Wie man sich kleidet, ist für viele Menschen Ausdruck des persönlichen Stils. Doch nicht nur Farben, Schnitte, Modemarken und Designer:innen sollten beim Shoppen eine Rolle spielen: Wer ein paar Dinge beachtet, schützt mit seinem Style zugleich die Umwelt.

Was versteht man eigentlich unter „nachhaltiger Mode“? Kurz zusammengefasst lässt sich sagen, Kleidung ist dann nachhaltig, wenn sie auf umwelt- und klimafreundliche sowie ressourcenschonende Weise und unter fairen Arbeitsbedingungen entstanden ist.

So gibt es Unterschiede bei den Materialien – pflanzlich oder synthetisch? – und bei ihrem Anbau oder ihrer Herstellung – Stichwort Pestizide, Chemikalien, Müllbilanz, Energie- und Wasserverbrauch. Natürlich spielt es auch eine Rolle, wo die Kleidung hergestellt wurde und wie weit die Transportwege sind.

Mit den Tipps des WWF werden Sie garantiert nicht zum Fashion Victim!

Auf Materialien und Herstellung achten: Vorsicht, Umweltsünder!

Textilien © Pauliina Heinänen / WWF
Textilien © Pauliina Heinänen / WWF

Die Zahl ist schockierend: Rund 65 Prozent aller Textilfasern auf dem Weltmarkt sind Kunstfasern und werden aus Erdöl hergestellt. Das macht die Textil- und Modeindustrie zu einem der größten Klimasünder mit fürchterlicher CO2-Bilanz. Zu den synthetisch hergestellten Materialien zählen zum Beispiel Polyester, Polyamid und Polyacryl. Aus welchen Materialen ein Kleidungsstück hergestellt wurde, steht üblicherweise auf einem Label, das sich an einer Innennaht befindet.

Ein weiterer Grund, Kunstfasern zu meiden: Sie geben Mikroplastik ab, welches Schäden bei Menschen, Tieren und der Umwelt verursacht – ob nun durch Abrieb beim Waschen oder wenn das Kleidungsstück irgendwann im Müll landet.

Besser: Zertifizierte Bio-Baumwolle

Baumwolle ist die mit Abstand beliebteste Naturfaser. Kein Wunder, hat sie doch viele tolle Eigenschaften, ob nun als Jeans, T-Shirt oder Bettwäsche. Leider benötigt ihr Anbau und oft auch die Weiterverarbeitung enorm viel Wasser und das in Ländern, in denen dieses ohnehin knapp ist: Indien ist die Hauptquelle der in Deutschland genutzten Baumwolle und hat den weltweit größten Wasserfußabdruck von bis zu 23.000 Litern Wasser pro geerntetem Kilogramm Baumwolle. In Usbekistan ist durch den Anbau das Wasservolumen des Aralsees in den letzten 50 Jahren um 90 Prozent geschrumpft.

Baumwolle wird zudem meist als Monokultur gepflanzt, ist dadurch anfällig für Schädlinge und wird mit Pestiziden behandelt. Häufig wird zudem gentechnisch veränderte Baumwolle angebaut.

Einen riesigen Unterschied sowohl beim Wasserverbrauch als auch Einsatz von Chemie macht es, wenn beim Shopping zu zertifizierter Bio-Baumwolle gegriffen wird. Um es dem Verbraucher leichter zu machen, die Herkunft der Baumwolle im fertigen Produkt zurückzuverfolgen entwickelt der WWF, gemeinsam mit Institutionen aus der Wissenschaft, zudem gerade ein bahnbrechend neues Verfahren.

Diese Textilien sind ressourcenschonend, nachwachsend und vegan

Großer Panda frisst Bambus © Bernard De Wetter / WWF
Bambus ist nicht nur für Pandas super © Bernard de Wetter / WWF

Hanf zählt bereits zu den Klassikern für ökologische Mode mit großem Tragekomfort: Er wächst schnell, auf nahezu jedem Boden und ist robust gegen Schädlinge.

Zu den Newcomern hierzulande zählt Bambus, ein ebenfalls schnell nachwachsender Rohstoff. Aber aufgepasst: Handelt es sich um Bambusviskose, so wurde diese meist mit Chemikalien hergestellt – außer sie trägt ein Öko-Siegel wie beispielsweise GOTS, das für eine schadstoffarme und umweltfreundliche Produktion bürgt.

Und auch Lyocell/Tencel erfreut sich wachsender Beliebtheit: Der fließend-weiche Stoff ist ideal für Allergiker und wird aus den Fasern von Eukalyptusholz, einem schnell wachsenden Baum, gewoben.

Coole Sneaker aus Pflanzenresten

Noch relativ neu in der Modeindustrie sind innovative Materialien, die aus Pflanzenabfällen hergestellt werden: Sojaseide beispielsweise ist weich wie Kaschmir und entsteht aus recycelten Resten der Sojabohnenindustrie. Ziemlich verblüffend sind auch die Sneaker von MoEa, welche aus Apfel- und Traubenresten der italienischen Fruchtsaftindustrie oder aus Kaktushaut im Mix mit Bio-Baumwolle und recycelten Materialien hergestellt werden. Das macht die Schuhe nicht nur atmungsaktiv und widerstandsfähig, sondern auch tierleidfrei und ökologisch – das Unternehmen legt seinen CO2-Fußabdruck komplett transparent offen.

