Angriff auf Amazonien: Massive Feuer bedrohen den Regenwald im Amazonas-Gebiet. Fast immer menschgemacht gefährden sie den Artenreichtum dieses Ökosystem. Und damit auch uns: Kippt der Amazonas, entsteht eine Kettenreaktion.
Jedes Jahr brennt der Regenwald im Amazonas-Gebiet. Jedes Jahr wird die Zerstörung für Holz und Viehhaltung größer. Und jedes Jahr erhöht der WWF seine Kräfte, den Wald und seine Bewohner zu schützen.
Es ist der höchste Wert seit fünf Jahren: Zwischen Januar und August dieses Jahres wurden laut des brasilianischen Instituts für Weltraumforschung (INPE) im brasilianischen Amazonas-Regenwald 5.463 Quadratkilometer Wald zerstört – das entspricht der doppelten Fläche des Saarlandes. Kein gutes Geschenk zum Tag des Amazonas am 5. September 2022. Der Amazonas „näher am Kollaps als je zuvor“, warnt Roberto Maldonado, Südamerikareferent beim WWF-Deutschland.
Besonders die Indigenen Völker in dem noch zum Großteil bewaldeten Bundesstaat Amazonas sind besonders gefährdet. „Für die Indigenen wäre das tödlich, der Wald liefert ihnen Baumaterial, Nahrung und Medizin. Mit den Bäumen des Amazonas schwindet auch ihre Lebensgrundlage,“ so Maldonado. In den indigenen Territorien wird meist nachhaltig gewirtschaftet, nur 1,6 Prozent der Entwaldung zwischen 1985 und 2020 entfielen laut WWF auf indigenes Land.Sie wirken somit wie eine Brandmauer gegen die Entwaldung.
In Brasilien stehen Wahlen an:Die meisten Brände im Amazonas sind von Menschen gelegt, angetrieben durch die naturfeindliche Politik von Präsident Bolsonaro. Seit seinem Amtsantritt baut er systematisch Überwachungs- und Kontrollorgane ab, die Feuer können sich so viel schneller ausbreiten. Maldonado sagt: „Bei der Wahl am 2. Oktober entscheiden Brasilianer:innen nicht nur über einen neuen Präsidenten, sondern auch über die Zukunft des Amazonas-Regenwaldes und des Weltklimas. Verlieren wir den Amazonas, verlieren wir einen der größten Kohlenstoffspeicher dieses Planeten.Der Klimakatastrophe können wir dann nur noch zugucken.“
Vom Regenwald zur Feuerhölle
Immer trockener wird es im Amazonasgebiet, immer mehr Feuer werden bewusst gelegt, um Land zu gewinnen und immer öfter geraten diese Brände außer Kontrolle. „Wobei auch außer Kontrolle geratene Feuer neue Anbaufläche schaffen“, bemerkt Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland. Im September 2020 gab es allein im brasilianischen Amazonas über 32.000 verschiedene Brandherde. Bis ins Weltall sind die Rauchschwaden zu sehen. Im Wald gibt es kaum ein Entrinnen. Hier leben die seltenen Jaguare – und hier verlieren die drittgrößten Raubkatzen der Erde nun ihr Leben und ihren Lebensraum im Feuer. Hunderte weitere, teils endemische (also nur hier vorkommende) Arten sind betroffen. Und auch Menschen leben in den Regenwäldern des Amazonasbeckens.
„Im Amazonas breitet sich zunehmend eine Wildwest-Mentalität aus. Wenn wir diesen Wahnsinn nicht bald stoppen und eine Trendumkehr bei der Waldzerstörung erreichen, könnte der Amazonas langfristig verloren gehen und sich in eine Steppe verwandeln. Um das zu verhindern ist auch die internationale Gemeinschaft gefragt. Wir brauchen unbedingt ein starkes Lieferkettengesetz auf EU-Ebene. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Lieferketten die Entwaldung nicht befeuern, besonders wenn sie Agrarrohstoffe aus Brasilien importieren“, so Roberto Maldonado.
Der WWF unterstützt die lokale Bevölkerung im Amazonas-Gebiet seit 2007 und konnte 40 Schutzgebiete mit einer Fläche so groß wie Bayern – ca. sieben Millionen Hektar schützen. Dieser Schutzgebietsgürtel steht der größten Entwaldungsfront der Welt gegenüber und schützt auch die indigenen Völker im Amazonas.
