Beim Thema nachhaltige Fischerei arbeiten WWF und EDEKA bereits seit 2009 erfolgreich zusammen. Diese Zusammenarbeit war der Startschuss für eine umfassende Partnerschaft, die sich weiteren Sortimentsbereichen und Umweltthemen widmet.

Seit Mitte der 1980er Jahren werden jährlich rund 80 Millionen Tonnen Wildfisch gefangen. Weltweit sind laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) 31 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände überfischt. Das heißt: Machen wir weiter so, werden die Netze vieler Fischer in Zukunft leer bleiben. Schon heute sehen wir, dass die Ausbeute immer geringer wird. Zusätzlich spricht die FAO von knapp 60 Prozent der Bestände, die als maximal befischt gelten. Nimmt der Fischereidruck zu, droht auch hier eine akute Gefährdung dieser Bestände. Manche Fischarten wie Aal, Roter Thunfisch im Mittelmeer oder auch Dornhai (aus dem die Schillerlocke gemacht wird) sind stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht.

Nordsee, Ostsee und Teile des Nordost-Atlantik gehören zu den am stärksten überfischten Meeresregionen weltweit. Die immense Verschwendung, die jedes Jahr durch den unbeabsichtigten Beifang von Millionen Tonnen Fisch entsteht, ist eine Ursache für den Rückgang von Fischbeständen. Bei der Fischerei auf Nordseekrabben zum Beispiel landet deutlich mehr Beifang im Netz als Speisekrabben. Diese unabsichtlich gefangenen Tiere werden meist oft wieder über Bord geworfen. Die Politik macht hier zwar Fortschritte, so müssen Fischer seit 2015 ihren gesamten Beifang an Land bringen. Dadurch haben sie einen Anreiz ihre Fangmethoden so zu verbessern, dass möglichst wenig Beifang anfällt. Um das Problem in den Griff zu kriegen, brauchen wir aber funktionierende Kontrollmechanismen, die bisher noch große Lücken aufweisen.

Logo Edeka © Edeka
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Was passiert, wenn ein Fischbestand dauerhaft überfischt wird, mussten die Heringsfischer in der Ostsee erfahren. Wegen Überfischung und schwacher Nachwuchsproduktion verloren die Heringsfischer 2018 das MSC-Siegel. 2019 wird sogar die Möglichkeit eines kompletten Fangstopps diskutiert. Das Beispiel zeigt, dass Überfischung nicht nur der Umwelt, sondern auch den Menschen schadet, die mit dem Fischfang ihren Lebensunterhalt bestreiten. WWF und EDEKA sowie die EDEKA-Tochtergesellschaft Netto Marken-Discount wollen gemeinsam dazu beitragen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Die Ziele von EDEKA

Bis 31.5.2022 soll das Fisch- und Meeresfrüchte Eigenmarken-Sortiment von EDEKA und Netto Marken-Discount zu 100 % auf nachhaltige Ware umgestellt sein. Das bedeutet, dass sämtliche Wildfisch-Ware entweder durch das MSC Siegel zertifiziert, oder im WWF Fischratgeber mit „Gute Wahl“ bewertet sein wird. Im Bereich Zuchtfisch werden die Siegel von Naturland oder ASC angestrebt.

EDEKA und Netto wollen zusätzlich auch ihre Hersteller und Lieferanten ansprechen, um das Ziel eines 100 % nachhaltigen Sortiments auch bei Markenartikeln und Fabrikmarken zu erreichen – allerdings ist der Einfluss hier natürlich begrenzt. 

Zusätzlich arbeiten die beiden Partner daran, neue Methoden und Ansätze in der Fischerei zu fördern: Dabei geht es zum Beispiel darum wichtige Lebensräume im Meer besser zu schützen oder mehr Transparenz in der Lieferkette zu schaffen und so illegale Fischerei zu bekämpfen. Auch wollen die Partner in einem Pilotprojekt zeigen, wie Zuchtfisch nachhaltiger gehalten werden kann.

Der EDEKA-Verbund ist einer der größten Fischhändler Deutschlands. Stark gefährdete Fischarten –wie Aal, Rochen, Wildstör und Hai - sollen dauerhaft auf dem Sortiment gestrichen bleiben. Stattdessen wird das  Angebot aus  nachhaltigen Quellen ausgebaut. Im Bereich der Frischfischtheken werden die Verbraucher  zu Nachhaltigkeit und Fisch informiert.  Der WWF überprüft jährlich bei EDEKA Märkten deutschlandweit stichprobenartig den Stand, damit beide Partner ein besseres Bild von der Umsetzung der Ziele in der Fläche erhalten.

