Genf/Hamburg, 15. 09. 25: Das erste WTO-Abkommen zur Begrenzung schädlicher Fischereisubventionen tritt heute in Kraft, nachdem es von den erforderlichen 111 Nationen, darunter Deutschland, ratifiziert worden ist. Die Einigung zielt darauf ab, einen Teil der jährlichen, schädlichen Subventionen in Höhe von 22 Milliarden US-Dollar, die als Treiber für die massive Überfischung gelten, zu reformieren und umzulenken. Der WWF würdigt das Inkrafttreten als historischen Schritt im Kampf gegen Überfischung weltweit. Es hat mehr als zwei Jahrzehnte gebraucht, die Vereinbarung auszuhandeln.
„Heute ist ein großer Tag für den Meeresschutz. Schädliche Subventionen sind ein Haupttreiber für Überfischung. Das Abkommen ist nicht wasserdicht, aber es unterbindet die Subventionen, die Nachhaltigkeit in der Fischerei am stärksten aushebeln“, freut sich Anna Holl, Expertin für Meerespolitik beim WWF Deutschland, die die Verhandlungen über Jahre eng begleitet hat. „Überfischung ist ein fataler Eingriff ins marine Ökosystem und bedroht die Biodiversität und Resilienz des Ozeans. Es liegt auf der Hand, dass illegale Fischerei nicht bezuschusst werden sollte, und dem wird jetzt endlich ein Riegel vorgeschoben.“
Das Abkommen dämmt Subventionen für illegale, unregulierte und ungemeldete Fischerei sowie von Fischerei auf unregulierter Hoher See ein. Es untersagt zudem Subventionen für die Fischerei auf übernutzte Bestände, sofern keine Maßnahmen zu ihrer Wiederherstellung ergriffen werden. Weltweit gilt schon jetzt ein Drittel der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt.
Vorrangig ist aus Sicht des WWF jetzt, dass alle verbliebenen WTO-Mitglieder das Abkommen ratifizieren, sodass es für sämtliche 166 Mitglieder gilt. Eine zügige und vollständige Umsetzung ist unerlässlich, gestützt durch wirksame nationale Maßnahmen sowie neue WTO-Strukturen wie den Fischereiausschuss. Der neu geschaffene WTO-Fischereifonds wird gezielte technische Hilfe und Kapazitätsaufbau für Entwicklungs- und am wenigsten entwickelte Länder bereitstellen. Es ist entscheidend, dass diese Gelder in die wirksame Umsetzung fließen.
„Das Inkrafttreten dieses Abkommens muss als Sprungbrett für mehr Transparenz bei Fischereisubventionen und -daten, für stärkere globale Regeln sowie für eine gerechtere Bewirtschaftung von Fisch als globalem Gemeinschaftsgut dienen,“ fordert WWF-Expertin Holl. So könne es gelingen, die Fischbestände wiederaufzubauen, die Resilienz der Ozeane zu stärken, und die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen zu verbessern. Zugleich müssen die Verhandlungen innerhalb der WTO über ein ergänzendes, zweites Abkommen schnellstmöglich zum Abschluss gebracht werden, um bestehende Lücken zu schließen. Denn Subventionen, die Überkapazitäten in den Flotten und damit Überfischung antreiben, werden noch immer gezahlt.
Hintergrund:
- Es ist erst das erste Abkommen im Rahmen der WTO, das sich mit Umweltschutzbelangen befasst. Es ist rechtlich verbindlich.
- Das Abkommen ist von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, einschließlich des SDG 14.6, sowie für die Erreichung von Ziel 18 des Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal, in dem sich die Vertragsstaaten verpflichtet haben, biodiversitätsschädliche Subventionen abzuschaffen, schrittweise auslaufen zu lassen oder zu reformieren.