„Landwirtschaft für Artenvielfalt“ ist die bundesweit größte Initiative für Biodiversität in der Agrarlandschaft // Beim Landwirtschaftsbetrieb Vahle in der Uckermark profitieren bedrohte Schreiadler von artenfreundlicher Landwirtschaft

Anlässlich des Internationalen Tags der Biologischen Vielfalt am 22.5. feiert das Modellprojekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ (LfA) ein rundes Jubiläum. Der Landwirtschaftsbetrieb Vahle, ein Biopark-Hof aus Uckerland bei Prenzlau, ist der 100. zertifizierte Bio-Betrieb, der als LfA-Hof zusätzliche Schutzmaßnahmen für die Tier- und Pflanzenwelt umsetzt.

„`Landwirtschaft für Artenvielfalt´ steht für den Erhalt der Biodiversität auf unseren Bauernhöfen. So gesehen sind die vielen Rauch- und Mehlschwalben auf dem Betrieb von Familie Vahle kleine Botschafter einer naturnahen Landwirtschaft. Wir freuen uns, dass wir mit der Familie Vahle mittlerweile den 100. Betrieb als Teilnehmer begrüßen können. Und wir wollen weiterwachsen: Zukünftig soll es neben LfA-Fleischerzeugnissen auch weitere Sortimente geben“, sagt Lukas Wortmann, Projektleiter von „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ beim WWF Deutschland. „Mit dem Projekt fördern WWF und EDEKA aktiv biologische Vielfalt in Deutschland. Wir freuen uns über jeden Bio-Betrieb, der das Projekt bereichert“, so Rolf Lange, Leiter Unternehmenskommunikation der EDEKA-Zentrale.

Der Landwirtschaftsbetrieb Vahle liegt in Uckerland in der Uckermark mit Flächen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Auf seinen 270 Hektar Fläche wurden kürzlich ein Dutzend Exemplare des in Deutschland vom Aussterben bedrohten Schreiadlers gesichtet – in ganz Deutschland brüteten bei der letzten Zählung im Jahr 2013 insgesamt nur etwa 100 Brutpaare. Um den Erhalt von wildlebenden, heimischen Tieren und Pflanzen zu unterstützen, setzt Betriebsleiterin Thekla Vahle eine Reihe von Naturschutzmaßnahmen um.

Der Hof betreibt ökologische Mutterkuh-Haltung, Schweinezucht und baut Erbsen, Roggen und Triticale an. Im Rahmen von LfA setzt der Hof zahlreiche Naturschutzmaßnahmen um: Auf den Äckern werden Lücken zwischen den Getreidereihen gelassen, damit in den sogenannten Drilllücken Wildblumen und Insekten leben können. Auf den Wiesen und Weiden wird extra spät gemäht, damit Wiesenvögel und Bodenbrüter genügend Zeit haben, ihre Jungen aufzuziehen. Viele Hecken und Säume entlang der Felder sorgen dafür, dass Insekten und Feldvögel Unterschlupf und Nahrung finden. Alte Kopfweidenbestände, kleine Teiche und Sölle schaffen weiteren Lebensraum für verschiedenste Arten.

Landwirtschaft prägt den Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Doch einst weit verbreitete Säugetier-, Vogel-, Insekten, Reptilien- und Pflanzenarten bekommt man immer seltener zu Gesicht. Der Ökolandbau ist artenfreundlicher. Doch da es bisher keine Naturschutzanforderungen in den Öko-Anbaurichtlinien gibt, schafft „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ hier Ersatz: Herzstück des Projekts ist ein betriebsgerecht variierbares Naturschutzmodul als Zusatzqualifikation für den Öko-Landbau. Die Betriebe wählen unter naturschutzfachlicher Beratung aus über 100 Maßnahmen diejenigen aus, die für ihren Betrieb und die dortigen natürlichen Bedingungen passen. Landwirtschaftsflächen sollen damit so bewirtschaftet werden, dass sie mehr Lebens- und Rückzugsraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten bieten.

Auf ausgewählten Betrieben führen naturschutzfachliche Berater im Rahmen von LfA zusätzlich ein Monitoring der Bestandsentwicklung bestimmter Arten durch. So hat sich beispielsweise der Bruterfolg des gefährdeten Braunkehlchens auf Höfen mit entsprechenden Maßnahmen verdoppelt. Auf dieser Grundlage und mit steigender Erfahrung können Auswahl und Umsetzung der Maßnahmen stetig optimiert und die Effektivität für den Artenschutz gesteigert werden.

Das Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ wurde 2012 auf Initiative des ökologischen Anbauverbands Biopark ins Leben gerufen, inzwischen engagieren sich weitere Anbauverbände. Das Projektmanagement liegt beim WWF Deutschland. Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. EDEKA fördert das Projekt finanziell und organisatorisch, vermarktet die Erzeugnisse der teilnehmenden Betriebe und honoriert die Zusatzleistungen für den Naturschutz. Mit einem Bio-Apfelsaft bieten EDEKA und Netto Marken-Discount seit 2020 auch ein bundesweit verfügbares Produkt mit LfA-Logo an.

Gestartet in Nordostdeutschland nehmen inzwischen Betriebe in 11 der insgesamt 13 Flächenbundesländer teil. Die Betriebsgrößen reichen von 50 bis 3.500 ha. Der Landwirtschaftsbetrieb Vahle ist der 100. Betrieb, der erfolgreich von einem naturschutzfachlichen Berater anerkannt wurde. Weitere Betriebe befinden sich derzeit in der Beratung. 


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Offenlegung: Der Landwirtschaftsbetrieb Vahle pachtet 100 ha seiner Flächen vom WWF. Der WWF hat diese als ehemalige LPG-Flächen gekauft, um seltene Tierarten zu schützen, die in dieser Gegend gesichtet wurden.

Kontakt

Sylvia Ratzlaff

Pressesprecherin, Berlin