Dürren gehören – wie auf der anderen Seite Starkregen und Hochwasser – zu den Wetterextremen. Sie gehören zum Wettergeschehen, können aber zur Bedrohung für unsere Flüsse, Seen und Wälder werden. Dürren sind lang anhaltende Trockenperioden, die vor allem in Kombination mit sommerlicher Hitze unsere Landwirtschaft, unsere Energieversorgung und ganze Ökosysteme gefährden und das Leben in Städten zeitweise fast unerträglich machen.

Was ist eine Dürre?

Mähdrescher auf dem Feld © Getty Images
Mähdrescher auf dem Feld © Getty Images

Ein paar Tage ohne Regen sind noch keine Dürre, doch ab wann wird eigentlich aus normaler Trockenheit eine Dürre? Nach der Definition des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) spricht man immer dann von einer Dürre, wenn der Boden zu einem bestimmten Zeitpunkt im Vergleich zu anderen Jahren besonders trocken ist. Der Begriff Dürre bezeichnet also einen Vergleichswert.

Das UFZ hat dafür Daten der Jahre 1952 bis 2015 ausgewertet, die die Bodenfeuchte in verschiedenen Tiefen abbilden. Jeder Monat eines Jahres wird mit allen anderen Jahren des Referenzzeitraums 1952 bis 2015 verglichen. War der Boden beispielsweise im Juni 2019 trockener als in 80 Prozent der Junimonate dieser Referenzperiode, spricht man von einer Dürre. 
 
Auch ein feuchter Boden kann von Dürre betroffen sein, wenn er im Vergleich zum Referenzzeitraum sehr viel trockener ist. Je seltener ein Dürreereignis im Referenzzeitraum aufgetreten ist, desto dunkler ist die rote Farbe in der Karte des Dürremonitors
 
Wer den Dürremonitor aufmerksam liest, wird auch feststellen: Es gibt kaum eine Region in Deutschland, die in den Sommern 2018, 2019 und 2020 nicht mindestens von der niedrigsten Kategorie „ungewöhnliche Trockenheit“ betroffen war. Nicht nur die roten, auch die gelben und orangefarbenen Flecken breiten sich aus.

Arten von Dürre

Auf die meteorologische Dürre, also das Ausbleiben von Regen über einen längeren Zeitraum, folgt die landwirtschaftliche Dürre - der Wassermangel, der zu trockenen Böden führt und das Pflanzenwachstum beeinträchtigt. Sinkt schließlich der Grundwasserspiegel und sind die Wasserspeicher erschöpft, spricht man von einer hydrologischen Dürre.

Dürre: Wenn die Klimakrise schon da ist

Trockenzeit © John E. Newby / WWF
Trockenzeit © John E. Newby / WWF

Dürren sind kein Szenario der fernen Zukunft. Sie gehören schon heute zu den spürbarsten und folgenschwersten Auswirkungen der Klimakrise auf Mensch und Natur. Auch bei uns in Europa. Und die Art und Weise, wie wir gerade auch hier bei uns in Deutschland unsere Landschaften verändert haben und weiter verändern, verschärft die Auswirkungen von Dürren nur noch mehr. 

Es ist heißer geworden auf unserem Planeten. Und trockener. Selbst an Deutschlands größtem Fluss, dem Rhein, herrschten in den vergangenen Jahren regelrechte Ausnahmezustände: Immer wieder trocknete sein Flussbett über weite Strecken aus. Auch an Elbe und Oder brachten monatelange Niedrigwasser nicht nur die ohnehin kaum vorhandene Güterschifffahrt vollends zum Erliegen, auch die Schäden in Auwäldern und Parklandschaften wie im Dessau-Wörlitzer Gartenreich nahmen erschreckende Ausmaße an.