Es ist noch viel zu tun: Unterstützen Sie uns weiter bei der Arbeit vor Ort – und erhöhen wir den Druck auf die deutsche Wirtschaft, ihre Lieferketten entwaldungsfrei zu gestalten! Wir brauchen den Amazonas – für den Artenschutz, aber auch um unsere internationalen Klimaziele zu erreichen.
Helfen Sie dem WWF jetzt, den Regenwald im Amazonas zu schützen
Wir unterstützen die indigenen Gemeinschaften – besonders in der Corona-Krise – materiell und durch Ausbildung.
Wir üben Druck auf die Bundesregierung und die EU aus, um das Freihandelsabkommen Mercosur zwischen der EU und Südamerika nachzuverhandeln.
Wir wollen keine Agrarprodukte aus illegal gefälltem Regenwald. Dafür müssen wir Druck auf deutsche Unternehmen ausüben. Sie müssen die Lieferketten überprüfen.
In Brasilien und den anderen Amazonas-Anrainerstaaten wie Bolivien und Kolumbien setzen wir uns dafür ein, dass Schutzgebiete und indigene Territorien weiterhin bestehen bleiben.
Wir fordern, dass keine umweltrelevanten Gesetze abgeschwächt werden.
Gemeinsam für den Wald: Indigene Territorien schützen
Der WWF Deutschland stellt sich mit seinem größten Projekt in Südamerika an die Seite der indigenen und traditionellen Völker in Brasilien: Ein Bündnis für den Wald! Weiterlesen...
Lesen Sie hier von den jüngsten Entwicklungen:
Juni 2022: Trauriger Mai-Rekord - Amazonas-Brände erreichen 18-Jahres-Hoch
Experten haben es bereits kommen sehen, nun ist es offiziell: Das brasilianische Amazonasgebiet verzeichnet die meisten Brände im Monat Mai seit 2004. Und als wäre das nicht schlimm genug, meldet die angrenzende Cerrado-Savannenregion die verheerendsten Brände im Mai seit Beginn der Aufzeichnungen.
September 2021: Schlimmste Verwüstung seit zehn Jahren
Die Waldvernichtung im Amazonas bleibt weiter auf Rekordniveau: Innerhalb nur eines Jahres wurden 10.476 Quadratkilometer Wald zerstört – eine Fläche so groß wie die Insel Hawaii. Das belegen aktuelle Daten des vom Forschungszentrum „Imazon“ entwickelten Entwaldungwarnsystems, die im Zeitraum zwischen August 2020 bis Juli 2021 erfasst wurden.
Die Verwüstung im brasilianischen Amazonasgebiet schreitet damit so schnell voran wie seit zehn Jahren nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (2019 bis 2020) wurde 57 Prozent mehr Waldfläche zerstört.
Die Brände im brasilianischen Regenwald sind seit vielen Jahren allgegenwärtig. Eindrucksvoll belegt das eine beispiellose Analyse der Initiative MapBiomas, die Mitte August 2021 veröffentlicht wurde. Den Daten zufolge stand in den vergangenen 36 Jahren etwa ein Fünftel der Landfläche Brasiliens mindestens einmal in Flammen. In jedem dieser 36 Jahre brannte im Durchschnitt eine Fläche größer als England: 150.957 Quadratkilometer. Für den Bericht wertete das MapBiomas Fogo-Tool mehr als 150.000 Satellitenbilder aus, die zwischen den Jahren 1985 und 2020 gemacht wurden.
Paraguay: Riesiger Waldbrand wütet im Nationalpark
Auch aus Paraguay erreichen uns Ende August 2021 drastische Meldungen: Waldbrände wüten im ganzen Land, starke Winde fachen die Feuer immer wieder an und erschweren Löschversuche. Tausende von Hektar geschützter Feuchtgebiete wurden zerstört, die Menschen in Ballungsgebieten leiden unter der vom Rauch verursachten Luftverschmutzung.
Das Feuer im Nationalpark Cerro Corá konnte zwar nach fünf Tagen gelöscht werden, doch es hinterlässt eine Spur der Vernichtung: Mehr als die Hälfte der 5.000 Hektar großen Parkfläche wurden von dem Feuer verschlungen.
Im Pantanal, dem größten Binnenland-Feuchtgebiet der Erde, das sich auf die Länder Brasilien, Bolivien und Paraguay verteilt, wüten ebenfalls verheerende Brände. Mehr als 2.600 Quadratkilometer Waldfläche wurden bereits zerstört, so aktuelle Daten der Bundesuniversität in Rio de Janeiro. Grund für die verheerenden Brände ist die anhaltende Trockenheit – das vergangene Jahr war eines der trockensten seit 50 Jahren.