MoEa Sneaker gibt's im WWF Shop
MoEa Sneaker gibt's im WWF Shop

Apropos: Bei veganer Kleidung, Schuhen und Accessoires stehen die Chancen gut, dass sie eine gute Klimabilanz haben, schließlich wird auf tierische Materialien verzichtet, deren Herstellung ressourcenintensiv ist.

Es lohnt sich aber auch beim Einkauf veganer Mode, auf eine ökologische, schadstofffreie Herstellung, auf recycelte Materialien und schnell nachwachsende Rohstoffe zu achten.

Slow Fashion und langlebige Kleidung

Die Modeindustrie ist sehr schnelllebig. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren noch verstärkt hat: Alle paar Monate rufen viele Modelabels neue Trends aus und erklären die „alten“ Teile als out und untragbar. Diese Fast Fashion-Kollektionszyklen sind ein Killer für die Ressourcen unseres Planeten und erzeugen gigantische Müllberge.

Nachhaltige Modemarken setzen stattdessen auf Slow Fashion: Kleidung, an der man lange Freude hat – weil die Schnitte zeitlos sind, klassisch, sich immer neu kombinieren lassen. Und weil die Lieblingsstücke aus Materialien hergestellt werden, die sehr viel länger als nur eine Saison halten und schön bleiben.

Manche Hersteller, vor allem von Schuhen, bieten sogar einen eigenen Reparaturservice an. Reparieren statt wegwerfen – auch das ist sehr nachhaltig. Aber selbst wenn man beim Shoppen mal nicht widerstehen konnte und dem neuesten Modetrend gefolgt ist, gibt es auch für diese Teile die Chance auf ein zweites Leben.

Second-Hand und Upcycling

Kleidung in einem Second-Hand-Kaufhaus © Ella Kiviniemi / WWF
Kleidung in einem Second-Hand-Kaufhaus © Ella Kiviniemi / WWF

Mit ein bisschen Kreativität lässt sich aus alter Kleidung ein neues Lieblingsstück machen – und noch dazu eines, mit dem man seinen Modestil auf ziemlich einzigartige Weise zeigen kann. Denn Kleidung von der Stange und die neuesten Trends kann schließlich jeder tragen! Wie wäre es außerdem mit einem Streifzug über den Flohmarkt und durch Second Hand Läden? Oder einem Kleidertausch-Treffen unter Freund:innen?

Auch in den Tiefen des eigenen Kleiderschrankes lässt sich so einiges entdecken, dass man schon lange nicht mehr getragen hat. Wiederverwertung und Upcycling statt Wegwerfen! In der Änderungsschneiderei lässt sich das Fundstück für wenig Geld in etwas umwerfend Neues verwandeln – und in etwas, das perfekt passt.

Auch online finden sich gebrauchte Kleidung und Accessoires, manchmal sogar geschenkt. Auf vielen Plattformen kann man im näheren Umkreis suchen und entdeckt dadurch mit etwas Glück Schätze ganz in der Nähe. Und die eigenen aussortierten Kleidungsstücke (oder auch Fehlkäufe) lassen sich darüber wieder zu Geld machen und werden von einem anderen Menschen weitergetragen.

Auch große Labels und Hersteller haben Recycling und Upcycling für sich entdeckt. Oft findet sich auf Kleidungsstücken der Hinweis, dass sie teilweise aus recycelten Materialien hergestellt wurden. Einige Modeketten verkaufen inzwischen auch Second Hand Kleidung und tauschen bereits getragene, neuwertige Kleidung gegen ein Shopping-Guthaben im eigenen Laden ein. Das ist ein toller Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.

Nachhaltige Mode online bestellen – geht das überhaupt?

Rote Pullover aus dem WWF-Shop als Geschenk zum Valentinstag © WWF
Nachhaltig online bestellen geht gut mit dem WWF Shop © WWF

Online bestellen hat einen schlechten Ruf, denn all die Pakete durch die Gegend zu fahren erzeugt einen erheblichen CO2-Fußabdruck. Vor allem wenn Kleidung, Schuhe und Accessoires zur Ansicht bestellt und dann zurückgeschickt werden. Schätzungen der Arbeitsgruppe Retourenforschung an der Universität Bamberg zufolge liegt die Retourenquote bei ungefähr 50 Prozent. Jedes zweite Paket wird also zurückgesendet! Alleine im Jahr 2021 gab es rund 315 Millionen Retouren, schätzen die Forscher:innen. Genaue Zahlen gibt es hier nicht, den die großen Onlineversandhändler legen diese nicht offen.

Und trotzdem kann es nachhaltig sein, Mode online zu kaufen. Zum Beispiel wenn man ansonsten weite Wege zurücklegen müsste, womöglich mit dem Auto, um die gewünschten Dinge im Laden kaufen zu können. Wenn man Dinge nicht zur Ansicht bestellt und zurücksendet, sondern sich vorher überlegt, was man braucht. Durch die investigative Recherche einiger Journalist:innen kam ans Licht, dass die Retouren manchmal gar nicht wieder im Laden landen: Für manche große Versandhändler ist es billiger, die brandneue, zurückgesandte Kleidung und Schuhe einfach zu vernichten. Was für eine Verschwendung!

Mit Mode etwas bewegen

Wie wir uns kleiden, hat Einfluss auf die Umwelt. So sind Sie voll im Trend: Weniger ist mehr – auch im Kleiderschrank! Gute Qualität währt am längsten und langlebige Lieblingsklamotten sorgen für mehr Freude bei Ihnen und der Natur.

Unterstützen Sie die Arbeit des WWF für ein nachhaltigeres Leben

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