Ohne Verpackungen geht es oft nicht: Sie schützen Waren des alltäglichen Bedarfs, landen aber am Ende meist im Müll. Verpackungen aus biobasierten Materialien gelten als klimafreundliche Alternative und werden von Verbraucher:innen als nachhaltigere Lösung wahrgenommen. Eine neue WWF-Studie untersucht, inwieweit biogene Rohstoffe in Verpackungen tatsächlich einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft sowie zum Natur- und Klimaschutz leisten können.

Eierkartons © Lea Brumsack / WWF
Eierkartons © Lea Brumsack / WWF

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral zu werden. Dafür ist eine weitreichende Dekarbonisierung aller Wirtschaftssektoren notwendig, einschließlich der Wertschöpfungsketten im Bereich der Verpackungen.

Die Verwendung von Biomasse wird hierfür zunehmend als Lösungsansatz gesehen. Oft fehlt jedoch eine klare, fundierte ökologische Bewertung der eingesetzten Rohstoffe und deren Auswirkungen auf die Ökosysteme.

Bereits heute bestehen mehr als 60 Prozent aller Verpackungen in Deutschland aus biobasierten Materialien, vor allem aus Holz, Papier, Pappe, Karton oder biobasierten Kunststoffen. Doch inwieweit können biobasierte Rohstoffe ökologisch sinnvoll in Verpackungen eingesetzt werden? Sind sie tatsächlich eine grüne Alternative und die Lösung für das Verpackungsproblem?

WWF-Studie bewertet biogene Rohstoffe in Verpackungen

Supermarktregal voller Plastik-Verpackungen
Supermarktregal voller Plastik-Verpackungen © ThinkstockPhotos

Die Studie „Einsatz biobasierter Rohstoffe in Verpackungen“ zeigt erstmals konkrete Möglichkeiten für die ökologisch sinnvolle und ressourcenschonende Verwendung biogener Rohstoffe in Verpackungen in Deutschland auf – stets im Einklang mit den übergeordneten Zielen der Treibhausgasneutralität, Ressourceneffizienz und Biodiversitätssicherung.

Dazu liefert sie eine wissenschaftlich fundierte Bewertung von 13 biogenen Rohstoffen für den Verpackungssektor in Deutschland.

Die Bewertung konzentriert sich auf drei zentrale Indikatoren: den Flächenverbrauch, den kumulierten Energieaufwand (KEA) und den Wasserverbrauch. Zusätzlich wurden die Rohstoffe hinsichtlich Rohstoffverfügbarkeit, Nutzungskonkurrenz und Flächeneffizienz bewertet. Parallel dazu wurde eine Prognose des Verpackungsverbrauchs in Deutschland bis zum Jahr 2045 erstellt, um den zukünftigen Bedarf an biobasierten Verpackungen sowie den damit verbundenen Rohstoffbedarf abzuleiten.

Die Studie zeigt:

Bei biogenen Rohstoffen kritisch bleiben

Mehrweg-Verpackungen © GettyImages
Mehrweg-Verpackungen © GettyImages

In seiner Studie kommt der WWF zu dem Schluss, dass wir biobasierte Rohstoffe gezielt einsetzen müssen. Primäres Ziel muss es sein, die Menge an Verpackungen drastisch zu reduzieren.

Biomasse ist begrenzt, weshalb ihr Einsatz fossile Abhängigkeiten nicht durch neue ökologische Risiken ersetzen darf. Deshalb gilt:

  • Materialverbräuche und Verpackungen insgesamt reduzieren.
  • Mehrwegsysteme ausbauen.
  • Nebenprodukte, Altholz und Reststoffe effizient nutzen.
  • Einsatz von Biokunststoffen kritisch hinterfragen.

Nur so lassen sich die Klima- und Biodiversitätsziele erreichen, ohne neue Zielkonflikte zu schaffen.

