Trotz weniger Überfischung bleiben große Herausforderungen

Anlässlich des Internationalen Tag des Thunfischs am 2. Mai begrüßt der WWF Verbesserungen für viele Thunfischpopulationen auf der ganzen Welt. Fortschritte im Bestandsmanagement haben dafür gesorgt, dass 65 Prozent der Thunfischbestände heute in einem gesunden Zustand sind. Fehlende feste Bewirtschaftungsregeln und die Auswirkungen der Klimakrise könnten den Erfolgskurs aber zunichtemachen. Um die positive Entwicklung zu halten, fordert der WWF konsequenten Einsatz für nachhaltige Fischerei, klare Regeln und bessere Kontrolle auf See. 

„Es ist eine gute Nachricht, dass heute viele Thunfischbestände nicht mehr als überfischt gelten. Internationale Absprachen und Schutzmaßnahmen sind wirksam und sorgen dafür, dass sich ein Teil der Bestände erholen kann”, erklärt Philipp Kanstinger, WWF-Experte für nachhaltige Fischerei. 

Die Zukunft der Thunfischbestände ist allerdings bedroht. Zum einen fehlen häufig feste Bewirtschaftungsregeln, die dafür sorgen, dass Fangmengen schnell an Bestandsveränderungen angepasst werden.  Zum anderen kann sich die Klimakrise negativ auf die Bestände auswirken. Obwohl Thunfische als wandernde Arten die offenen Ozeane durchqueren, sind sie auf gesunde küstennahe Ökosysteme angewiesen. Aktuelle Berichte zeigen, dass im Rahmen der anhaltenden globalen Korallenbleiche seit 2023 84 Prozent der Korallenriffe von hitzebedingtem Stress betroffen sind. Der Verlust dieser wichtigen Lebensräume könnte langfristig die Nahrungsnetze im Meer schwächen und damit auch die Widerstandsfähigkeit vieler Thunfischarten verringern. „In Zeiten der Klimakrise ist ein Vorsorgeansatz im Thunfischmanagement dringender denn je. Die Fischerei braucht feste Regeln, mit denen sie schnell und automatisch auf Veränderungen reagiert kann“, so Philipp Kanstinger.  

Um die positive Entwicklung weiterhin sicherzustellen, fordert der WWF:  

  • Verbindliche Bewirtschaftungsregeln, sogenannte Harvest Strategies: Für alle kommerziell wichtigen Thunfischbestände müssen klare bindende Regeln festgelegt werden.  

  • Stärkere Überwachung und Kontrolle auf See: Der WWF fordert stärkere Überwachung – menschlich oder elektronisch – auf allen Fangschiffen. Nur durch bessere Überwachung können illegale Praktiken verhindert und der tatsächliche Einfluss der Fischerei auf Bestände und Beifangarten gemessen werden.  

  • Verbesserte Regulierung von Fischsammlern (FADs): Die Nutzung von FADs, Hilfsmittel im Wasser, unter denen sich Fische sammeln, muss dringend nachhaltiger gestaltet werden. Dazu gehört die vollständige Rückverfolgbarkeit, Begrenzung und Verringerung der Stückzahlen pro Schiff, der Einsatz biologisch abbaubarer Materialien und die Entwicklung von Fangmethoden mit geringerer Beifangrate von zum Beispiel bedrohten Haien.  

  • Transparenzpflicht entlang der gesamten Lieferkette: Die Thunfischfischerei ist für ihre problematischen Arbeitsbedingungen bekannt. Die Schiffe sind oft wochenlang auf See, das Risiko für Menschenrechtsverletzungen ist groß. Umweltzertifizierungen wie beispielsweise vom Marine Stewardship Council (MSC), helfen dagegen bislang wenig. Der WWF fordert deshalb eine umfassende Transparenzpflicht entlang der gesamten Lieferkette sowie die verbindliche Integration sozialer Standards.  

Trotz guter Ansätze ist die internationale Fischereipolitik weiterhin zu langsam, um auf wissenschaftliche Empfehlungen und ökologische Alarmsignale angemessen zu reagieren. „Nur mit einem konsequenten Schutz der Artenvielfalt, klaren Bewirtschaftungsregeln, strenger Kontrolle und Verantwortung für die Arbeitsbedingungen auf See kann Thunfischfang wirklich nachhaltig werden“, so Philipp Kanstinger.  

Wer Thunfisch kaufen möchte, sollte darauf achten, auf Echten Bonito bzw. Skipjack (Katsuwonus pelamis) zurückzugreifen und dass er aus Hand- oder Angelleinenfischerei stammt. Die Produkte sind in der Regel entsprechend gekennzeichnet. Der WWF-Fischratgeber steht als Einkaufshilfe zur Verfügung. Ein neuer Sushi-Ratgeber vom WWF bewertet außerdem die beliebtesten Arten für die japanische Spezialität.  

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz

  • Korallen (Indonesien) © GettyImages Meeresschutz - ohne Meer kein Leben

    Unser Planet ist blau – die Meere bedecken rund 70 Prozent der Erdoberfläche und sind von entscheidender Bedeutung für uns Menschen. Mehr zu Meere & Küsten