Und auch andere Teile der Welt ächzen unter der Hitze. Dramatisches Beispiel ist die Dürre in Kenia: Die Region erlebte 2022 und Anfang 2023 eine beispiellose Dürreperiode. Nach zwei aufeinanderfolgenden Jahren mit unzureichenden Niederschlägen, hat es auch 2022 zu wenig geregnet. Die Auswirkungen sind verheerend: Wasserstellen sind ausgetrocknet, Weideflächen sind verbrannt und der Boden ist zu Staub geworden.

Folgen der Dürre: Missernten, Waldbrände und Waldsterben

Waldbrand in Brasilien © Mauri Rautkari / WWF
Waldbrand in Brasilien © Mauri Rautkari / WWF

Auch abseits ausgetrockneter Flüsse und Feuchtgebiete sind die Folgen der Dürre sichtbar: Die Böden sind von Trockenrissen zerfurcht. Getreide verdorrt, bevor es geerntet werden kann. Millionenstädte leiden unter Wasserknappheit. Berlin ist längst eine davon, wie unzählige ausgetrocknete Kleingewässer dort unmissverständlich zeigen.

Waldbrände halten ganze Regionen in Schach und machen auch vor ausgetrockneten Seen nicht halt, Tiere und Menschen fliehen vor den Bränden – viele schaffen es nicht. 

Schädlinge setzen den durch Trockenheit geschwächten Wäldern zusätzlich zu, vor allem in Gebieten, in denen ungeeignete Baumarten gewählt wurden. In den deutschen Mittelgebirgen ist dies vor allem die Fichte, die viel Wasser braucht und deshalb besonders trockenheitsanfällig ist. Fichten zu pflanzen war eine der folgenschwersten Fehlentscheidungen der Forstwirtschaft.

Entscheidungen, die nicht selten getroffen wurden, obwohl man es besser wusste: „Willst Du einen Wald bestimmt vernichten, pflanze nichts als reine Fichten“, so hat man es schon vor hundert Jahren auf einem mahnenden Stein im Roggenburger Forst bei Ulm eingemeißelt.

Wir brauchen gesunde Böden

Bei einer Dürre betrachtet man auch das Wechselspiel von Wetter, Boden und Vegetation: So beginnen die gleichen Pflanzen auf einem sandigen Acker in Brandenburg bei gleicher Trockenheit früher zu welken als auf einem Lössboden im benachbarten Sachsen-Anhalt, weil letzterer viel mehr pflanzenverfügbares Wasser speichern kann.

Es ist fast eine Binsenweisheit, die aber immer wieder betont werden muss: Der Humusgehalt der Böden ist eine Schlüsselgröße für den Wasserhaushalt der gesamten Landschaft. Die Förderung des Humusaufbaus in den Böden muss daher endlich ein Ziel der Agrarförderung werden. 

Wasserhaushalt muss auf die Agenda der Agrarpolitik

Stadtbäume leiden unter der Dürre © Anja Bertuch / WWF
Stadtbäume leiden unter der Dürre © Anja Bertuch / WWF

Die Agrarpolitik ist in dieser Hinsicht eine große Tragödie. Denn was uns die letzten Jahre verdeutlicht haben: Dürren treffen uns dort besonders hart, wo wir den Wasserhaushalt der Landschaft ohnehin schon geschwächt haben.

Die flächendeckende und übermäßige Entwässerung hat dazu geführt, dass in unserer Landschaft zu wenig Wasser auf natürliche Weise zurückgehalten wird. 

 „Schadloser Abfluss“, ein Mantra der Wasserwirtschaft, bedeutete bisher leider meist nur: Alles muss raus! Angesichts sich häufender Dürren und zunehmender Wasserknappheit muss jedoch neu darüber nachgedacht werden, wie sich Abfluss und Rückhalt künftig besser die Waage halten.

Für den Umgang mit Dürren und Wasserknappheit brauchen wir ein besseres Verständnis des Wasserkreislaufs und Leitbilder für einen naturnahen Landschaftswasserhaushalt.

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