Peggy Reidel-Schulz hat ihr Herz an Afrika verloren. Seit Jahren unterstützt sie dort WWF-Projekte als Patin, Protectorin und Mitglied des „Living Planet Clubs“.

Peggy Reidel-Schulz © Victoria Vorwerg Leipzig
Peggy Reidel-Schulz © Victoria Vorwerg Leipzig

Auf einer Tansania-Reise verliebte sich Peggy Reidel-Schulz Hals über Kopf in die Natur Afrikas und beschloss, sich für deren Erhalt einzusetzen. Heute ist die Ingenieurin große Unterstützerin des WWF und besucht ihre Projekte regelmäßig vor Ort. Auch privat setzt sie alles daran, so nachhaltig wie möglich zu leben.

Es passierte im Jahr 2017: Zusammen mit ihrer Tochter besuchte Peggy Reidel-Schulz den ostafrikanischen Nationalpark Serengeti. „Die Landschaft, die unberührte Weite. Als ich dort stand habe ich mich so verbunden mit der Erde gefühlt. Und da war es einfach um mich geschehen. Eigentlich sagt man Ingenieuren ja einen gewissen Pragmatismus nach. Aber in diesem Moment bin ich richtig emotional geworden.“, erinnert sich die 53-Jährige zurück.

Als sie nachhause kommt, recherchiert die Leipzigerin nach Spendenmöglichkeiten. Dann greift sie zum Telefonhörer und ruft beim WWF an. Gemeinsam mit ihrer Tochter entscheidet sie sich, zwei Projekte in Kenia zu unterstützen: Den Mau-Bergregenwald als Wasserspeicher der Serengeti-Masai-Mara-Region zu erhalten und aufzuforsten. Und den Ausbau von Wildtierkorridoren voranzutreiben, damit Wildtierherden zwischen den Schutzgebieten wandern können.

Schutz für die Masai Mara

Die Mara-Serengeti liegt im Osten Afrikas in Kenia und Tansania. Auf einer Fläche von etwa 30.000 Quadratkilometern erstrecken sich der Nationalpark Serengeti und das Masai Mara National Reserve. Die Flächen außerhalb des Schutzgebiets der Masai Mara sind für die Wildtiere besonders wichtig. In Dürrezeiten finden sie oft nur noch hier Nahrung. Doch umzäunte landwirtschaftliche Flächen und Weiden machen die Wanderungen zwischen den Gebieten nahezu unmöglich. Es kommt zu immer mehr Mensch-Wildtier-Konflikten.  

„Wir wollen durch Korridore gewährleisten, dass Tiere wandern können. Es sollen noch mehr Flächen dazu kommen. Außerdem müssen wir für eine ausgeglichene Finanzierung sorgen, sodass sich das Projekt langfristig selbst trägt. Unser Ziel ist es, Gemeindeschutzgebiete über Kenia hinweg zu verbinden.“, so Reidel-Schulz über ihr Projekt.

Spüren, dass sich etwas bewegt

Giraffen sehen – ein bewegender Moment für Peggy Reidel-Schulz © Nina Dohm / WWF Deutschland
Giraffen sehen – ein bewegender Moment für Peggy Reidel-Schulz © Nina Dohm / WWF Deutschland

2019 reist Peggy Reidel-Schulz gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrem Vater zum ersten Mal mit dem WWF in ihr Projektgebiet. Die Beziehung zu den WWF-Mitarbeitern vor Ort ist warm und herzlich. Und auch die Massai begrüßen die Unterstützerin mit traditionellem Tanz und Gesang. „Ich habe nie das Gefühl gehabt, ein Fremdkörper zu sein. Man spürt eine riesige Dankbarkeit bei den Einwohnern. Wir können ihnen mit unserer Arbeit wirklich helfen.“ 

Als sie dann mit Safari-Jeeps in Richtung der kürzlich eingerichteten Korridore fahren, können sie ihren Augen kaum trauen: Eine Herde aus mehr als einhundert Elefanten und eine große Gruppe Giraffen streifen entspannt durch die Savanne. Dort, wo vor kurzem noch Zäune standen, haben sich nun majestätische Wildtiere ihren Platz zurückerobern können. 

