Gelder für den nachhaltigen Wandel: Investitionsbedarfe und Finanzierungsinstrumente

Berlin, 3.9.2025: Unsicherheit ist eines der größten Hemmnisse für Investitionen in die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft. Das zeigt eine neue Analyse des Forums Ökologische Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag des WWF Deutschland. Umso dringender fordert der WWF daher die Bundesregierung auf, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, statt mit politischem Hickhack Unsicherheiten weiter zu vertiefen. Dazu zählt etwa die jüngste Debatte zur Abschaffung der Förderung klimafreundlicher Heizungen oder die geplante Kürzung bei Klimaschutzverträgen in der Industrie in den Haushalten 2025 und 2026. An diesem Donnerstag steht die Bereinigungssitzung des Haushalts 2025 auf der politischen Agenda. Hier muss es darum gehen, insgesamt ausreichend Mittel für die Transformation bereitzustellen, statt verschiedene Bereiche gegeneinander auszuspielen.

„Die Transformation geht mit erheblichen Finanzbedarfen einher. Diese sind jedoch weitaus geringer als die Folgekosten, die uns entstehen, wenn wir in den alten, fossilen Mustern verharren. Es lohnt sich also ein ehrlicher Blick: Wann braucht es wie viel Geld von wem und wie erzielt es am meisten Wirkung?“, erklärt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.

Genau hier setzt die neue WWF-Analyse an. Sie zeigt unter anderem: Die nötigen Investitionen sind oftmals gerade in den kommenden Jahren höher, gehen dann jedoch zurück. Auch um Lock-ins zu verhindern, die nicht nur teuer werden, sondern auch Deutschlands künftige Wettbewerbsfähigkeit gefährden, ist essenziell, jetzt zu investieren, statt Investitionen auf die lange Bank zu schieben. Der WWF fordert, dass die ehrliche Analyse von nötigen Mitteln und sinnvollen Instrumenten bei der Ausgestaltung von Kernhaushalt, Klima- und Transformationsfonds und Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität die Basis bilden muss.

„Sicher ist in jedem Fall: Strafzahlungen für mangelnden Klimaschutz aus dem bisher einzigen Finanztopf für Klimaschutz zahlen zu wollen, wie es die Bundesregierung vorhat, ist bilanziell hanebüchen“, so Raddatz.

Untersucht wurden in der WWF-Analyse beispielhaft vier Handlungsfelder: das Stromnetz, die Schieneninfrastruktur, natürlicher Klimaschutz inklusive der Renaturierung von Mooren und die Dekarbonisierung der energieintensiven mittelständischen Industrie. Neben Unsicherheiten etwa im Hinblick auf den politischen Rahmen – aber auch bezüglich der Nachfrage und nötigen Infrastrukturen – bestehen weitere Hemmnisse für Investitionen in den Kostenunterschieden zwischen fossilen und klimafreundlichen Technologien und dem Zugang zur Finanzierung, insbesondere für kleinere Unternehmen oder Haushalte mit geringerem Einkommen.

Je nach Handlungsfeld und Mittelbedarf helfen hier unterschiedliche Instrumente: So kann der Staat die Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten etwa über die öffentliche Beschaffung anreizen, was er bisher nicht tut. Kaufzuschüsse, Steuervergünstigungen oder Klimaschutzverträge helfen beim Ausgleich von Kostenunterschieden. Schädliche Technologien etwa basierend auf Gas sollten nicht länger privilegiert werden. Der Zugang zu Finanzierung kann etwa durch niedrige Zinssätze, Kredite oder Garantien erleichtert werden.

Das Beispiel Industrie zeichnet aber folgendes Bild: Im Haushalt sind für die Dekarbonisierung der Industrie samt Klimaschutzverträgen 2026 700 Millionen Euro vorgesehen, Verpflichtungsermächtigungen sind mit 6,9 Milliarden Euro veranschlagt. Die Ampelregierung hatte hier fast viermal so viel Geld eingeplant, dies verursacht Unsicherheit und gefährdet Planbarkeit, kritisiert der WWF. Schon jetzt wird zu wenig investiert: Im Jahr 2021 investierten private Unternehmen nur etwa 55 Milliarden Euro pro Jahr in Klimaschutzmaßnahmen. Um Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, müssen sie jährlich 120 Milliarden Euro investieren.

„Es hilft niemandem, an der falschen Stelle zu sparen – besonders, wenn die kurzzeitige Einsparung schnell von umso höheren Folgekosten zunichte gemacht wird. Für unser wirtschaftliches, soziales und gesundheitliches Wohlergehen sollten wir stattdessen jetzt klug rechnen“, so Raddatz.

Kontakt

Lea Vranicar

Pressesprecherin für Klimaschutz und Energiepolitik / Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

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