Schlupfloch statt Leadership

Berlin, 5.11.2025: Das Klimaziel der EU für 2040 und der Klimabeitrag zum Pariser Klimaabkommen (NDC) sind laut WWF ein gestörtes Signal an die internationale Gemeinschaft. Der Umweltrat hat ersten Berichten zufolge am Mittwoch nach Verzögerungen und zähen Verhandlungen ein 2040-Ziel von minus 90 Prozent Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 beschlossen – allerdings mit der Option, einen Teil über internationale Emissionszertifikate und weitere Aufweichungen zu erreichen. Für das EU NDC wurde eine Minderung in einem Korridor von 66,25-72,5 Prozent bis 2035 beschlossen. Dazu sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland:

„Kurz vor der UN-Klimakonferenz brauchte es einen Kraftakt der EU, um ihren Beitrag zu beschließen und nicht mit leeren Händen nach Belém fahren zu müssen. Das ist wichtig für die weltweite Dynamik beim Klimaschutz.  Gleichzeitig ist unverkennbar, dass bereits für dieses Minimalergebnis beim NDC zähes Ringen der EU-Umweltminister:innen nötig war. Es ist ernüchternd, dass sich die Minister:innen nicht auf das obere Ende des Korridors als Beitrag einigen konnten - so greift er zu kurz und wird Europas Verantwortung und angestrebtem Verhandlungsgewicht nicht gerecht.

Mit Blick auf das Ziel für 2040 birgt der Einsatz internationaler Zertifikate und die weiteren Verwässerungen des Zielwerts erhebliche Risiken und ist bei Einhaltung strenger Standards sehr viel teurer, als direkt innerhalb der EU zu reduzieren. Auch die massiven Aufweichungen des Green Deal, die Verschiebung des Emissionshandels für Verkehr und Gebäude und weitere Revisionen im Emissionshandel für Energie und Industrie zeugen nicht davon, dass die EU-Staaten das beschlossene Ziel entschieden umsetzen wollen.

Dabei ist die entschlossene Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in der EU dringender denn je. Das gilt auch für Deutschland: Wir brauchen keine überbordenden Gaskapazitäten, vor allem nicht, wenn sie auf Grundlast ausgerichtet werden sollen. Sie sind nicht nur ein Klimarisiko, sondern auch ein Risiko für unsere Resilienz. Wir brauchen saubere Erneuerbare und eine schnellere umfassende Elektrifizierung, um uns krisen- und zukunftsfest aufstellen. Der nachhaltige Wandel unserer Wirtschaft in Europa und Deutschland ist mit enormen Chancen verbunden. Aktuell bleiben diese oftmals ungenutzt. Wir brauchen Leadership statt Schlupflöcher von der EU.“

Der WWF wird in Belém mit einer Delegation vertreten sein und steht für Interviews zur Verfügung.

Kontakt

Lea Vranicar

Pressesprecherin für Klimaschutz und Energiepolitik / Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

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