Neubau vermeiden statt Bauen auf Teufel komm raus

  • Bis zu 375.000 Zimmer und 11,5 Millionen Quadratmeter Wohnfläche jährlich durch Tausch erschließbar – eine Wohnfläche vergleichbar der Stadt Gelsenkirchen
  • Schneller, günstiger und klimafreundlicher als Neubau

Berlin, 13. November 2025. Die Politik setzt beim „Bau-Turbo" auf Neubau. Doch eine Lösung für mehr bezahlbaren Wohnraum liegt vor: Eine WWF-Studie zeigt, dass durch Wohnungstausch jährlich Hunderttausende Zimmer erschlossen werden können. Das entspricht einer Wohnfläche von 5,7 bis 11,5 Millionen Quadratmetern pro Jahr. Umgerechnet 65.000 und 131.500 Neubauwohnungen könnten so gespart werden.

Die Kurzstudie der Hochschule Mittweida im Auftrag des WWF rechnet erstmals vor, was Wohnungstausch für die Umwelt bringt. Das Ergebnis: Zehn Prozent der zu klein wohnenden Haushalte tauschen jährlich mit zu groß wohnenden. Das spart 13,2 Millionen Tonnen CO₂ über die Lebensdauer der Gebäude. Der Flächenfraß sinkt um bis zu 20 Millionen Quadratmeter pro Jahr. Das sind täglich 5,45 Hektar weniger versiegelte Fläche. Deutschland will die tägliche Versiegelung bis 2030 auf unter 30 Hektar drücken. Wohnungstausch würde mehr als zehn Prozent dazu beitragen.

„Wir bauen neue Wohnungen, während Millionen Quadratmeter leer stehen. Über die Hälfte aller Mieter wohnt in zu großen Wohnungen, jeder zehnte Haushalt hat zu wenig Platz. Warum nutzen wir nicht, was bereits da ist“, sagt Silke Küstner, Expertin für Kreislaufwirtschaft und Gebäude beim WWF Deutschland. „Ein Recht auf Wohnungstausch würde beiden Seiten helfen – und dabei Umwelt und Klima schützen."

Neubau kostet Zeit, Geld und Ressourcen. Von der Planung bis zum Einzug vergehen Jahre. Die Baukosten steigen rasant. Der Verbrauch an Ressourcen ist enorm. Wohnungstausch stellt sofort passenden Wohnraum bereit – für Menschen in zu kleinen und zu großen Wohnungen. Die Studie zeigt: Durch Tausch ließen sich jährlich bis zu 38 Millionen Tonnen Baumaterial sparen. Der Energieaufwand für nicht nötige Neubauten läge bei 1,5 Millionen Megawattstunden pro Jahr.

Ein Beispiel aus der Studie: Eine vierköpfige Familie wohnt in einer zu kleinen 58-Quadratmeter-Wohnung. Ein Paar bewohnt 103 Quadratmeter. Sie tauschen. Das Paar spart monatlich 465 Euro Miete. Rechnerisch entfallen 45 Quadratmeter Neubau. Das spart über 52 Tonnen CO₂ und 135 Tonnen Baumaterial.

Die Zahlen: 18,56 Prozent aller Mieter – rund 4,2 Millionen – könnten grundsätzlich tauschen. Laut WWF-Umfrage können sich 65 Prozent der Mieter einen Wohnungstausch vorstellen, wenn ein passendes Angebot vorliegt. Die Studie rechnet in drei Szenarien mit jährlichen Tauschquoten zwischen fünf und zehn Prozent der möglichen Tauschhaushalte – konservative Annahmen auf Basis der tatsächlichen Umzüge in Deutschland.

Heute scheitert Wohnungstausch bundesweit an rechtlichen Hürden. Der WWF fordert deshalb ein bundesweites Recht auf Wohnungstausch mit bedingtem Tauschanspruch. „Die Politik muss jetzt die rechtlichen Regeln schaffen, damit wir dieses Potenzial nutzen können", betont Küstner. „Statt nur auf teuren und ressourcenfressenden Neubau zu setzen, sollten wir vorhandenen Wohnraum intelligent nutzen."

Webinar zur Studie am 20. November

Die Ergebnisse der Studie werden am 20. November 2025 von 11 bis 12 Uhr in einem öffentlichen Webinar vorgestellt. Mit dabei sind unter anderem Hanna Steinmüller MdB (Grüne, Berichterstatterin für Wohnungs- und Mietenpolitik), Prof. Dr.-Ing. Anika Möcker (Hochschule Mittweida) sowie John Weinert (Tauschwohnung GmbH) und Silke Küstner (WWF). Dr. Viktoria Fichtner-Fülöp von der Landeshauptstadt München berichtet aus der Praxis: Dort läuft seit Jahren ein erfolgreiches Tauschprogramm, das zeigt, wie Wohnungstausch in der Realität funktioniert. Anmeldung bis 18. November unter
[Link zur Anmeldung].

Download: 

Die vollständige Studie „Umweltschutzpotenzial durch Mietwohnungstausch in Deutschland" finden Sie unter: [Link]

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Agrarrohstoffe, Biodiversität und Bergbau / Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

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