Daneben entwickeln EDEKA und WWF eine Risikoanalyse, mit der sich feststellen lässt, ob die EU-Vorgaben gegen illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei (IUU) eingehalten sind. Weltweit werden jährlich 26 Millionen Tonnen Fisch illegal gefangen. Dabei werden gesetzliche Regelungen zu Schonzeiten, Fangquoten oder Schutzgebieten missachtet. Um zu verhindern, dass Fischprodukte aus illegaler Fischerei in deutschen Regalen landen, will man alle Schritte vom Fang, über die Verarbeitung bis zum Handel dokumentieren. So kann am Ende nachgewiesen werden, dass der Fisch auch wirklich aus der Fischereiquelle stammt, die auf dem Produkt angegeben ist. Gerade bei Thunfisch sind die Lieferketten wegen der Vielzahl der Beteiligten aber sehr komplex. Deshalb hat der WWF beispielhaft eine solche unter die Lupe genommen und geprüft, an welchen Stellen die Dokumentation noch verbessert werden müsste. Daran anknüpfend erarbeitet der Lieferant unterstützt durch den WWF Maßnahmen zur Risikominimierung und setzt diese um.

Mehr dazu, wo EDEKA bei der Erreichung der Ziele steht, verrät der aktuelle Fortschrittsbericht.

Interview mit Mark Heuer, Experte für nachhaltige Fischereiprodukte

Mark Heuer © Daniel Seiffert / WWF
Mark Heuer © Daniel Seiffert / WWF

Können wir noch guten Gewissens Fisch essen?

Ja, das können wir, allerdings in Maßen.

 

Rund 14 Kilo Fisch isst jeder in Deutschland im Durchschnitt. Fischgenuss ist zu alltäglich geworden, er sollte als Delikatesse gelten.

 

Für den Fisch spricht: Er ist gesund. Er ist nicht nur lecker, sondern versorgt den Körper mit wichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen. Die Fettsäuren im Fischfett sind gut für Herz, Gehirn und Immunsystem. Für den ökologischen Fußabdruck ist das Fischbrötchen besser als der Hamburger, denn bei der Rind- und Schweinefleischproduktion entstehen deutlich mehr klimaschädliche Treibhausgase. Allerdings ist Fisch oft auch ein weitgereistes Produkt, denn 90% des Fisches, den wir in Deutschland verspeisen, wird aus dem Ausland geliefert. Besonders schlecht ist die Klimabilanz von frischem Fisch, der per Flugzeug eingeflogen wird. Dies ist zum Beispiel oft bei frischem Rotbarsch au Island, oder Viktoriabarsch aus Tansania der Fall.

 

WWF und EDEKA sowie Netto empfehlen Fisch mit dem MSC-Siegel für eine nachhaltigere Wahl. Kann man dem MSC Siegel denn noch vertrauen?

Der Marine Stewardship Council (MSC) ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation und zertifiziert Fischereien nach Umweltverträglichkeitskriterien. Produkte der ausgezeichneten Fischereien tragen einen kleinen, blauen Fisch, das MSC-Logo. In den 20 Jahren seines Bestehens hat der MSC dazu beigetragen, einen weit verbreiteten Umweltstandard zu schaffen. Der MSC steht derzeit an einem Wendepunkt und muss sicherstellen, dass sein Wachstum nicht zu Lasten der Qualität geht. Der WWF sieht inzwischen deutliche Mängel, wie auch die wachsende Zahl der vom WWF eingereichten Beanstandungen einzelner MSC-Zertifizierungen zeigt. Wir fordern rasche Reformen: Angesichts des starken Drucks auf die Weltmeere muss der MSC sicherstellen, dass sein Standard dem derzeitigen Stand der Wissenschaft und den besten verfügbaren Methoden entspricht. Trotz des unbestreitbaren Reformbedarfs ist das MSC-Siegel für Verbraucher jedoch gegenwärtig noch die beste, schnelle Orientierungshilfe beim Fischkauf. Daher: Lieber zertifizierten Fisch kaufen als nicht-zertifizierten. Deshalb tragen die MSC-Produkte von EDEKA und Netto auch das WWF-Logo. Eine Ausnahme sind jedoch die Fischereien bei deren Zertifizierung wir Einspruch eingelegt haben. Diese Produkte können keinen Panda tragen. 