Feuchtgebiete gehen dramatisch zurück
Allen Regionen gemein ist die geringe Bodenfeuchtigkeit nach anhaltenden Dürre-Perioden, verursacht durch Umwandlung des Waldes in landwirtschaftliche Flächen mit Hilfe von Brandrodung, denBau von Dämmen und sich verändernde klimatische Bedingungen. Diese Veränderungen haben das Risiko von extremen Bränden drastisch erhöht.
Allein Brasilien hat seit Anfang der 1990er Jahre 15,7 Prozent seiner mit Wasser bedeckten Fläche verloren. Auch diese Daten stammen aus der aktuellen Analyse der Satellitenbilder von MapBiomas. Eine Entwicklung, die Sorgen bereitet, denn eigentlich ist der Regenwald im Amazonas ein Feuchtbiom: Von selbst kann er unter normalen Umständen nicht brennen. Trocknet er weiter aus, werden Feuer immer verheerender – ob natürlich entstanden oder das Ergebnis krimineller Handlungen.
Die Trockenzeit im brasilianischen Regenwald beginnt dramatisch: Im Mai 2021 verzeichnen offizielle Quellen im größten Regenwaldgebiet der Erde insgesamt 1.166 Feuerausbrüche: Eine Zunahme von 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und die höchste Zahl für den Mai seit 14 Jahren.
Den Bränden fielen 1.180 Quadratkilometer Wald zum Opfer – über 165.000 Fussballfelder. Auch das ist eine massive Zunahme: 83 Prozent mehr als letztes Jahr.
Eigentlich ist der Regenwald im Amazonas ein Feuchtbiom: Von selber kann er unter normalen Umständen nicht brennen.Es ist fast immer das Ergebnis von kriminellen Handlungen, wenn wieder einmal ein wie auf dem Reißbrett abgestecktes Stück Regenwald vernichtet wird.
Die Zunahme der Brände und der Entwaldung sind direkte Folgen der Politik Bolsonaros: Einerseits ruft er indirekt zur Abholzung und zur Vertreibung Indigener auf, andererseits schwächt er die Behörden, die der kriminellen Waldvernichtung etwas entgegensetzen könnten. Trotz der steigenden Anzahl von Bränden werden immer weniger Verfahren eingeleitet: Die Zahl hat sich seit dem Amtsantritt Bolsonaros halbiert.
Mai 2021: 94 Prozent der Abholzungen illegal
Die Lage im Amazonas ist dramatisch: Jahr für Jahr werden Millionen Hektar Regenwald abgeholzt. Das meiste davon illegal. Zwischen 2000 und 2021 verstießen ganze 94 Prozent der Abholzungen im Amazonas und Teilen des Cerrado gegen brasilianisches Recht. Insgesamt geht es um 18 Millionen Hektar illegal zerstörte Wälder, was mehr als der Hälfte der Fläche Deutschlands entspricht.
Zu diesem drastischen Ergebnis kam eine aktuelle Studie von den Nichtregierungsorganisationen ICV und IMAFLORA sowie der Universität Minas Gerais mit Unterstützung des WWF Brasilien. Dafür wurden offizielle Satellitendaten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) mit den Datenbanken der brasilianischen Bundesstaaten verglichen. Nur Waldflächen, die in diesen offiziellen Datenbanken enthalten sind, dürfen nach brasilianischem Recht abgeholzt werden.
Der WWF fordert, dass sich aus diesen Erkenntnissen Auswirkungen für die internationalen Handelsbeziehungen und die Handelspolitik ergeben müssen. „Die in Europa und den USA diskutierten Reformen für entwaldungsfreie Lieferketten müssen jede Form von Entwaldung und Umwandlung ausschließen, denn die Handelspartner Brasiliens haben keine Chance, legale von illegalen Produkten zu unterscheiden“, so Roberto Maldonado.
Mai 2021: WWF im ARD-Weltspiegel Podcast
Brasilien hat das Potenzial, die Probleme der Entwaldung und Landumwandlung zu lösen, erneuerbare Energien (Sonne, Wind und Biomasse) nutzbar zu machen und zu einer führenden, kohlenstoffarmen Wirtschaft zu werden.
Die natürlichen, technologischen und wirtschaftlichen Ressourcen hierfür sind vorhanden, und das Land hat in der Vergangenheit auf diesem Weg bedeutende Fortschritte erzielt.
