Der Wohnungsmarkt in Deutschland steht unter enormem Druck: Mieten steigen, Neubau stagniert und gleichzeitig müssen Flächen, Material und Energie eingespart werden, um die Klima- und Ressourcenziele zu erreichen.

Zum Glück kann der Mietwohnungstausch beides: den Wohnraummangel entschärfen und das Klima schützen. Mit einem gesetzlichen Recht auf Mietwohnungstausch könnten Mieter:innen Wohnungen tauschen, wenn sich ihre Lebenssituation ändert: sozial fair, rechtlich machbar und ökologisch wirksam.

Was ist Mietwohnungstausch?

Bei einem Mietwohnungstausch tauschen Privatpersonen ihre Mietwohnungen, sodass beide Haushalte in einer für ihre Lebenssituation passenderen Wohnung leben können. Hierbei handelt es sich um ein freiwilliges Angebot für Menschen, die mit ihrer aktuellen Wohnsituation unzufrieden sind oder deren Wohnung sich nicht mehr für ihre Lebensumstände eignet. So kann der Mietwohnungstausch eine Lösung für Menschen bieten, die nach einer größeren, kleineren, barriereärmeren oder in einem anderen Stadtteil oder Region gelegenen Wohnung suchen.

Potenzial und Chancen des Mietwohnungstauschs

Familie beim Umzug © Jovanmandic / iStock / Getty Images
Familie beim Umzug © Jovanmandic / iStock / Getty Images

Der Mietwohnungstausch setzt genau dort an, wo der Wohnungsmarkt heute blockiert ist: Viele Menschen bleiben in ihren Wohnungen, weil neue Mietverträge deutlich teurer wären. So entsteht ein Lock-in-Effekt. Familien leben beengt, während andere mehr Platz haben, als sie eigentlich brauchen. Neubau allein kann dieses Problem nicht lösen und verbraucht gleichzeitig enorm viel Energie und Ressourcen.

In Deutschland wohnen über acht Millionen Menschen in überbelegten Wohnungen, gleichzeitig gibt es Millionen unterbelegter Haushalte mit stillen Wohnraumreserven. Schon wenn zehn Prozent der großzügig Wohnenden sich verkleinern würden, ließe sich im bereits gebauten Bestand Wohnraum für rund zwei Millionen Menschen schaffen.

Wie Mietwohnungstausch Klima, Fläche und Ressourcen schützt

Ökologisch, sozial und ökonomisch lohnt sich jeder Wohnungstausch, der den Neubaubedarf reduziert. Denn ein Quadratmeter Neubau verursacht 500 bis 800 Kilogramm CO2 und kostet in Großstädten rund 5.000 Euro.

Eine neue WWF-Kurzstudie, erstellt vom Institut für Nachhaltigkeits- und Immobilienmanagement (INIM) der Hochschule Mittweida, zeigt erstmals, wie groß das ökologische Potenzial des Mietwohnungstauschs wirklich ist.

Das Ergebnis ist beeindruckend: Durch Wohnungstausch könnten rund 11,5 Millionen Quadratmeter Wohnfläche pro Jahr vermieden werden, die nicht neu versiegelt oder gebaut werden müssten. Das entspricht umgerechnet 131.500 Neubauwohnungen.

Damit ließen sich pro Tag 5,5 Hektar Fläche und pro Jahr 38,2 Millionen Tonnen Baumaterial sowie 9,5 Millionen Tonnen CO₂ einsparen – ein messbarer Beitrag zu Deutschlands Klima- und Nachhaltigkeitszielen.

Tauschen statt bauen bedeutet also:

  • weniger Ressourcenverbrauch
  • mehr passende Wohnungen
  • ein spürbarer Beitrag zum Klimaschutz

Die folgenden Grafiken zeigen, wie groß diese Potenziale sind und warum der Mietwohnungstausch zu einem zentralen Baustein für die nachhaltige Wohnwende werden kann.

Was die Politik jetzt tun muss

Der angespannte Wohnungsmarkt kann nicht allein durch Neubau entlastet werden. Damit Mietwohnungstausch zu einem echten Hebel für sozialen Ausgleich und Klimaschutz wird, braucht es klare Regeln und Unterstützung.

Der WWF Deutschland fordert, bis 2026 im Bürgerlichen Gesetzbuch (§ 565a BGB) ein gesetzliches Tauschrecht zu verankern. Dieses würde Mieter:innen rechtlich absichern, Planungssicherheit schaffen und die Zahl der Wohnungstausche deutlich steigern.

Das WWF-Impulspapier zeigt, wie ein solches Tauschrecht umgesetzt werden kann – und welche politischen und praktischen Maßnahmen notwendig sind, um Tauschprogramme in Deutschland erfolgreich zu etablieren. Dazu gehören Beratung, digitale Plattformen, finanzielle Anreize und der Austausch bewährter Praxisbeispiele.

So entsteht ein System, das gerechter, nachhaltiger und klimafreundlicher ist als der Fokus auf Neubau allein.

„Tauschen statt Bauen spart jährlich 131.000 Neubauwohnungen, 38,2 Millionen Tonnen Material und 9,5 Millionen Tonnen CO2 - während hunderttausende Menschen endlich passenden Wohnraum finden.”

Silke Küstner, Senior Project Manager Circular Economy beim WWF Deutschland

Kontakt

Silke Küstner

Senior Project Manager Circular Economy

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