Der Makrelenbestand im Nordostatlantik steht kurz vor dem Zusammenbruch. Diese Warnung veröffentlichte der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) heute im Kontext neuer Bestandszahlen und wissenschaftlicher Fangempfehlungen. Der WWF Deutschland appelliert an die verantwortlichen Küstenstaaten, sich endlich an die wissenschaftlichen Fangempfehlungen zu halten und die Überfischung zu stoppen.
„Der Niedergang der Makrelenpopulation im Nordostatlantik ist eine vermeidbare ökologische und wirtschaftliche Katastrophe. Seit Jahren scheitern die verantwortlichen Staaten dabei, sich auf eine Verteilung der Fangmengen zu einigen. Die Folge ist massive Überfischung. Die aktuellen Zahlen des Internationalen Rats für Meeresforschung dürften die letzte Warnung sein. Die Abwärtsspirale muss jetzt gestoppt werden. Ändert sich nichts, wird der Bestand so sehr schrumpfen, dass er nicht mehr befischt werden kann. Die Fische fehlen dann nicht nur als Nahrung für andere Tiere im Ökosystem, sondern auch als Einkommensquelle in den Netzen der Fischer und in der Verarbeitungsindustrie“, erklärt Dr. Philipp Kanstinger, Fischereiexperte beim WWF Deutschland.
In der Vergangenheit war der Bestand der Makrele im Nordostatlantik groß und die Fischereimethoden ökologisch vertretbar. Seit 2010 liegen die Fangmengen jedoch durchschnittlich um rund 39 Prozent über den wissenschaftlichen Empfehlungen. Zwischen 2014 und 2025 ist der Bestand um 78 Prozent geschrumpft. Durch die massive Überfischung steht er jetzt kurz vor dem vollständigen Zusammenbruch. Im WWF Fischratgeber ist die Makrele aus diesem Grund schon seit April 2025 als „Rot“ und damit als „nicht empfehlenswert“ eingestuft.
Um den Kollaps noch zu verhindern, fordert der WWF die Küstenstaaten auf, sich schnellstmöglich auf eine Quotenverteilung zu einigen, die in ihrer Summe den wissenschaftlichen Empfehlungen folgt. „Mit der Natur lässt sich nicht verhandeln. Ohne Einigung wird es im Nordostatlantik bald keine Makrele mehr zu fischen geben. Die Küstenstaaten sollten klug genug sein, mit den vorhandenen Ressourcen sorgsamer umzugehen“, so Dr. Philipp Kanstinger.
Hintergrund:
Jedes Jahr erstellt der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) wissenschaftliche Gutachten zu den Fangmöglichkeiten in den Meeren der EU und angrenzenden Gewässern. Die neuen Zahlen zum Makrelenbestand im Nordostatlantik finden sich hier. Daraus geht hervor, dass der Bestand unter den sogenannten „Blim“-Wert (biomass limit reference point) gefallen ist. Wird dieser Referenzwert unterschritten, ist der Bestand außerhalb sicherer biologischer Grenzen und kann sich möglicherweise nicht mehr erholen.
Der Makrelenbestand im Nordostatlantik wird von der EU, Grönland, den Färöer Inseln, Island, Norwegen, dem Vereinigten Königreich und Russland befischt.