Nitratbericht 2020: WWF plädiert für Stickstoffüberschussabgabe

Das Grundwasser in Deutschland ist weiterhin an vielen Stellen zu stark mit Nitrat belastet. Das ist ein Ergebnis aus dem aktuellen Nitratbericht der Bundesregierung. Er bezieht sich auf den Zeitraum von 2016 bis 2018. Zum Bericht sagt Dr. Rolf Sommer, Fachbereichsleiter für Landwirtschaft und Landnutzungswandel beim WWF Deutschland:

„Der aktuelle Nitratbericht unterstreicht den großen Handlungsbedarf beim Umgang mit Stickstoffeinträgen aus der Landwirtschaft in Boden, Wasser und Luft. Die Bundesregierung ist mit der Verschärfung der Düngeverordnung erste notwendige Schritte gegangen, um umzusteuern. Doch mit den bisher beschlossenen Maßnahmen wird Deutschland seine Nitratmisere nicht in den Griff bekommen. Große Sorge bereitet uns insbesondere die weiter angespannte Situation an Nord- und Ostsee. Es entstehen immer mehr sauerstofffreie tote Bodenzonen Über Flüsse ins Meer gespülte Nährstoffe fördern das Massenwachstum von Algen und Bakterien. Sterben diese ab, werden sie von Sauerstoff zehrenden Bakterien am Meeresgrund zersetzt.

Die derzeitigen Nährstoffüberschüsse müssen auf jedem Betrieb auf weit unter 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr sinken – das sieht auch die europäische „Farm to Fork“-Strategie bis 2030 vor. Derzeit stehen wir immer noch bei einem rechnerischen Gesamtbilanzüberschuss von über 90 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Von diesem Überschuss kommen wir nur runter, wenn die viehstarken Regionen in den roten Gebieten ihre Nutztierbestände deutlich abstocken. Etwa 50 Prozent des ausgebrachten Stickstoffdüngers werden derzeit von den Pflanzen nicht aufgenommen und belasten die Umwelt. Eine Reduktion der Stickstoffausbringung, im Verbund mit intelligenteren Fruchtfolgen, würde Verluste reduzieren und Effizienzen steigern – weniger ist mehr!

Eine Stickstoffüberschussabgabe könnte helfen, auch die notwendigen ökonomischen Anreize zu setzen, Überschüsse zu senken. Außerdem würde sie nicht pauschal alle Landwirte belasten, sondern nur die, die zu hohe Stickstoffüberschüsse haben. Die erzielten Einnahmen könnten den notwendigen Umbau der Landwirtschaft direkt unterstützen und Maßnahmen finanzieren, wie zum Beispiel weite Fruchtfolgen mit mehr Leguminosen sowie eine punktgenaue und zeitlich optimierte Ausbringung von Stickstoff. “

Kontakt