All dies steht jedoch auf dem Spiel, wenn Brasilien unter der Regierung Bolsonaro weiterhin Gesetzgebung, Richtlinien und Institutionen im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes und der nachhaltigen Entwicklung zerschlägt.
Wenn die Erosion des demokratischen Rechtsstaates weitergeht wie in der jüngsten Vergangenheit, werden der Cerrado und große Teile des Amazonasgebietes rasch zerstört werden – mit weltweiten Auswirkungen: Denn dann wird es nicht mehr möglich sein, den globalen Temperaturanstieg auf weniger als 2 Grad Celsius zu begrenzen, und der Verlust an biologischer Vielfalt wird exponentiell zunehmen.
Roberto Maldonado, Südamerika-Referent beim WWF Deutschland, und ARD-Korrespondent Matthias Ebert sprechen über illegale Goldgräber und die politische Situation in Brasilien im Podcast des ARD-Weltspiegels mit Moderatorin Fumiko Lipp.
Dezember 2020: Forderung nach Lieferkettengesetz
Die Abholzung im Amazonas ist weiter auf Rekordniveau – zwischen August 2019 und Juli 2020 wurden 11.088 Quadratkilometer Regenwald vernichtet. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zerstörung der Regenwälder um 9,5 Prozent zugenommen. Eine Entwicklung mit dramatischen Folgen: Schon bald könnte es kein Zurück mehr geben und aus dem fruchtbaren Wald eine Savanne werden. Mit fatalen Folgen für Mensch und Natur. Verschwindet der riesige Kohlenstoffspeicher, ist die Klimakrise nicht mehr aufzuhalten.
„Der starke Anstieg der Abholzung im Amazonas muss als direkte Folge von Bolsonaros Politik gewertet werden. Sie ist pures Gift für den Amazonas“, so Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland. „Bolsonaro verfolgt hier kurzfristige wirtschaftliche Interessen: Und solange die weltweite Nachfrage nach Futtermittelsoja, Rindfleisch und Milchprodukten steigt, werden auch weiter Wälder für Weideflächen weichen.“
Hier stehen viele europäische Länder, darunter auch Deutschland, in der Verantwortung, denn sie sind Hauptabnehmer dieser Produkte. Deshalb fordert der WWF, „dass die Unternehmen ihre Lieferkette auf Entwaldungsfreiheit umstellen“ und die Politik dafür den Rahmen in Form eines „wirkungsvollen entwaldungsfreien Lieferkettengesetzes“ vorgibt, so Maldonado.
Oktober 2020: EU-Parlament für Umweltschutz im Freihandelsabkommen
Die größte Freihandelszone der Welt, die einfacheren Warenaustausch zwischen der EU und dem Südamerikanischen Staatenbund ermöglichen sollte, steht vorläufig vor dem Aus. Mit 345 zu 295 Stimmen entschieden sich die Abgeordneten im EU-Parlament gegen die aktuelle Fassung des Abkommens und für einen Änderungsantrag, der Klimaschutz und Menschenrechte stärken und Verstöße einklagbar und mit Sanktionen belegbar machen soll.
Ganz zu den Akten gelegt werden soll das Abkommen nicht, aber es soll neu verhandelt werden, um „verbindliche, umsetzbare, einklagbare Standards“ für den Umweltschutz und die Einhaltung der Menschenrechte zu erzielen, so Anna Cavazzini, EU-Abgeordnete der Grünen. Auch EU-Handelskommissar Vladis Dombrovskis hat klare Vorstellungen davon, dass ein Mersocur-Abkommen ohne verbindlichen Klimaschutz nicht geht: „Solange Brasilien keine Zusagen zum Schutz des tropischen Regenwaldes mache, wird die EU dem Mercosur-Abkommen nicht zustimmen!“
Das EU-Parlament geht hiermit erstmals in der EU mit einem konkreten Beschluss voran und bestärkt damit auch die unterschiedlichen Meinungsäußerungen und Positionen seitens der Bundesregierung sowie der Regierungen von Frankreich, Österreich und Irland.
