Die nachgefragten großen Mengen werden auf riesigen Farmen angebaut. Das bleibt nicht ohne Folgen. Denn die Früchte werden mit viel Wasser und Dünger „gefüttert“ und mit hohen Mengen von Pestiziden vor Insekten, Unkraut und Pilzbefall geschützt. Die bessere Wahl zu herkömmlichen konventionellen Bananen sind Bio-Bananen. Doch sie lassen sich aus klimatischen Gründen nicht überall anbauen. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach konventionellen Bananen weiterhin groß. Fast 80 Prozent der in Deutschland verzehrten Bananen stammen aus dieser Anbauform. Deswegen brauchen wir dringend Lösungen für den Anbau konventioneller Bananen. Und genau da setzen der WWF und EDEKA mit dem „Gemeinsamen Projekt für eine bessere Banane“ an und haben so die Chance, einen riesigen Markt nachhaltiger zu machen, wenn das Projekt Schule macht.
Bananen sind nach Äpfeln das beliebteste Obst in Deutschland. Mehr als 1,3 Millionen Tonnen importieren wir jedes Jahr. Sie gedeihen am Äquator, wo es warm und feucht ist.

Die Banane gehört zu den beliebtesten Obstsorten in Deutschland. Fast 80 Prozent der in Deutschland verzehrten Bananen stammen aus konventionellem Anbau. Doch dieser geht mit einer Vielzahl an ökologischen und sozialen Problemen einher und schadet damit der Umwelt und den Menschen. Gemeinsam wollen WWF und EDEKA den konventionellen Bananenanbau daher umwelt- und sozialverträglicher gestalten. Der Fokus liegt auf Vertragsfarmen in Kolumbien und Ecuador, welche die Bananen für die EDEKA Eigenmarke liefern.
Um am Projekt teilnehmen zu können, durften die Farmen in den letzten zehn Jahren vor Beginn des Projekts, also seit 2004, keine Naturflächen in Anbaufläche umgewandelt haben (Landnutzungswandel). Sie durften auch keine Pflanzenschutzmittel der Gefährdungslasse WHO I a+b mehr auf der Anbaufläche einsetzen. Alle teilnehmenden Farmen waren außerdem zu Projektbeginn bereits Rainforest Alliance Certified™-zertifiziert und erfüllen somit die Anforderungen des Standards des Sustainable Agriculture Network (SAN).
Der WWF entwickelte mit unabhängigen Expert:innen weitere Anforderungen, die in 77 umzusetzende Maßnahmen mündeten und die auf die sechs Themenfelder einzahlen. Fortschritte und die Einhaltung der Maßnahmen werden zweimal jährlich durch externe Auditor:innen überprüft.
Durch den breiten Ansatz ist das Bananenprojekt einzigartig. Die sechs Themenbereiche sind:
- Natürliche Ökosysteme: Das Ökosystem Regenwald und seinen Artenreichtum schützen.
- Wassermanagement: Kostbares Süßwasser vor Verunreinigung schützen und einsparen.
- Abfallmanagement: Den Abfall besser entsorgen und ein Abfallmanagementsystem helfen aufzubauen.
- Integriertes Anbaumanagement: Die Böden schonen und dessen Gesundheit fördern.
- Klimaschutz: Das Klima schützen durch weniger Düngemittel.
- Soziale Verantwortung: Die Arbeitskräfte schützen und absichern.
Dabei arbeiten der WWF und EDEKA mit einem integrierten Ansatz, bei dem das gesamte Ökosystem und das Umfeld der Farmen betrachtet wird und nicht, wie im konventionellen Anbau üblich, die einzelne Pflanze. Das ist wichtig, um nachhaltige Veränderungen und ein Umdenken zu erzielen. Die praktischen landwirtschaftlichen Maßnahmen umfassen sämtliche Dimensionen der Ökosysteme (Wasser, Boden, Luft) und des Farmbetriebs (Soziales, Abfall, Management), zudem werden die Mitarbeiter:innen auf den Farmen in Schulungen zu Themen der Nachhaltigkeit fortgebildet. WWF und EDEKA arbeiten eng mit dem Lieferanten und dessen Farmen zusammen, schulen, erklären, diskutieren und entwickeln im ständigen Austausch eigene Lösungen.
