Intakte Regenwälder rechnen sich

Der Tropenwaldfonds TFFF kann die Finanzierung des internationalen Klima- und Biodiversitätsschutz einen wichtigen Schritt nach vorne bringen – wenn wichtige Rahmenbedingungen gewahrt und ausreichend finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Der Fonds wurde heute im Rahmen des Leaders Summit vor der Klimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém offiziell an den Start gebracht. Dazu sagt Heike Vesper, Vorständin für Politik und Transformation beim WWF Deutschland: 

„Die ökonomische Bedeutung der tropischen Regenwälder der Erde steht in keinem Verhältnis zur Finanzierung ihres Schutzes. Der Tropenwaldfonds TFFF bietet eine enorme Chance, den bislang völlig unterfinanzierten Schutz artenreicher Tropenwälder endlich voranzubringen und könnte bei Erfolg einen Paradigmenwechsel für die Finanzierung globaler Naturgüter einläuten. 

Der WWF begrüßt den offiziellen Start des Tropenwaldfonds und die ersten Einzahlungen für die Grundfinanzierung von Brasilien, Indonesien, Norwegen und Frankreich. Das Geld, das den Ländern im Laufe der kommenden Jahre über die TFFF zurückgezahlt werden soll, ist gut investiert. Die TFFF kann Privatinvestitionen für tropische Regenwälder in bisher unerreichten Höhen mobilisieren. Diese innovative Nord-Süd-Partnerschaft ist nicht nur zeitgemäß, sie ist auch beispielhaft für die mutige Führungsrolle, die der WWF auch von Deutschland und seinen globalen Partnern in der Bewältigung der ökologischen Krisen erwartet. Die Leistungen, die tropische Regenwälder für uns erbringen, sind eng mit Ernährungssicherheit, Stabilität und Pandemieprävention verknüpft und helfen auch der Krisen-Resilienz der deutschen Wirtschaft. Die finanzielle Risikorechnung des Finanzministeriums, an der ein deutscher Beitrag hängt, sollte dabei nicht auf eine Renditerechnung reduziert werden, sondern die immense ökonomische Bedeutung der tropischen Regenwälder mit betrachten. Deren Verschwinden hätte auch für Deutschland und Europa katastrophale Folgen. Während seines Besuches auf der Klimakonferenz muss Bundeskanzler Merz morgen eine angemessene finanzielle Beteiligung Deutschlands von 2,5 Mrd. Euro verkünden. Beim Ausbleiben einer konkreten finanziellen Verpflichtung würde Deutschland gegenüber den globalen Partnern in Norden und Süden empfindlich an Glaubwürdigkeit verlieren.  

Intakte Regenwälder sind ein essenzieller Bestandteil unserer Lebensgrundlagen: Sie sind die Klimaanalage unserer Erde und Nabel der biologischen Vielfalt. Damit sie erhalten bleiben, braucht es neben der Finanzierung und Anerkennung des ökonomischen Wertes arten- und kohlenstoffreicher Ökosysteme vor allem wirksamen Klimaschutz, allen voran den Ausstieg aus fossilen Energien. Denn die Folgen der Erderhitzung bedrohen auch unsere Wälder. Zudem sind die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen nötig, wie eine wirksame europäische Entwaldungsverordnung. Nur in der Kombination aller Maßnahmen können wir dem Raubbau an den Tropenwäldern Einhalt gebieten.“ 

Zum Hintergrund:  

Die Tropical Forests Forever Facility (TFFF) geht auf die Initiative Brasiliens zurück. Grundidee ist, dass über den Einsatz staatlicher Mittel ein Vielfaches an privaten Investitionen für den Regenwaldschutz folgt. Neben den Renditen für die Investoren sollen Länder mit tropischem Regenwald pro Hektar eine Auszahlung von bis zu 4 Dollar bekommen, wenn der Wald bewahrt wird. Gemessen werden soll dies über die Dichte des Blätterdachs. Abzüge hingegen gibt es, wenn Entwaldung oder Degradierung der Waldfläche stattfindet. Indigene Völker und Gemeinden sollen 20 Prozent der Auszahlungen erhalten. Brasilien hat bereits die Einzahlung von einer Milliarde Dollar zugesagt. Insgesamt sollen die staatlichen Mittel auf bis zu 25 Milliarden Dollar anwachsen und der Fonds mit weiteren privaten Investitionen auf 125 Milliarden Dollar anwachsen. Wichtig für das Gelingen des Fonds wird sein, dass der Schutz der finanzierten Flächen tatsächlich ausreichend ist. Dafür braucht es robuste Kriterien und Monitoring. Außerdem sollten Beiträge zum Fonds zusätzlich - vor allem zu zuschussbasierten öffentlichen Mitteln - sein, das heißt sie sollten bestehende oder geplante Mitteln für den Klima- und Biodiversitätsschutz, die Klimaanpassung oder klimabedingte Schäden & Verluste nicht ersetzen, sondern sie können diese ergänzen.  

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz

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