Die Textilindustrie ist von Überproduktion, kurzen Nutzungsdauern von Produkten und einer geringen Recyclingquote geprägt. Jährlich werden weltweit 92 Millionen Tonnen Textilabfall produziert, wovon 73 Prozent auf Deponien landen oder verbrannt werden. Die Produktion ist ressourcenintensiv und belastet Umwelt und Klima stark. Um diese Probleme anzugehen, ist eine Transformation hin zu einer zirkulären Textilindustrie unerlässlich.

Das Ziel: Eine nachhaltige Textilindustrie

Aktuell konsumiert die Textilindustrie jährlich 215 Trillionen Liter Wasser und verursacht schätzungsweise 2 bis 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Die Produktion findet häufig unter sozial ausbeuterischen und menschenrechtswidrigen Umständen statt. Neben der Produktion verursachen auch der Gebrauch und die Entsorgung der Materialien enorme Umweltbelastungen. So ist das Waschen von synthetischen Stoffen, wie Polyester, für etwa ein Drittel der Meeresverschmutzung durch Mikrofasern verantwortlich. Eine verbreitete fast-fashion-Mentalität führt außerdem dazu, dass große Mengen an Altkleidung in den globalen Süden geschickt werden, was die dortigen Strukturen oftmals nicht verarbeiten können.

Das übergeordnete Ziel ist daher eine Textilindustrie, die innerhalb planetarer Grenzen funktioniert und dabei Natur sowie Klima schützt und regeneriert. Dies erfordert ein Umdenken in allen Bereichen der Wertschöpfungskette, von der Produktion über den Konsum bis hin zur Entsorgung und Wiederverwertung.

Die Vision einer zirkulären Textilindustrie

Die Vision des WWF für eine zirkuläre Textilindustrie strebt an, das lineare 'take-make-waste'-Modell durch ein System zu ersetzen, in dem Textilien für Langlebigkeit konzipiert, aus verantwortungsvoll gewonnenen oder recycelten Materialien hergestellt, häufig wiederverwendet, bei Bedarf repariert und am Ende ihres Lebenszyklus recycelt werden. Dies betrifft nicht nur den Bereich Kleidung, sondern den Einsatz von Textilien in allen Sektoren. Dieser Ansatz priorisiert nicht nur das Wohlergehen aller Beteiligten entlang der Lieferkette und den Schutz der Umwelt, sondern schafft auch neue Einnahmequellen und Arbeitsplätze.

Acht strategische Ansätze für eine Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie

Das WWF Netzwerk stellt in seinem Positionspapier acht Handlungsansätze zum Gelingen der Transformation der Textilindustrie vor:

  1. Überproduktion und -konsum reduzieren: Herstellung und Vermarktung langlebiger Produkte und Förderung eines nachhaltigeren Konsumverhaltens
  2. 100% nachhaltig beschaffte Rohstoffe: Einsatz umweltfreundlicher Materialien und Eliminierung gefährlicher Chemikalien aus den Lieferketten
  3. Produktionsabfälle eliminieren: Optimierung von Produktionsprozessen
  4. Verpackungsabfälle adressieren: Reduzierung und Recycling von Verpackungsmaterialien im Bereich des Online-Handels
  5. Produktlebensdauer verlängern: Durch Wissen, Design und Serviceangebote Reparierbarkeit und schonende Pflege fördern
  6. Rückgabe- und Wiederverwendungsprogramme implementieren: Förderung von Second-Hand und Upcycling
  7. Textile Recycling-Lösungen entwickeln: Entwicklung innovativer Recyclingtechnologien und Bevorzugung von mechanischem gegenüber chemischem Recycling
  8. Mikrofaser-Verschmutzung bekämpfen: Entwicklung von Lösungen zur Reduzierung von Mikrofaser-Freisetzung über die gesamte Lebensdauer von Produkten

Handlungsbedarf bei allen Akteursgruppen

Um diese Ansätze erfolgreich umzusetzen, ist ein konsequentes Umdenken entlang der gesamten Lebensdauer von Textilprodukten unerlässlich. Der WWF fordert daher alle Stakeholder zu konzertierten Maßnahmen auf:

  • Politik: Ökodesign-Vorgaben und Systeme der Erweiterten Produzentenverantwortung konsequent durchsetzen, für mehr Transparenz sorgen und zirkuläre Praktiken fördern.
  • Produzent:innen: Zirkuläre Prozesse fortlaufend optimieren und Kooperationen mit Recyclingunternehmen aufbauen, um geschlossene Materialkreisläufe zu ermöglichen.
  • Unternehmen (Marken): Zirkuläre Geschäftsmodelle entwickeln, Lieferketten transparent gestalten und die Rückführung von Materialien aktiv steuern.
  • Konsument:innen: Hochwertige, langlebige Textilien bevorzugen, den Konsum kritisch hinterfragen und nachhaltige Alternativen wählen.
  • Investor:innen: In Forschung und Entwicklung im Bereich zirkulärer Technologien investieren und Projekte unterstützen, die ressourcenschonende Innovationen liefern.
  • NGOs: Veränderungen anstoßen, kollektives Handeln koordinieren und den Dialog zwischen allen Akteuren verstärken.

Nur durch gemeinsame Anstrengungen lässt sich der Wandel hin zu einer nachhaltigen, kreislauffähigen Textilindustrie gestalten und damit ein entscheidender Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten.

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