Eindrücke von den Projektfarmen
Das Zwischenfazit nach der dreijährigen Pilotphase zeigt: Im Jahr 2017 verfügten alle Farmen nun über Wasseraufbereitungsanlagen. Somit lässt sich Wasser, mit dem die Bananen vor dem Transport gewaschen werden, erneut nutzen. Seit Anfang 2020 sind alle Projekt-Farmen in Kolumbien mit der weltweit ersten AWS-Zertifizierung im Bananensektor ausgezeichnet worden, ebenso bekamen zwei Farmen in Ecuador die AWS-Zertifizierung. Unsere Projekt-Farmen sind somit Water Stewardship-Pioniere im weltweiten Bananensektor und zeigen, dass nachhaltiges Wassermanagement auf der Farm sowie im Flusseinzugsgebiet möglich ist.
Verringert wurde außerdem der Einsatz von Pestiziden. Mitarbeiter:innen, die mit gefährlichen Chemikalien umgehen müssen, sind – auch zur eigenen Sicherheit – jetzt besser geschult. Neu geschaffene Schutzzonen zwischen Ökosystemen und angrenzender Anbaufläche lassen neue Lebensräume entstehen und verhindern zugleich, dass die mit Düngemitteln und Pestiziden behandelten Flächen der Bananenplantagen nicht die benachbarten Flüsse oder Wälder verschmutzen. Auch Flora und Fauna in den Ökosystemen sind so vor den Chemikalien besser geschützt. All das hat dazu beigetragen, dass das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz vor Ort gewachsen ist. Auch um soziale Themen kümmert sich das Projekt: Alle Mitarbeiter:innen wurden ins gesetzliche Sozialversicherungssystem aufgenommen, um sie im Falle von Krankheiten, Arbeitsunfällen/ -unfähigkeit oder Arbeitslosigkeit abzusichern. Alle Beschäftigten sind in festen Anstellungen. Durch Schulungen und Einrichtung sanitärer Anlagen wurde der Gesundheitsschutz ausgebaut. Dieser Themenschwerpunkt werden WWF und EDEKA noch stärker in den Fokus nehmen.
Von Panama und Costa Rica verbreitete sich 1890 die sogenannte "Panamakrankheit“, eine Pilzerkrankung, die sich schnell global ausbreitete. Sie raffte die damals angebaute Bananen-Sorte „Gros Michel“ komplett dahin und führte zu enormen Ernteausfällen. Inzwischen befällt der mutierte Pilz als sog. Tropische Rasse 4 (TR4) auch die Cavendish-Sorte. Angefangen in Südostasien in den 90er Jahren, breitete sich der TR4-Pilz über Australien, Afrika und den arabischen Raum aus. Im August 2019 wurde der erste Fall in Südamerika bestätigt. Seitdem werden strikte Regeln zur Eindämmung der Ausbreitung des Pilzes eingeführt, denn der Pilz ist resistent gegen Fungizide und die Sporen leicht übertragbar und kann 30-40 Jahre im Boden überleben.
Fusarium Tropical Race 4 (TR4)
Zugleich zeigte sich: Noch mehr Wachsamkeit und Kontrolle als bisher verdient der Verbrauch von Wasser und Chemikalien. Zwar führt beim konventionellen Bananenanbau am Einsatz von Chemie unter den feucht-warmen Klimabedingungen kein Weg vorbei. Aber bei der Anwendung gibt es noch Optimierungspotenzial. Verbesserungsmöglichkeit birgt auch der Einsatz von Dünger, von dem deutlich eingespart werden kann.
In der aktuellen, zweiten Projektphase von 2018 bis 2021 will das Projekt zudem mehr über die Farmgrenzen hinaus wirken – die WWF-Büros in Ecuador und Kolumbien vor Ort werden eingebunden, um am Erreichen der Ziele aktiv mitzuwirken. Dazu ist auch ein noch engerer Schulterschluss mit den regionalen Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung nötig. Zum Beispiel hat der WWF mit seinen regionalen Partnern und anderen Wassernutzern im Anbaugebiet in Kolumbien, zwischen Sierra Nevada und Ciénaga Grande, eine „Water-Stewardship-Plattform“ (Plataforma de Cooperación y Custodia del Agua (PCCA)) eingerichtet, um die Region für ein besseres Wassermanagement zu gewinnen. Ziel ist, dass die Projektfarmen ihren Wasserverbrauch kontrollieren und verringern, Ökosysteme erhalten werden, um gute Wasserqualität sicherzustellen. Farmen, Firmen, Behörden und Vertreter:innen der Bevölkerung des Einzugsgebiets besprechen die Nutzung des knappen Guts und nehmen Rücksicht aufeinander. Für weitere Informationen zur „Water-Stewardship-Plattform“ lohnt sich dieses Video des WWF Kolumbien und ein Blick auf diesen Flyer.