Alle Beteiligten, Naturschützer und Einwohner, fallen sich in die Arme. „Ich war völlig überwältigt. Es sind Tränen geflossen.“ 

„Das sind wirklich die schönsten Momente: zu sehen, wie sich etwas entwickelt. Zu spüren, dass sich etwas bewegt – und wie schnell das gehen kann.“

Peggy Reidel-Schulz, Unternehmerin und Umweltschützerin

Die Herausforderungen des Naturschutzes

Auch im Jahr 2021 besuchte Peggy Reidel-Schulz ihr Projektgebiet in Kenia und Tansania wieder. Jedes Mal stellt sie sich vorher die Fragen: Was wird mich erwarten? Sind weitere Zäune abgerissen worden? Wie ist die Lage bei den Menschen vor Ort?

Und auch wenn die Entwicklungen in ihren Projekten außerordentlich positiv sind, so passieren oft auch unvorhersehbare Dinge. „Plötzlich hat die Regierung in Erwägung gezogen, einen Flughafen mitten in unser Gebiet zu bauen. Da sieht man natürlich all seine Arbeit in Gefahr, muss umdenken und schnell handeln.“

So wirklich hilflos fühlt sich die Macherin aber nur selten: „Wenn ich merke, dass Probleme immens groß sind und die Zeit drängt – bei großen Umweltkatastrophen zum Beispiel, wenn der Amazonas-Regenwald oder die Wälder Australiens brennen – dann stellt sich bei mir manchmal ein Gefühl der Hilflosigkeit ein.“

Umso wichtiger ist es für Reidel-Schulz, weiterzumachen: „Ich möchte gern Vorbild sein. Nicht nur für Frauen, sondern für alle. Ich möchte etwas abgeben, etwas zurückgeben, etwas tun.“

Mit nachhaltigen Entscheidungen andere infizieren

Gepardengruppe © Nina Dohm / WWF Deutschland
Gepardengruppe © Nina Dohm / WWF Deutschland

Wenn sich Peggy Reidel-Schulz etwas in den Kopf setzt, dann macht sie es auch richtig. Und das zeigt sich nicht nur in ihrem Engagement in Afrika. Im Alter von 26 Jahren, kurz nach dem Maschinenbaustudium an der TU Chemnitz, gründete sie ihr eigenes Unternehmen: ein Ingenieurbüro für Medizin- und Labortechnikplanung. Sie war die erste Frau in Deutschland in diesem Bereich und ist auch heute noch eine der wenigen auf Führungsebene.

„Ich wollte das Thema Nachhaltigkeit auch beruflich etablieren“, sagt sie. „Also haben wir auf Firmenwagen verzichtet, reisen mit der Bahn, beziehen Öko-Strom, kaufen nur noch umweltfreundliche Büromaterialien und vegan/vegetarisches Essen.“ Unter anderem dieser Einsatz hat der Ingenieurin die Zertifizierung „Klimaneutrales Unternehmen“ eingebracht.

„Ich versuche, meine Mitarbeiter einzubinden. Ich möchte sie inspirieren, sodass sie einige Ideen auch selbst zuhause umsetzen.“, fügt sie hinzu.

Konsequent kompromisslos

Peggy Reidel-Schulz selbst beschreibt sich als wenig kompromissfreudig. Daher lebt sie den Umweltschutz zu Hause noch ein bisschen strenger: „Ich versuche weitestgehend auf Konsum zu verzichten. Ich kaufe einfach nichts mehr, was ich nicht unbedingt brauche. Ich gebe Geld für gute, nachhaltige Lebensmittel aus und für Second-Hand-Kleidung. Aber ich möchte dabei auch Spaß haben. Und das geht!“

Die engagierte Naturschützerin hat ihre Passion gefunden. Anderen, die vielleicht noch mit sich hadern, möchte sie Folgendes auf den Weg geben: „Suche Dir etwas, was Dich erfüllt, was Dir Freude bereitet und sinnstiftend ist. Wenn man sich zum Beispiel für den Naturschutz engagiert, dann ist es erfüllend, macht glücklich und belastet nicht. Im Gegenteil! Mache etwas, was Sinn stiftet – das tut der Seele gut.

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