Berlin, 13.11.2025: Das Europäische Parlament hat am Donnerstag für eine Entkernung von Gesetzen zur nachhaltigen Verantwortung von Unternehmen gestimmt. Damit kehre es den Menschen in Europa und der Zukunftsfähigkeit der Unternehmen den Rücken, kritisiert der WWF Deutschland. Unter dem Deckmantel der Vereinfachung wird den Gesetzen zur Sorgfaltspflicht und zur Nachhaltigkeitsberichterstattung fast jedwede Wirkung genommen.
„Die Gesetze, die ein grünes Wachstum und eine nachhaltige und resiliente Wirtschaft gefördert hätten, wurden heute bis zur Unkenntlichkeit entkernt. Das ist kurzsichtig – sowohl für das Wohlergehen von Mensch und Natur, als auch für die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen in Europa”, sagt Laura Niederdrenk, Senior Advisor Sustainable Finance beim WWF Deutschland. “Während Klima- und Biodiversitätskrisen voranschreiten, beschneidet die EU einige der wichtigsten Instrumente, um diese Krisen einzudämmen.”
Um diese Einigung zu erzielen, verbündeten sich konservative Mitglieder des Europäischen Parlaments mit rechtsextremen Fraktionen. Dies bringe nicht nur die politische Stabilität der Institution aus dem Gleichgewicht, sondern lasse auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Zukunft der Gesetzgebungsprozesse in der EU aufkommen, so der WWF.
Mit dem heutigen Ergebnis sieht das Omnibus-Paket wesentliche Änderungen an der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD), der Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (CSDDD) und an der EU-Taxonomie vor. Besonders entmutigend ist die Abschaffung von Klimatransitionsplänen, die ein wichtiges Instrument zur Erreichung unserer Klimaziele sind. Das beweist seit Jahren die Praxis von zahlreichen fortschrittlichen Unternehmen. Die erhebliche Reduktion der Berichtspflichten sowie des Anwenderkreises ist ebenfalls unvernünftig. Viele Unternehmen haben bereits in effektive Berichtssysteme investiert und signalisiert, dass die EU sie in ihren Bemühungen um Nachhaltigkeit nicht unterstützt.
„Die Europäische Kommission trägt eine erhebliche Verantwortung für dieses Debakel, da sie in einem überstürzten und unbegründeten Verfahren die Büchse der Pandora geöffnet hat. Mit ihrem Vorschlag hat sie einen Wettlauf nach unten angestoßen: Sowohl das Parlament als auch der Rat haben den Omnibus-Vorschlag der Kommission sogar noch verschlechtert“, so Niederdrenk.
Der WWF fordert die EU-Institutionen auf, an den Klimatransitionsplänen der Unternehmen festzuhalten. Mittel- und langfristig werden Unternehmen und heimische Wirtschaft nur dann erfolgreich sein und Wettbewerbsfähigkeit sichern, wenn sie sich nachhaltig aufstellen.
Nach der heutigen Abstimmung im Parlament beginnt nun das Trilog-Verfahren. Bis Ende 2025 soll dieses nach Angaben des Parlaments abgeschlossen sein.