September 2020: Entwaldungsrate 2020 34% höher als 2019
Die Entwaldungsrate im brasilianischen Amazonasregenwald wird im gesamten Jahr 2020 nach vorläufigen Auswertungen vermutlich um ein Drittel höher liegen als 2019. Und bereits 2019 konnte eine Steigerung um 34 Prozent zum Vorjahr verzeichnet werden. Die meisten Brände im Amazonas Regenwald, im Pantanal oder in dem Cerrado werden Experten zufolge vorsätzlich gelegt, um Flächen für Landwirtschaft und Viehzucht zu gewinnen und um zu verhindern das offene Flächen wieder zuwachsen. Auch in den angrenzenden Ländern mit Amazonas-Regenwald gilt die illegale Brandrodung als Hauptursache der Entwaldung. Zahlen gibt es nun für den brasilianischen Bundesstaat “Amazonas” vom Nationalen Institut für Weltraumforschung (INPE): Demnach wurden laut Medienberichten im August 2020 7766 Feuer festgestellt – der höchste Wert für einen August seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1998.
Längst ist Landwirtschaft ein lukratives Geschäft für globale Industrien. Deshalb geben Staatschefs wie Brasiliens Präsident Bolsonaro Feuer frei in ihren Tropenwäldern. Allein im Amazonasgebiet stieg zwischen August 2018 und Juli 2019 Entwaldungsrate um fast 30 Prozent auf 9762 Quadratkilometer Wald – das entspricht der Hälfte von Rheinland-Pfalz. Aus den Tropenländern wird ein großer Teil der Agrarrohstoffe, aber auch Rindfleisch, in die Europäische Union exportiert. Diese Produkte landen also auch in deutschen Lebensmittelregalen.
Bolsonaro hat mit seiner bisherigen Politik gezielt Umwelt- und Kontrollbehörden geschwächt. Ein Dekret vom April 2019 behindert zum Beispiel Umweltbußgelder.
Zudem gelangt durch die Entwaldung immer weniger Regen aus der Amazonasregion in den Süden des Kontinents. Das hat auch dort bereits eine dramatische Wasserknappheit zur Folge.
August 2020: Fridays for Future engagiert sich gegen Entwaldung in Südamerika
Nach Aussagen der Klimaschutzbewegung Fridays For Future habe Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem 90-minütigen Treffen am 20.08. im Bundeskanzleramt gegenüber den Umweltaktivist:innen betont, sie werde das Freihandelsabkommen Mercosur in seiner jetzigen Form nicht unterzeichnen. Der WWF Deutschland fordert von der Bundeskanzlerin, dass diesen Worten nun auch konkrete Taten folgen.
Denn ohne wirksame und verbindliche, einklagbare Sozial- und Umweltvereinbarungen ist Mercosur bisher ein Abkommen, das die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes faktisch in Kauf nimmt. Der Vertrag mit dem MERCOSUR sieht keine Sanktionen vor, wenn ein Land wie Brasilien illegal Wald rodet, um Platz für Sojaanbau und Viehhaltung zu schaffen. Gleichzeitig hat es aber zum Ziel, die Exportmengen an Fleisch und Soja deutlich zu steigern.
Waldbrände in Südamerika werden gelegt, um für die Interessen der Großgrundbesitzer und skrupelloser Agrarkonzerne neue Flächen für die Erzeugung von Exportgütern zu schaffen. Dies betrifft auch Lieferungen nach Deutschland. Hier gilt es anzusetzen - für eine Handelspolitik mit mehr echter Nachhaltigkeit.
August 2020: Bolsonaro "Geschichte, dass Amazonien in Flammen steht" für Lüge
Trotz Angaben des nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE), die einen Anstieg der Abholzung im Amazonas zwischen dem ersten August 2019 und dem 31. Juli 2020 um 33% aufzeigen, istder brasilianische Präsident Jair Bolsonaro von einem Rückgang der Brände überzeugt. "Diese Geschichte, dass Amazonien in Flammen steht, ist eine Lüge und wir müssen das mit richtigen Zahlen bekämpfen", so Bolsonaro. Einmal mehr zeigt Bolsonaro, was er von der dramatischen Situation vor Ort hält.
WWF Waldexpertin Susanne Winter sagte im WWF-Podcast "ÜberLeben": "Die Entwaldung in Brasilien ist politisch gewollt oder zumindest akzeptiert. Bolsonaro möchte die Interessen der Agrarlobby auf jeden Fall unterstützen." Bolsonaro hat Umweltbehörden und der indigenen Behörde des Landes deren Budget reduziert und Kompetenzen entzogen.
Der WWF Brasilien kämpft weiter gegen die Brände und baut auch politischen Druck auf, um so eine Abschwächung der Gesetze zu verhindern und indigene Gemeinschaften zu stärken.
