Um Unternehmen zu befähigen, sich möglichst selbstständig Klimaziele zu setzen, bietet die SBTi umfangreiche Materialien, Beispiele und FAQs an. Wie jeder Standard, haben auch diese Kriterien und Spielregeln ihre „Untiefen“, die es zu umschiffen gilt. Im Grunde aber ist es ganz simpel: Unternehmen setzen sich Ziele, die in ihrem Ambitionsniveau dem entsprechen, was aus aktuell klimawissenschaftlicher Sicht geboten ist, um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu beschränken. Dieser „top down“-Ansatz unterscheidet sich grundsätzlich von der Potential-basierten Perspektive der Mehrheit aktueller Klimaziele in deutschen Unternehmen.
Wählen können Unternehmen dabei zwischen mittelfristigen oder mittel- und langfristigen Klimazielen. Mittelfristige SBTs sind auf fünf bis zehn Jahre ausgelegt. Es geht darum, THG-Emissionen so schnell wie möglich zu reduzieren und bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Langfristig sollten Unternehmen dann den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bis zur Mitte des Jahrhunderts auf nahezu null runterfahren. Der Netto-Null (Net-Zero) Standard der SBTi sieht vor, alle THG-Emissionen bis 2050 um mindestens 90 Prozent zu reduzieren und die dann noch verbleibenden 10 Prozent dauerhaft zu neutralisieren. Dies gilt für alle THG-Emissionen eines Unternehmens, auch für die in seiner Wertschöpfungskette (Scope 3). Alle von der SBTi geprüften Klimaziele sind Reduktionsziele – eine Anrechnung von Kompensation ist nicht möglich. Ein wichtiges Qualitätskriterium, das die SBTi von vermeintlich alternativen Initiativen absetzt.
Startpunkt der Zielentwicklung ist der „Commitment Letter“. Mit diesem formellen Bekenntnis treten Unternehmen der Initiative bei, werden auf der Website gelistet und beginnen den Prozess der Zielentwicklung. Sobald sich ein Unternehmen über Zielformat und -formulierung im Klaren ist, legt es dies der SBTi zur offiziellen Plausibilitätsprüfung (Validation) vor. Sind alle Fragen geklärt, kann das Ziel öffentlich kommuniziert werden. Den Fortschritt bei der Reduktion von Treibhausgasen muss das Unternehmen dann jährlich dokumentieren und darüber berichten. Grundlage all dessen ist die Verfügbarkeit und Aktualisierung eines nach Maßgabe des Greenhouse Gas Protokolls erstellten THG-Inventars, das auch die Emissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette zumindest einer Überprüfung unterzieht.
Da, wie in der Umfrage im Rahmen des Pathways to Paris-Projekts bestätigt, insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen klimastrategische Ressourcen, Kapazitäten und Erfahrungen fehlen, hat die SBTi einen gesonderten KMU-Pfad aufgelegt. Dieser soll es Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeiter:innen ermöglichen, auf vereinfachter Basis mittel- und langfristige Klimaziele zu setzen.