Berlin, 13.10.2025: Rund einen Monat vor Beginn der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien warnt ein neuer Report vor dem Überschreiten elementarer Systeme unserer Erde. Solche Systeme umfassen zum Beispiel Ozeanströmungen, polare Eisschichten, den Amazonas-Regenwald und Korallenriffe. Durch die Klimakrise stehen einige von ihnen kurz vor oder bereits an ihren Kipppunkten, an denen sie sich unumkehrbar verändern – zum Beispiel zusammenbrechen oder absterben. Der Report wurde von einer Vielzahl renommierter Institutionen erstellt, auch der WWF war beteiligt.
„Unsere Erde verliert ihr Gleichgewicht – und wir es mit ihr. Einige Kipppunkte stehen kurz bevor oder sind im Fall der Korallenriffe womöglich schon erreicht. Damit stehen unsere Lebensgrundlagen auf dem Spiel, und zwar hier und heute. Wir müssen konsequent umfassende Maßnahmen umsetzen, um unser Klima zu schützen. Denn es ist maßgeblich die von uns verursachte Erderhitzung, die unsere Erdsysteme ans Limit bringt“, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.
Laut Report liegt der zentrale Kipppunkt für Warmwasser-Korallen bei etwa 1,2 Grad Erderhitzung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Damit wäre der Kipppunkt bereits überschritten. Korallenriffe sind von maßgeblicher Bedeutung für Ökosystemleistungen, von denen bis zu einer Milliarde Menschen abhängen.
Dem Amazonas-Regenwald setzen sowohl Entwaldung als auch Klimakrise zu. Sein Kipppunkt wird Berechnungen zufolge bei etwa 1,5 bis 2 Grad Erhitzung erreicht – auch er ist demnach unmittelbar bedroht. Aktuell liegt die langfristige durchschnittliche Erderhitzung noch knapp unter 1,5 Grad, 2024 wurden die 1,5 Grad jedoch schon einmal überschritten. Aktuell befindet sich die Weltgemeinschaft noch auf Kurs für eine rund 3 Grad starke Erwärmung.
„Wir können vor dem Unumkehrbaren noch umkehren. Unabdingbar dafür ist die schnelle und umfassende Abkehr von fossilen Quellen wie Kohle, Öl und Gas und der Hochlauf erneuerbarer Energien und elektrischer Technologien. Wir schauen hier besonders auf die Bundesregierung, die aktuell eher Rückschritte machen möchte. Und wir schauen auch auf die EU, deren Heckmeck um die EU-Entwaldungsverordnung verantwortungslos gegenüber unseren Lebensgrundlagen ist, genauso wie die Verzögerungen beim 2040-Klimaziel und dem europäischen Beitrag zum Pariser Klimaabkommen“, so Raddatz.
Mit den richtigen Maßnahmen können nicht nur die negativen Kippunkte elementarer Erdsysteme vermieden werden, sondern auch positive Kipppunkte erreicht. Darunter etwa der großflächige Einsatz immer preiswerter werdenden Erneuerbaren-Technologien wie Solaranlagen. Um die positiven Kipppunkte zu hebeln, braucht es die richtigen politischen und finanziellen Rahmensetzungen. „Die COP30 im Amazonas kann dafür eine wichtige Plattform bieten, aber die Umsetzung müssen wir überall voranbringen, auch vor unserer eigenen Haustür“, so Raddatz.
Den Report und weitere Informationen finden Sie hier: https://global-tipping-points.org/