WWF fordert anlässlich von Fachkonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke schnelle Schritte gegen Wiederholung von Umweltkatastrophe

Der WWF Deutschland hat die Bundesregierung aufgefordert, aufgrund massiver ökologischer Schäden durch die Umweltkatastrophe in der Oder auf den geplanten Ausbau des Flusses auf deutscher Seite zu verzichten. Durch diesen würde sich der ökologische Zustand der Oder weiter verschlechtern, genauso wie durch die bereits begonnenen Ausbauarbeiten auf polnischer Seite, sagte Dr. Finn Viehberg, Leiter des WWF-Ostseebüros, anlässlich der digitalen Teilnahme von Bundesumweltministerin Steffi Lemke an einer Fachkonferenz zur Oderkatastrophe am heutigen Montag in Frankfurt (Oder). Als Ursache des katastrophalen Fischsterbens gilt das Zusammenwirken hoher Wassertemperaturen und massiver Schadstoffeinträge, die zum explosionsartigen Wachstum einer giftigen Algenart führten. Dieses Szenario drohe sich nach Einschätzung von Wissenschaftlern zu wiederholen.

Dr. Finn Viehberg, sagte: „Schadstoffeinleitungen in die Oder haben eine Schlüsselrolle bei der Katastrophe gespielt, wie auch ein Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission zur Oderkatastrophe vom Februar unterstreicht. Jüngste Erkenntnisse deuten zudem auf die Verklappung salzhaltiger Grubenabwässer aus polnischen Bergbaubetrieben hin. Fest steht, dass legale wie illegale Einleitungen beschränkt und unterbunden werden müssen, wie es auch der EU-Bericht nahelegt. Auch brauchen wir ein besseres grenzüberschreitendes Monitoring, ein Schadstoffkataster und einen besseren Informationsaustausch. Wie vom WWF als Teil des Aktionsbündnis lebendige Oder und von wissenschaftlichen Einrichtungen gefordert, schlagen auch die EU-Gutachter ein Programm zur Wiederherstellung der natürlichen Widerstandsfähigkeit des Flusses vor. Weitere flussbauliche Eingriffe zur Einengung und Vertiefung des Flusses, wie sie 2015 von Deutschland und Polen vereinbart wurden, verbieten sich. Solche Ausbauarbeiten greifen in die wertvollen und sensiblen Uferbereiche ein und drohen giftige Altlasten aufzuwirbeln. Das zuständige Bundesverkehrsministerium muss hier vorangehen und ein Moratorium für den Oder-Ausbau ausrufen.“

Zitierter Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission: An EU analysis of the ecological disaster in the Oder River of 2022, 16.2.23; https://op.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/acae85a4-ae18-11ed-8912-01aa75ed71a1/language-en

Der Bericht zitiert u.a. eine polnische Quelle (S. 24), wonach allein auf polnischer Seite an 282 Stellen Schadstoffe illegal eingeleitet wurden.

Kontakt

Tobias Arbinger

Pressesprecher für Naturschutz, Biodiversität, Süßwasser, Asien, Kinder & Jugend / Berlin

  • Feldberger Seenlandschaft © Ralph Frank / WWF Deutschland

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