WWF zur „Sonder-Umweltministerkonferenz Hochwasser 2021“ (11.10.2021)

Berlin, 10.10.2021: Am 11. Oktober tauschen sich die Länder bei einer Sonder- Umweltministerkonferenz über das verheerende Juli-Hochwasser aus. Im Zentrum stehen Konsequenzen für den Hochwasserschutz, auch angesichts der fortschreitenden Erderhitzung. Die Umweltschutzorganisation WWF sieht die Bundesländer in der Pflicht, den ökologischen Hochwasserschutz und den natürlichen Wasserrückhalt in der Landschaft in den Mittelpunkt zu stellen.

„Es geht darum, mit den anstehenden Investitionen in den Hochwasserschutz zugleich den Nutzen für Klima, Gewässer und Artenvielfalt zu fördern. Dass sich solche Investitionen mit Mehrfachnutzen auszahlen, ist längst bekannt und hinreichend belegt. Deiche zurückzuverlegen ist dafür am wichtigsten: So können natürliche Überschwemmungsgebiete in den Flussauen für den natürlichen Hochwasserschutz zurückgewonnen werden. Flussauen sind nicht nur ein Gewinn für den Hochwasserschutz. Sie sind Hot Spots der Artenvielfalt und mit ihrer filternden Funktion sozusagen die Nieren der Landschaft“, sagt Tobis Schäfer, WWF-Experte für Gewässerschutz in Deutschland. An der Elbe hat der WWF hat mit dem größten Deichrückverlegungsprojekt Deutschlands bei Lödderitz demonstriert, dass solche Maßnahmen greifen. Im Brandenburgischen Lenzen zeigte sich beim Junihochwasser 2013, dass die dortige Deichrückverlegung eine deutliche Absenkung des Wasserstands bewirkte, örtlich um knapp einen halben Meter.

„Laut dem 2014 beschlossenen Nationalen Hochwasserschutzprogramm wollen die Länder rund 32.000 Hektar Auenflächen durch Deichrückverlegungen als natürliche Überschwemmungsflächen zurückgewinnen. Aber für den Löwenanteil dieser Projekte ist die Umsetzung erst nach 2027 geplant, abgeschlossen ist bislang keines“, kritisiert Tobias Schäfer.

„Hochwassergefahren haben sich vielerorts auch deshalb verschärft, weil wir die Landschaft auf schnellen Abfluss getrimmt haben. Bäche und Flüsse sind in ein Korsett gezwängt und haben zu wenig Raum für das, was sie ausmacht: Über die Ufer zu treten und sich immer wieder zu verändern. Wir brauchen Korridore, in denen sich Gewässer naturnah entwickeln können. Für die Klimaanpassung in der Landschaft ist dies grundlegend. Hierfür hat die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser bereits eine Methodik entwickelt. Die UMK muss genau diese Verbindung Gewässer- und Hochwasserschutz nun endlich voranbringen“, fordert Schäfer. Die Länder müssten vor allem jene Flächen sichern, die dafür notwendig sind.

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin, Berlin