Na, entdecken Sie die Vierlinge, die wir Ihnen hier im Video zeigen? Gar nicht so einfach, die gut getarnten Kleinen zu finden, nicht wahr? Umso größer waren die Überraschung und unsere Freude, als die tapsigen Samtpfoten vor die Kamera traten.

Warum zählt man Schneeleoparden?

Am Video erkennen Sie hervorragend: Schneeleoparden zu entdecken, das ist gar nicht einfach. Wie will man dann überhaupt wissen, wie viele es von ihnen gibt – muss das überhaupt sein, fragen Sie sich?

Tatsächlich ist es wichtig zu wissen, wo und wie viele es vom „Geist der Berge“ gibt. Das hilft dabei, geeignete Schutzgebiete auszuweiten und auszuweisen. Der Vorteil von Schutzgebieten liegt darin, dass nicht mehr überall Vieh weiden darf und dass großräumige Störungen durch Infrastrukturprojekte ausgeschlossen sind. So verringern sich auch die Häufigkeit der Besuche des Schneeleoparden bei Viehherden und damit automatisch auch die für den Schneeleopard oft tödlich endenden Konflikte mit den Viehhaltern. Anhand regelmäßiger Zählungen lässt sich erkennen, ob die Anzahl zu- oder abnimmt. Weiteren Gründen für eine Abnahme der Anzahl, wie zum Beispiel der Erderhitzung oder der Wilderei, kann im Folgenden dann auch besser auf den Grund gegangen werden.

Schneeleoparden zählen – einfacher als gesagt

Unter Federführung des WWF Mongolei haben im vergangenen Jahr Hunderte von Wissenschaftlern und Hilfskräften auf 480.000 Quadratmetern zahllosen Daten u.a. aus Kamerafallen erfasst. Gerne hätten wir Ihnen die Ergebnisse der landesweiten Erhebung zum Bestand der Schneeleoparden in der Mongolei mitgeteilt. Immerhin ist der WWF seit 2018 federführend bei der Durchführung dieser Aufgabe, die in dieser Größenordnung zuvor nie unternommen wurde.

Leider können wir noch nicht die Zahl der Schneeleoparden mit hinreichender Genauigkeit für das gesamte Verbreitungsgebiet in der Mongolei nennen. Unsere Berechnungen erlauben aber eine Aussage für 70 Prozent des gesamten Verbreitungsgebietes. Dazu unten mehr.

Was ist der Grund für die Verzögerung und die fehlende Vollständigkeit unserer Daten? Das Problem beruht auf einem Fehler bei der Methodik, der leider zu spät erkannt wurde: Für die Erhebung wurden zunächst alle Gebiete, in denen Schneeleoparden vermutlich vorkommen in drei Kategorien eingeteilt: (1) Habitate von „geringer“, (2) „mittlerer“ und (3) „guter“ Qualität. In diese Qualitätsbeurteilung flossen z.B. Geländebeobachtungen ein, die aussagen, ob der Schneeleopard hier ausreichend Beutetiere finden könnte. Aber auch vom Schneeleopard mit Urin markierte Felsen wurden als wichtige Anhaltspunkte für die Qualitätsbeurteilung herangezogen, sowie Informationen von Schneeleoparden, die Satellitensender tragen. Entsprechend dieser Kategorien ist die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens von Schneeleoparden und letzten Endes ihre Zahl pro Flächeneinheit hoch oder niedrig einzuschätzen.

In ausgewählten Stichprobengebieten wurden anschließend Kamerafallen aufgestellt oder der WWF und seine Partner nutzten vorhandene Aufnahmen von Kamerafallen. Durch die Auswertung der Fotos und Videobilder konnten wir Referenz-Daten zur Dichte der Schneeleoparden pro Flächeneinheit ermitteln. Die Daten zeigen, welche Kombination von Eigenschaften des Habitats (Meereshöhe, Größe, Dichte der Beutetiere) mit der Dichte der dort lebenden Schneeleoparden korreliert (zusammenhängt). So können wir für ähnliche Gegenden außerhalb unserer Stichprobengebiete modellieren. Das ermöglicht uns ein computergestütztes Modell, das die Geografie des gesamten Verbreitungsgebietes umfasst.

Der Fehler liegt nun darin, dass zu wenige Kamerafallen in Gegenden aufgestellt wurden, die Habitate darstellen, die das Merkmal „geringe Qualität“ aufweisen. Wir haben nicht genügend Daten aus der Auswertung von Kamerafallen-Fotos für solche Gegenden für das Computermodell. Würden wir stattdessen die Referenzdaten der „mittleren“ und „guten“ Habitate durch die Computermodellierung auf alle Habitate übertragen, ergäbe sich ein systematischer Fehler mit zu hohen Bestandszahlen.

Fehler erkannt, Fehler gebannt. Die Lösung ist da!

Aus Fehlern lernt man – das kennen Sie sicherlich auch. Daher pfeilen wir bereits an der Lösung: Im nächsten Jahr werden wir Teams in die Gegenden „geringerer Qualität“ entsenden, um hier ausreichend viele Kamerafallen aufstellen zu lassen. Diese Kamerafallen werden uns die noch fehlenden Daten liefern, die uns eine Einschätzung über die Anzahl an Schneeleoparden über das ganze Gebiet erlauben wird. 

Erste Zahlen stimmen optimistisch

Immerhin gibt es jetzt eine Schätzung der Zahl für 70 Prozent des Verbreitungsgebietes, das heißt für Gebiete mit „mittlerer“ bis „guter“ Habitat-Qualität. Dort leben aktuell ca. 668 Individuen. Dieser Wert gibt - bei aller Vorsicht im Hinblick auf seine Vorläufigkeit - doch Grund für verhaltenen Optimismus. Die bisherige Schätzung des WWF gibt die Zahl der Schneeleoparden mit 500 bis 1.000 Individuen an. Der neue Wert bedeutet, dass der tatsächliche Bestand zumindest nicht darunter liegt und wahrscheinlich höher ist. Darüber hinaus erbrachte die Erhebung den Nachweis, dass die Fläche des gesamten Verbreitungsgebietes mit 286.000 Quadratkilometer etwa 2,7 Mal so groß ist wie bislang vermutet.

Als Paten können Sie sicher sein: Wir halten Sie zu Ihren Schneeleoparden auch weiterhin auf dem Laufenden. Herzlichen Dank, dass Sie uns beim Schutz und der Erforschung der Samtpfoten und ihres Lebensraums zur Seite stehen! 

  • Schneeleopard in der Mongolei © naturepl.com / Valeriy Maleev / WWF Schneeleopard (Irbis)

    Porträt des Schneeleoparden im Artenlexikon des WWF mit Informationen zu Lebensraum, Verbreitung, Biologie und Bedrohung der Art. Weiterlesen...