Beim Themenfeld Biodiversität sollen Schutzzonen weiter ausgebaut werden, um Ökosysteme vor den negativen Auswirkungen des Bananenanbaus zu schützen sowie neue Lebensräume zu schaffen.
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Gelb & Gut: Bananen
Interview mit Nikola Gückel, Leiterin des Anbauprojekts Banane beim WWF Deutschland:
Was verspricht sich der WWF vom Projekt?

Der Markt konventionell angebauter Bananen ist groß, ebenso die ökologischen und sozialen Probleme, die in Ländern wie Ecuador, Kolumbien oder Costa Rica durch den großflächigen konventionellen Anbau entstehen. Aus unserer Sicht reicht es nicht aus, diese Probleme nur aufzuzeigen. Wir möchten sie auf Farmebene angehen. Die Erfahrungen, die wir im Projekt mit den beteiligten Farmen sammeln, können für viele weitere Farmen den Weg zu einem umwelt- und sozialverträglicheren Anbau aufzeigen. Einige unserer Ziele gehen auch deutlich über den Bio-Standard hinaus: So arbeiten wir aktiv zu Arten- und Süßwasserschutz.
Was passiert konkret vor Ort auf den Farmen?
Die Liste ist lang. Hier einige Beispiele: Die Banane braucht viel Wasser - rein rechnerisch benötigt eine einzelne große Frucht bis zu 160 Liter Wasser im Anbau. Daher haben wir die Bewässerungssysteme verbessert und Wasseraufbereitungsanlagen zum Waschen der Früchte eingeführt. Das Projekt für eine bessere Banane hat die Farmen auch zu Investitionen in ihre Bewässerungssysteme oder in Wasseraufbereitungsanlagen ermutigt. In Kolumbien wurden beispielsweise eine effizientere Zuteilung von Sprengern erreicht, die Antriebe der alten Sprenganlagen durch neue ersetzt und in eine teilweise Automatisierung der Systeme investiert. Die Farmen sind von reinen Wasserverwendern zu Wasserverwaltern geworden. Doch Trockenperioden, Überflutungen und Wasserverschmutzung machen Mensch und Natur zu schaffen. Gesetze fehlen oder werden nicht eingehalten. Ebenfalls in Kolumbien, zwischen Sierra Nevada und Ciénaga Grande, hat der WWF mit seinen Partnern eine "Water-Stewardship-Plattform" eingerichtet, um die Region für ein besseres Wassermanagement zu gewinnen. Ziel ist, dass die Projektfarmen ihren Wasserverbrauch kontrollieren und verringern, Ökosysteme erhalten und gute Wasserqualität sicherstellen. Farmen, Firmen, Behörden und Vertreter der Bevölkerung des Einzugsgebiets besprechen die Nutzung des knappen Guts und nehmen Rücksicht aufeinander.
Das klingt nach viel Arbeit
Das ist es. Ein anderes Thema ist der Herbizideinsatz. Mehr und mehr sollen mechanische Methoden wie Unkraut jäten eingesetzt werden, was natürliche Pflanzendecken auf den Produktionsflächen und an den Bewässerungskanälen förderten. So werden Böden und Wasser unter anderem vor Chemikalien geschützt.
Und am Ende ist diese konventionelle Banane dann besser als die Bio-Banane?
Uns geht es darum, für den sehr großen konventionellen Markt eine Idee zu entwickeln, die viele Probleme des heutigen Bananenanbaus anpackt. Damit gehen wir in Teilen über den Bio-Standard hinaus, indem wir uns beispielsweise für Erhalt und Förderung der biologischen Vielfalt oder den sorgfältigen und gerechteren Umgang mit Wasser einsetzen. Auch soziale Kriterien findet man in der EU-Öko-Verordnung nicht. Was Themen wie Düngemittel- oder Pestizideinsatz angeht, liegen wie jedoch unter dem Bio-Standard. Die Bio-Banane bleibt eine gute Wahl, unsere Projektbanane ist es auch.
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Landwirtschaft
EDEKA-Unternehmenskommunikation
PANDA Fördergesellschaft für Umwelt mbH
Pressesprecherin, Berlin