„Biogene Rohstoffe in Verpackungen sind nur eingeschränkt zu empfehlen: Ohne klare Priorität für Vermeidung, Mehrweg und Kreislaufführung birgt ihr Einsatz in Verpackungen das Risiko neuer ökologischer Zielkonflikte – statt echte Lösungen bereitzustellen.“

Tina Kussin, Projektmanagerin Materialien und Kreislaufwirtschaft beim WWF Deutschland

Politik und Wirtschaft sind gefordert

Politik

  • Maßnahmen zur Verpackungsreduktion und Kreislaufschließung sollten priorisiert werden, beispielsweise durch eine Ausweitung der Mehrwegangebotspflicht.
  • Es darf keine Förderung von Biokunststoffen in kurzlebigen Verpackungen geben. Der Einsatz von Biomasse für Biokunststoffe in Einweg- und Schnellverbrauchsverpackungen ist nicht zu empfehlen. Politische Bestrebungen, biogene Kunststoffanteile künftig auf Mindestrezyklatquoten anzurechnen oder ihren Einsatz in Biokunststoffen zu forcieren, sollten kritisch hinterfragt und nicht weiterverfolgt werden.
  • Der Primärholzeinsatz für Papier-, Pappe- und Kartonverpackungen sollte deutlich reduziert werden, um eine Übernutzung, Biodiversitätsverluste und Belastungen für Waldökosysteme zu vermeiden.
  • Die stoffliche Nutzung von Altholz, Reststoffen und Nebenprodukten sollte forciert werden.
  • Der Einsatz von Rezyklaten sollte gestärkt und klare Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Wirtschaft

  • Es müssen Verpackungsstrategien zur Vermeidung und Reduktion etabliert werden, beispielsweise durch Materialeinsparungen oder die Nutzung bzw. Einführung von standardisierten Mehrweglösungen.
  • Es müssen geschlossene Kreisläufe von Verpackungen durch den systematischen Einsatz von Rezyklaten oder Recyclingfasern sowie die Optimierung der Recyclingfähigkeit geschaffen werden.
  • Es darf keine pauschale Substitution von (leichtgewichtigeren) Kunststoffverpackungen durch (schwerere) Papier- oder Papierverbundverpackungen geben.
  • Der Einsatz von Biokunststoffen in schnelllebigen Verpackungen sollte vermieden werden.
  • PPK-Verpackungen sollten weitestgehend auf Recyclingfasern umgestellt werden.
  • Nebenprodukte, Altholz und andere Reststoffe sollten sinnvoll genutzt werden.

Nur wenn Unternehmen ihre Ressourcenströme mittelfristig konsequent reduzieren, verlangsamen und in geschlossene Kreisläufe überführen, kann die ökologische Belastung durch den Verpackungssektor wirksam verringert werden. Dafür ist ein gemeinsames Vorgehen aller Akteure entlang der gesamten Verpackungswertschöpfungskette entscheidend – von der Gestaltung bis zur Wiederverwendung der Materialien.

Weitere Informationen

  • Weltweites Plastikproblem © Thinkstock Getty Images Plastik – Eines der drängendsten Umweltprobleme

    Plastik ist aus unserem Alltag kaum wegzudenken – und genau das ist das Problem. Der weltweite Kunststoffverbrauch steigt stetig an, mit gravierenden Folgen. Weiterlesen...

  • Mehrwegbecher sollen Einwegbecher ersetzen © GettyImages Hallo Mehrweg! Tschüss Wegwerfgesellschaft!

    Würde alles „Take-away“ nur noch in Mehrweg-Behältnissen verkauft, könnten wir alleine in Deutschland jährlich fast 500.000 Tonnen CO2 einsparen und unsere Kunststoffabfälle bis 2040 um fast eine Million Tonnen verringern. Weiterlesen...

  • In Plastik verpacktes und komplett unverpacktes Gemüse © GettyImages Nachhaltige Verpackungen: Gibt es umweltfreundliche Verpackungen?

    Zu wenig Mehrweg, anwachsende Abfallmengen, stagnierende Recyclingraten und zu wenig Recyclingmaterialien in Verpackungen, erschweren eine effektive Kreislaufwirtschaft. Weiterlesen...