Umweltorganisationen: Bundesregierung muss in Brüssel auf konsequenten Waldschutz pochen

  • Umweltorganisationen fordern die EU-Entwaldungsverordnung „EUDR“ zu erhalten und wie geplant zum Jahreswechsel zur Anwendung zu bringen.
  • Die kürzlich von elf EU-Agrarministern geforderte „Null-Risiko-Kategorie“ würde den Kern der EUDR aushöhlen und sie wirkungslos machen. Die ehrgeizigen Ziele der EU zum Klima- und Artenschutz wären damit passé.
  • Die Bundesregierung muss die EUDR jetzt in Brüssel verteidigen.

 

Berlin/Bonn, 12.06.2025: Im Vorfeld des EU-Umweltministertreffens am 17. Juni 2025 ruft ein Bündnis der Umweltorganisationen DUH, Global Nature Fund, OroVerde, ROBIN WOOD, SÜDWIND e.V. und WWF die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, die Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR) in ihrer aktuellen Form konsequent umzusetzen. Hintergrund sind anhaltende Angriffe gegen die EUDR, insbesondere der EU-Landwirtschafts- und Waldbesitzerverbände.

Mit der EUDR hat die EU die weltweit erste Gesetzesinitiative vorgelegt, die das Inverkehrbringen von Rohstoffen und Produkten aus Entwaldung, Waldschädigung oder Illegalität wirksam unterbinden soll – ein Meilenstein für den internationalen Wald-, Klima- und Artenschutz. Dieser Schritt ist dringend nötig, denn Entwaldung und Walddegradierung sind nach der Verbrennung fossiler Energien die zweitgrößte Quelle von CO₂-Emissionen. Zudem liegt der Entwaldungsfußabdruck der EU – gleich nach China – weltweit an zweiter Stelle. Die EU trägt damit eine besondere Verantwortung im Kampf gegen globale Entwaldung.

In der EUDR leiten sich die Pflichten von Unternehmen und Behörden von den Risiken im Herkunftsland ab. In der Verordnung sind die Risikokategorien „vernachlässigbar“, „normal“ und „hoch“ definiert. Die nun von EUDR-Kritikern geforderte zusätzliche „Null-Risiko-Kategorie“ würde Unternehmen von den Pflichten der EUDR praktisch entbinden. Große Schlupflöcher würden entstehen und die EU zum Drehkreuz für illegale Produkte, etwa aus Russland machen. Die EUDR wäre entkernt. Die Umweltorganisationen haben in einem „Mythen und Fakten“ Dokument zur EUDR aufgezeigt, dass die Pflichten mit überschaubarem Aufwand erfüllt werden können (Fakten gegen Mythen).

Der „zero-risk“-Vorschlag beruht überdies auf falschen Annahmen. Um die „Null-Risiko-Kategorie“ begründen zu können, unterschlagen die Initiatoren wichtige Teile der EU-Verordnung und verharmlosen den Schaden, den diese Änderung anrichten würde. Das Hauptargument, wonach es in der EU keine Entwaldung gebe und die EUDR daher nicht anzuwenden werden bräuchte, ist falsch und gefährlich. Denn die EUDR adressiert im Verbotsartikel 3 nicht nur Entwaldung, sondern gleichbedeutend auch Rohstoffe und Produkte aus Waldschädigung (siehe Artikel 2; 13.) und Illegalität. Sowohl Waldschädigung als auch Illegalität sind aber auch in der EU hochrelevant. Zudem wäre die angestrebte Null-Risiko-Kategorie wahrscheinlich nicht WTO-Konform und würde Handelspartner vor den Kopf stoßen.

 

Unternehmen fordern Rechtssicherheit, keine Aufweichung

Zahlreiche Unternehmen haben sich fristgerecht auf die EUDR vorbereitet. Was sie brauchen, sind klare Regeln und Rechtssicherheit. Eine weitere Verwässerung der Verordnung würde nicht nur Vorreiterunternehmen bestrafen und den europäischen Klima- und Waldschutz untergraben, sondern auch die Glaubwürdigkeit der EU als verlässlicher Akteur in der globalen Umweltpolitik massiv beschädigen.

 

Dringender Handlungsbedarf: Keine Zeit für Verwässerung oder Verzögerung

Die Notwendigkeit der EUDR ist heute dringlicher denn je: Allein im Jahr 2024 wurden laut Global Forest Watch weltweit 6,7 Millionen Hektar arten- und kohlenstoffreicher Tropenwälder zerstört – eine Fläche so groß wie Panama.  Die EUDR ist ein entscheidendes Instrument, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wir fordern die EU und ihre Mitgliedsstaaten daher auf, die EUDR in ihrer jetzigen Form konsequent umzusetzen.

Kontakt

Immo Fischer

Pressesprecher für Afrika, Lateinamerika, Wald & Holz, menschenrechtliche Sorgfaltspflicht / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz