Kraft und Schönheit mehr denn je in Gefahr: Wirtschaftsinteressen bedrohen Regenwaldschutzgebiete.

Er ist ein Sinnbild für die Schönheit und die Kraft der Natur: der Regenwald. Der größte seiner Art liegt im Amazonasgebiet. Etwa 385 indigenen Bevölkerungsgruppen gibt er einen Lebensraum. Flussdelfine und Flachlandtapire, Tukane und Kolibris sind hier zu Hause – ebenso wie weitere 427 Säugetier- und 1.298 Vogelarten. Auf einem Hektar findet man in Amazonien ungefähr so viele verschiedene Tiere und Pflanzen wie in der gesamten Bundesrepublik mit ihren gut 35 Millionen Hektar Fläche. Darüber hinaus ist der Amazonasregenwald ein Klimawunder: Die „grüne Lunge“ ist unverzichtbar für das Gleichgewicht des Weltklimas. Es müsste eine Selbstverständlichkeit sein, diesen Naturschatz zu bewahren, so wie es in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt geschehen ist. Dazu haben auch engagierte Menschen aus Deutschland beigetragen – sie sind für den Regenwald auf die Straße gegangen, Politiker haben Programme zur Ausweisung von Indigenen-Territorien angestoßen sowie finanzielle und technische Hilfe für Naturschutzgebiete zur Verfügung gestellt.

Gegen die Natur, für die Industrie

Gelbbrustara © Zig Koch / WWF
Gelbbrustara © Zig Koch / WWF

Doch statt den Schutz zu erhöhen diskutiert Brasilien – etwa 60 Prozent des Amazonasregenwaldes liegen hier – nun das Gegenteil. Schon heute wird Regenwald vernichtet, seit 1950 gingen 17 Prozent seiner Fläche verloren. Die fortschreitende Zerstörung hat bereits etwa 70 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente freigesetzt. Geplante Gesetzes- und Verfassungsänderungen im größten Land Südamerikas könnten diese Situation weiter verschärfen: So soll das Bergbaurahmengesetz (Código de Mineração) reformiert werden, auf etwa 10 Prozent der Schutzgebietsfläche würde dann  mineralischer Rohstoffe gefördert werden. Schon heute sind beim Staatlichen Amt für Mineralproduktion (DNPM) etwa 27.000 Förderanträge in Bearbeitung, die sich ganz oder teilweise auf brasilianische Schutzgebiete beziehen. Knapp die Hälfte, 829 der 1.940 Naturschutzgebiete sind davon betroffen. Und damit nicht genug: Das vorgeschlagene Gesetzespaket Nr. 215 zur Änderung der Verfassung (PEC 215) sieht vor, dass in Zukunft das Parlament und nicht mehr die Regierung dafür zuständig ist, Indigenen-Gebiete und möglicherweise auch Schutzgebiete auszuweisen. Eine konkrete Gefahr für den Amazonasregenwald, denn im brasilianischen Kongress steht eine Mehrheit der Land- und Viehwirtschaft, dem Energie- und Bergbausektor nahe. Ein weiteres Dutzend Anträge, die im Parlament diskutiert werden, haben dasselbe Ziel: die Rückabwicklung von Schutzgebieten und Indigenen-Territorien.

Ökosystem und Weltklima in Gefahr

Jaguar © Staffan Widstrand / WWF
Jaguar © Staffan Widstrand / WWF

Mehrere Millionen Hektar Amazonasregenwald könnten ihren Schutzstatus verlieren und mit großen Infrastrukturprojekten konfrontiert werden. Denn die Vorhaben würden der Landwirtschaft, dem Bergbau und der Wasserkraftgewinnung Zutritt zu geschützten Gebieten geben, die Einrichtung neuer Schutzgebiete und die Ausweisung neuer Indigenen-Territorien würden fast unmöglich. Die Gefährdung ist vielfältig: Die Heimat von Naturvölkern ist ebenso bedroht wie die Wasserversorgung in Brasilien, Paraguay und Argentinien. Eine unschätzbare Naturvielfalt würde vernichtet, Landstriche drohen zu versteppen, 30 Jahre Engagement für dieses einzigartige Ökosystem würden sich in Luft auflösen. Nicht zuletzt hat eine weitere Vernichtung des Amazonasregenwaldes gefährliche Folgen für das Weltklima: In ihm sind so viele Treibhausgase gebunden wie international in zehn Jahren entstehen. Eine Freisetzung durch Brandrodung würde den Klimawandel unaufhaltsam beschleunigen.

Den Lebensraum ursprünglicher Völker verteidigen, eines der artenreichsten Ökosysteme der Welt bewahren, das Klima schützen – dies hat sich der WWF zum Ziel gesetzt. Wir engagieren uns für den Amazonasregenwald und setzen dabei auch auf unsere Freunde und Unterstützer. Wir müssen jetzt aktiv werden und dieses Naturwunder gemeinsam erhalten. Schon heute lehnen sich indigene Völker und viele Organisationen in Brasilien gegen die Verfassungsänderung auf.

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