Juli 2020: Trauriger Rekord zeichnet sich ab
Ein weiterer Monat trauriger Rekorde für den Amazonas-Regenwald. 6.803 Mal hat es im Juli in der Amazonas-Region gebrannt. Ein Anstieg um 28 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Allein am 30. Juli brannte es im Amazonasbecken mehr als 1.000 Mal – so oft brannte es an nur einem Tag zuletzt vor 15 Jahren. Für die Analyse wertet die nationale brasilianische Weltraumagentur Inpe Satellitenbilder des DETER-Systems (Real-Time Deforestation Detection System) in Echtzeit aus.
Auch innerhalb von Naturschutzgebieten ist die Lage verheerend – um mehr als 50 Prozent sind die Brände hier im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Grund für die Feuer sind zum Großteil illegale Brandrodungen. Diese Art der Landgewinnung wurde zwar per Dekret vorübergehend verboten, doch solche Regelungen sind nur wirksam, wenn sie auch durchgesetzt werden.
Der WWF und andere Umweltschutzorganisationen befürchten, dass 2020 das schlimmste Jahr für den größten Regenwald der Erde werden könnte.
Juni 2020: Rekord-Juni in Brasilien
Seit 13 Jahren wurden in einem Juni nicht mehr so viele Brände im brasilianischen Amazonas gezählt, 18,5 Prozent mehr als 2019. Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres gingen 2.000 Quadratkilometer Wald verloren – 49 Prozent mehr als im Durchschnitt der letzten vier Jahre. Und die Trockensaison beginnt gerade erst. 20 Prozent des Amazonas-Regenwalds sind in den letzten Jahrzehnten bereits vernichtet worden.
Die Entwaldung ist auch politisch gewollt. Die Regierung um Präsident Bolsonaro verzögert die Bekämpfung der Brände und möchte die Interessen der Agrar-Lobby durchsetzen.
Juni 2020: Im kolumbianischen Amazonasgebiet wächst die Entwaldung rasant.
Allein von Januar bis Juni 2020 gingen 762 Quadratkilometer Wald verloren, fast so viel wie im ganzen Jahr 2019. Die „Entwaldungsmafia“ nutzt die starke Dürre aus, um Wälder in Brand zu setzen und den Weg für Vieh, Straßen und Koka frei zu machen. Auch der Lockdown während der Corona-Krise brachte keine Verbesserung – im Gegenteil. Besonders tragisch: Auch aus den Schutzgebieten, wie Chiribiquete, dem größten tropischen Nationalpark der Welt, und der Heimat von zum Teil isoliert lebenden Indigenen wird eine Vernichtung von Wäldern gemeldet.
Der WWF hat in Kolumbien bewiesen, dass durch eine Doppelstrategie die Entwaldung effektiv verringert werden kann: Durch die Einrichtung von Schutzgebieten und die Ausrüstung und Ausbildung von Forest Guardians, zum Teil bestehend aus ehemaligen Holzfällern, ging die Entwaldung um 50 Prozent zurück! Wir müssen diese Arbeit fortsetzen.Helfen Sie uns, den Wald zu schützen.
Im März und April 2020 wurden im waldreichen Departamentos Santa Cruz mehr als doppelt so viele Feuer gezählt wie 2019. Und internationale Satellitendaten zeigen, dass in ganz Bolivien während der Corona-Epidemie die vernichtenden Feuer weiter zunehmen. Auch in Bolivien hat die Waldvernichtung neben einer sich verstärkenden Trockenheit politische und ökonomische Gründe.
Dabei konnte in den letzten Monaten viel erreicht werden:
Parkranger in den Schutzgebieten wurden ausgerüstet.
Indigene Gemeinschaften wurden gegen Feuer ausgerüstet und geschult.
Über 2.000 indigene Familien wurden mit über 5 Tonnen Nahrung, Wasser und Medizin versorgt.
Wasserpumpen wurden repariert und Tanks angeschafft.
Ein Zentrum für die Rettung und Versorgung von Tieren erhielt Nahrung, Medikamente und Saatgut.
Doch die Wälder, Menschen und Tiere in Bolivien benötigen weiter unsere Hilfe. Der WWF möchte ein Netzwerk unter Beteiligung aller vor Ort lebenden und arbeitenden Menschen aufbauen, um die Gebiete besser vor Feuer zu schützen. Das Tierrettungszentrum und die indigenen Gemeinschaften müssen weiterhin mit Nahrung und Medikamenten unterstützt werden.