 

Langfristiges EDEKA-Ziel ist es, die Fisch- und Meeresfrüchtesortimente zu 100 Prozent aus nachhaltigen Quellen zu beziehen. Nach welchen Kriterien bewertet der WWF, wann ein Fisch oder eine Meeresfrucht aus „nachhaltigen Quellen“ stammt?

Nachhaltigkeit im Fischfang heißt für uns, dass die Bestände eine gesunde Größe haben, die ökologischen Auswirkungen wie etwa durch Beifang oder Schleppnetze gering sind und dass genau überwacht und kontrolliert wird, wie sich die jeweilige Fischart entwickelt – abnimmt oder zunimmt. Dazu haben wir eine umfangreiche Datenbank zu etwa 1.400 globalen Fischereien und 250 Zuchten aufgebaut, die regelmäßig aktualisiert wird. Die Daten und Informationen für die Bewertung werden von Fischereiwissenschaftlern im Auftrag des WWF aus anerkannten Quellen zusammengetragen. Wir bewerten bei den Fischereien den Bestandszustand, die ökologischen Auswirkungen der Fischerei und das Management des Bestandes. Zur Qualitätssicherung werden die Bewertungen von mindestens einem weiteren Experten geprüft. Die Datenbank unterteilt die Fischereien und Zuchten dann in fünf Bewertungen ein, so genannte „Scores“: Score 1 und 2 stehen für eine nachhaltige Fischerei oder Zucht. Im WWF-Fischratgeber, der als Büchlein oder App fürs Smartphone verfügbar ist, ist das mit „Grün“ gekennzeichnet. Score 3, im Fischratgeber „Gelb“, steht für eine Fischerei oder Zucht, die als zweite Wahl alternativ empfohlen wird. Score 4 und 5 stehen für eine nicht akzeptable Fischerei oder Zucht, aus denen nicht bezogen werden sollte. Das ist dann im Fischratgeber mit „Rot“ gekennzeichnet. Als grundsätzlich nachhaltig stufen wir Fischereien und Zuchten ein, die nach einem vom WWF anerkannten Umweltstandard zertifiziert sind. Hierzu zählen im Bereich Wildfisch der MSC Standard und bei Zuchtfisch Naturland, Bioland oder EU-Bio. Für den konventionellen Bereich bringt das ASC-Siegel wesentliche Vorteile. 

 

Wo sehen Sie vor allem Potenzial zum Ausbau des nachhaltigeren Angebots?

In den letzten Jahren blieb die gefangene Menge an Wildfisch in etwa gleich, obwohl die Fischereien immer mehr Aufwand betrieben haben. Daher weichen die großen Fischkonzerne immer mehr auf Aquakultur aus, wo sich die Ausbeute besser planen und kontrollieren lässt. Inzwischen stammt etwa die Hälfte des Fisches weltweit aus Aquakultur, in Deutschland ist es allerdings noch weniger. Das ist also ein Wachstumsfeld in Bereich Fisch und wir müssen dafür sorgen, dass auch hier der Anteil an zertifizierten-umweltfreundlicheren Produkten steigt.


Neben den Biosiegeln von Naturland, Bioland und EU-Bio gibt es inzwischen auch für Zuchtfisch aus konventioneller Aquakultur ein Zertifizierungssystem, das dort für erste, wichtige Verbesserungen im ökologischen Bereich sorgt. Der Aquaculture Stewardship Council (ASC) ist auch bei den wichtigen Arten wie Lachs und Shrimp mit seinen Standards am Markt angekommen.

 

Wie arbeiten WWF und EDEKA jenseits der Sortimente beim Thema nachhaltige Fischerei zusammen?

Vielfältig. EDEKA arbeitet zum Beispiel daran, die Verbraucherinformation an den Fischtheken zu verbessern und immer mehr Theken MSC-zertifizieren zu lassen. Auf politischer Ebene hat EDEKA die WWF-Kampagne zur EU-Fischerei unterstützt. Derzeit beschäftigt uns gemeinsam die Frage, wie in weltweiten Lieferketten besser gegen unregulierte und undokumentierte Fischerei, kurz IUU-Fischerei, vorgegangen werden kann.

EDEKA UND DER WWF

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Patricia Graf

Director Corporate Relations / PANDA Fördergesellschaft für Umwelt mbH

Sylvia Ratzlaff

Pressereferentin / WWF Deutschland

Miriam Heimberg

Unternehmenskommunikation / EDEKA