Ab dem 24. Juli leben wir auf Pump – auf Kosten künftiger Generationen. Dann hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die für ein ganzes Jahr reichen müssten. Das Problem verschärft sich: 2024 reichten die Ressourcen noch bis zum 1. August, jetzt sind sie schon am 24. Juli aufgebraucht. Deutschland muss seinen Rohstoffverbrauch von 16 Tonnen pro Person auf 7 bis 8 Tonnen bis 2045 halbieren, um innerhalb der planetaren Grenzen zu wirtschaften. Zentrale Bausteine dafür sind eine ressourcenbewusste Kreislaufwirtschaft und eine zuverlässige internationale Zusammenarbeit beim Umgang mit globalen Gemeinschaftsgütern.
„Mit unserem ökologischen Fußabdruck sind wir bei unserem Planeten Erde bereits so tief verschuldet, dass zukünftige Generationen dafür teuer bezahlen werden“, sagt Florian Titze, Leitung für Internationale Politik beim WWF Deutschland. „Der Erdüberlastungstag zeigt uns jedes Jahr: Mit einer Politik des grenzenlosen Verbrauchs der natürlichen Ressourcen auf einem begrenzten Planeten ist die Katastrophe langfristig vorprogrammiert. Wir wirtschaften und konsumieren auf eine Art, die global unverantwortlich und gegen die eigenen Interessen ist. Deutschland steht auf der Rangliste der historisch gewachsenen ökologischen Schulden auf dem Planeten mit ganz oben. Daraus erwächst auch eine Verantwortung.“
Der Schutz der globalen Gemeinschaftsnaturgüter ist Grundvoraussetzung für ein funktionierendes System Erde und damit für unser aller Wohlergehen. Das erfordert internationale Zusammenarbeit und globale Solidarität. Die Bundesregierung will aktuell bei der Entwicklungszusammenarbeit im Bundeshaushalt kürzen. „Das ist ein fataler Fehler. Wir brauchen mehr internationale Zusammenarbeit, nicht weniger. Gerade jetzt, in Zeiten multipler Krisen. Wir müssen nicht nur auf ein nachhaltiges Wirtschaftssystem umstellen, sondern gemeinsam mit allen Partnern in der Welt die globalen Güter schützen, von denen auch die Stabilität und Resilienz unserer Gesellschaft in Deutschland abhängt: tropische Regenwälder, lebendige Meere und das Klima.“
Weitsichtige Entwicklungspolitik verbindet die Förderung ökologischer Stabilität mit Krisenvorsorge und der Sicherung menschlicher Grundbedürfnisse. Dieser ganzheitliche Ansatz stärkt nicht nur die Partnerländer, sondern auch die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gegen globale Krisen. Dafür muss die Bundesregierung aber international verlässlicher Partner bleiben. Eine Kürzung der Entwicklungsfinanzierung passt damit nicht zusammen.
Saubere Luft, Trinkwasser, fruchtbare Böden, ein stabiles Klima – eine gesunde Umwelt ist Grundlage für alles. „Wenn die deutsche Wirtschafts- und Entwicklungspolitik die planetaren Grenzen einfach ausblendet, stürzt uns das in immer größere Krisen, anstatt ihnen zu entfliehen", warnt Titze. „Wirtschaftswachstum, Stabilität und Wohlstand können langfristig nicht funktionieren, wenn ihre systemischen Grundlagen durch Erderhitzung und durch Zerstörung der Natur verloren gehen."