir dürfen auf den Klimakonferenzen nicht mehr darüber diskutieren, ob wir den Ausstieg als Lösung überhaupt erwähnen, sondern müssen konkret besprechen, wie wir ihn voranbringen. Die Bundesregierung sollte sich in der zweiten Woche unter Leitung von Umweltminister Carsten Schneider dafür einsetzen und Allianzen bilden, dass dieses Thema fest im COP-Prozess verankert wird“, so Raddatz. 

Beim zweiten großen Diskussionspunkt Klimafinanzierung bestimmt die Unzufriedenheit über das vereinbarte Ziel aus dem vergangenen Jahr die Dynamik. Staaten im globalen Süden brauchen deutlich mehr Unterstützung, um Klimaschutz und Anpassung finanzieren zu können. Sie haben deshalb das Thema der öffentlichen Klimafinanzierung als separaten Agendapunkt eingebracht, aber auch hierzu gibt gab es Unstimmigkeiten.  

Nach dem Bekenntnis zum Klimafinanzierungsziel muss nun die Implementierung folgen. Dafür braucht es mindestens eine Verankerung des Ziels in den bestehenden Monitoringmechanismen oder einen neuen Verhandlungsraum, um Transparenz und Planungssicherheit über die Gelder herzustellen. „Bekenntnisse allein schützen das Klima nicht. Diese COP muss klar abstecken, wie das Geld fließen soll“, fordert Viviane Raddatz. 

Ebenso wie der Agendapunkt zur Klimafinanzierung sind auch die Vorschläge zur Schließung der Ambitionslücke weiter in der Diskussion. Sonntagabend hat die Präsidentschaft eine Zusammenfassung der Beratungen der ersten Woche veröffentlicht. Diese spiegelt die verschiedenen Standpunkte wider. Aus Sicht des WWF wird es in der zweiten Woche wichtig sein, welchen Weg für mehr Umsetzung die Staatengemeinschaft und die Präsidentschaft jetzt einschlagen wird. Für einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen braucht es ein Paket, das den Klimaschutz stärkt und sich an den Bedürfnissen der Länder des Globalen Südens orientiert. 

„Bislang läuft es in Belém konstruktiv, aber oftmals noch zu unkonkret. Daher herrscht zu Beginn der heißen Phase Unsicherheit, welche Ergebnisse bis Freitag erreicht werden können. Die Verhandler:innen müssen die große Chance dieser Klimakonferenz und internationalen Zusammenarbeit nutzen, um diese Woche konkrete Fortschritte zu erzielen. Denn zehn Jahre nach Beschluss des Pariser Abkommens sind die Projektionen zum Temperaturanstieg zwar besser geworden, aber immer noch nicht gut“, so Raddatz.  

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg

Lea Vranicar

Pressesprecherin für Klimaschutz und Energiepolitik / Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

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