EU-Waldschutzverordnung EUDR darf nicht verschoben und verwässert werden

Berlin, 20.11.2025: Während die Staatengemeinschaft auf der COP30 in Belém um einen wirksamen Klimaschutz und den Erhalt der Tropenwälder ringt, demontieren die EU-Mitgliedstaaten zeitgleich in Brüssel eines ihrer wirksamsten Waldschutz-Instrumente: Die EU-Waldschutzverordnung EUDR droht in den kommenden Tagen und Wochen unter dem Vorwand der Entbürokratisierung massiv geschwächt und erneut verschoben zu werden. Darauf weist ein Bündnis deutscher Umweltschutzorganisationen hin.

BUND, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, NABU, ROBIN WOOD und WWF Deutschland warnen vor einem „klimapolitischen Offenbarungseid und Tiefpunkt europäischer Umweltpolitik“. Sie kritisieren, dass die EUDR ausgerechnet jetzt zum Spielball kurzfristiger Lobbyinteressen gemacht wird, obwohl sie den Anteil der EU an der globalen Entwaldung deutlich senken und damit einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten sollte.

Insbesondere Deutschland macht sich zum Vorreiter, die über Jahre mühsam erarbeitete Waldschutzverordnung inhaltlich zu zerstören. Am gestrigen Mittwoch folgte der Rat weitgehend einem Vorschlag Deutschlands: Der Start der EUDR soll um ein weiteres Jahr vertagt und Ausnahmen für zahlreiche Unternehmen eingeführt werden. Gleichzeitig wurde das Prinzip aufgegeben, wonach die gesamte Lieferkette zurückverfolgt werden kann. Zuletzt soll die Kommission mit einer grundlegenden Überarbeitung der Verordnung beauftragt werden. Mit der Abstimmung des Rats droht die Waldschutzverordnung ihre Wirkung weitgehend zu verlieren, so BUND, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, NABU, ROBIN WOOD und WWF Deutschland. 

Die Organisationen rufen das Europäische Parlament auf, die Vorschläge des Rats in der kommenden Woche zurückzuweisen. „Eine starke Waldschutzverordnung ist ein zentrales Instrument, mit dem Europa den Raubbau an den Wäldern eindämmen kann. Wer die Wälder und das Klima wirklich schützen will, darf wirksame Maßnahmen nicht immer weiter verschieben und zur Verhandlungsmasse für wirtschaftliche Interessen machen. Nur mit einer starken, unverfälschten Waldschutzverordnung kann die EU glaubwürdig bleiben und einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

Hintergrund EUDR:

Die Waldschutzverordnung zielt darauf ab, den Import und die Vermarktung von Produkten zu stoppen, die mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen, wie Soja, Palmöl, Kakao, Kaffee, Rindfleisch, Leder, Kautschuk und Holzprodukte. Wie jüngste Analysen zeigen, gehen durch den EU-Konsum weltweit jedes Jahr rund 50 Millionen Bäume verloren. Durch eine konsequente Umsetzung der EUDR würden Millionen Tonnen an Treibhausgasemissionen vermieden werden. Allein eine einjährige Verzögerung der Verordnung würde nach Studienlage zu zusätzlichen 16,8 Millionen Tonnen importierten CO₂-Emissionen führen.

Kontakt

Immo Fischer

Pressesprecher für Lateinamerika, Wald & Holz, menschenrechtliche Sorgfaltspflicht / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz