So gelingt der Wandel zur zukunftssicheren Chemieindustrie

Berlin, 11.9.2025: Über eine umfassende Elektrifizierung und den breiten Einsatz von Kreislaufwirtschaftstechnologien kann die Chemie essenzielles Standbein der Industrie bleiben und Wirtschaftsmotor für Deutschlands Zukunft sein. Die Umweltverbände Germanwatch, NABU, WWF sowie Bellona Deutschland legen in einem gemeinsamen Papier einen Impuls für die Ausgestaltung der Chemieagenda 2045 vor, die im Koalitionsvertrag angekündigt wurde. Das Papier bietet Anknüpfungspunkte für die weitere politische Debatte.  

Als Schwergewicht beim CO2-Ausstoß trägt die Chemieindustrie eine Schlüsselrolle für Deutschlands Transformation. Allein die zwölf treibhausgasintensivsten Chemieparks Deutschlands sind für rund drei Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich, wie eine WWF-Studie 2024 berechnete. Gleichzeitig liegt in der Chemieindustrie enormes Innovationspotenzial – ein Vorteil für Deutschland im internationalen Wettbewerb, wenn die politischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.

Die beteiligten Organisationen fordern daher eine zügige Umstellung der Chemieindustrie auf Strom aus Erneuerbaren sowie die Nutzung von grünem Wasserstoff in der Vorkette. Damit dies gelingt, muss die Bundesregierung konsequent den Ausbau von Wind- und Solarenergie und der Netze vorantreiben, statt ihn zu drosseln. Ja stärker Produktionsprozesse elektrifiziert werden, desto größer wird der Bedarf an grünem Strom. Der Ausbau der Erneuerbaren muss sich an den Bedarfen einer klimaneutralen Wirtschaft in Deutschland bis 2045 orientieren.

Parallel zum Erneuerbaren-Ausbau und der entsprechenden Nutzung in der Chemie muss der Ausstieg aus den fossilen Energien und Rohstoffen forciert werden. Hier braucht es einen regulatorischen Rahmen, etwa über Investitionsanreize. Quoten für nachhaltige Chemieprodukte etwa in der öffentlichen Beschaffung können ebenfalls einen wichtigen Beitrag für den nötigen Wandel der Chemieindustrie leisten.

Neben dem Switch von fossilen auf erneuerbare Quellen sollte eine Chemieagenda 2045 das Thema Kreislaufwirtschaft zentral behandeln.  Den fossilen Primärrohstoffbedarf zu reduzieren, sollte oberste Priorität haben. Das schont nicht nur Ressourcen, sondern verringert auch Emissionen und Abhängigkeiten von anderen Ländern.

Am Ende wird der Wandel der Chemie aber nur möglich sein, wenn die nötigen privaten Investitionen getätigt werden (können). Dafür spielt das Sondervermögen eine entscheidende Rolle. Hinzukommen geeignete Instrumente wie Klimaschutzverträge, Rückversicherungen und Garantien.

Bei der Ausgestaltung der Chemieagenda 2045 sollte die Regierung auf das tiefe Know-how von Wissenschaft, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen zurückgreifen und diese aktiv einbinden. Das vorliegende Papier ist ein erster Impuls in diese Richtung.

Weiterführende Informationen:

Die Transformation der Chemieindustrie berührt eine Vielzahl von Umweltaspekten – etwa Infrastrukturfragen, Flächennutzung oder den Einsatz von Biomasse als Rohstoff. Um die Transformation zu einer klimaneutralen Chemieindustrie mit der Expertise der Zivilgesellschaft zu bereichern, entwickelt der NABU ein zivilgesellschaftlich getragenes Dialogformat zu Transformationspfaden und deren gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen.

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Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

Lea Vranicar

Pressesprecherin für Klimaschutz und Energiepolitik / Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

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