Die Tage werden kürzer und kühler, der Sommer hat sich verabschiedet, und die Pilzsaison ist wieder in vollem Gange. Alles strömt nach draußen in die Herbstwälder. Freunde und Freundinnen der schmackhaften Steinpilze, Maronen und Riesenschirmlinge stauben ihre Körbchen ab, schleifen ihre Pilzmesser und putzen ihre Gummistiefel. Doch in welchen Wäldern findet man überhaupt Speisepilze? Und was gilt es beim Sammeln zu beachten?
Pilze sammeln: Sieben Goldene Regeln

Steinpilze oder nicht?
Niemals einen Pilz essen, den Sie nicht genau kennen. Das eine Kriterium, mit dem man einen giftigen von einem ungiftigen Pilz unterscheiden kann, gibt es nicht! Oft lässt sich ein Pilz erst anhand fünf oder mehr markanter Merkmale sicher bestimmen. Das Bestimmen ist gerade am Anfang einer Pilzsammelkarriere mühsam, jedoch sollten Sie niemals einen Pilz verzehren, der „ungefähr so aussieht, wie der, den Thorsten letztes Mal gefunden hat.“
Schlaue Menschen bestimmen ihre Pilze selbst vor und bringen dann zur Sicherheit den ganzen Fund zur örtlichen Pilzberatungsstelle. Vielleicht gibt es auch einen beratungswilligen Pilzsachverständigen der deutschen Gesellschaft für Mykologie ganz in der Nähe.
Der frühe Vogel …
Kurz und knapp: Ja, Sie müssen wirklich früh aufstehen. Die echten Pilznarren stehen nämlich schon bei Sonnenaufgang im Wald. Wer zu spät kommt, findet nur noch die Pilze, die andere übrig gelassen haben. Das sind meist nicht sehr viele.
Pilze nicht schneiden!
Oft stecken wichtige Bestimmungsmerkmale eines Pilzes in der Knolle — oder eben in ihrer Abwesenheit. Daher schneiden Pilzexpert:innen ihre Funde nie am Stiel ab, sondern drehen den ganzen Pilz vorsichtig aus dem Boden.
Nur die guten Pilze ins Körbchen!
Sammeln Sie nicht wahllos alle Pilze im Wald und versuchen erst hinterher, sie zu bestimmen, denn so können Bruchstücke von Giftpilzen zwischen die genießbaren Pilze geraten. Versuchen Sie also immer zu prüfen, ob es sich um einen genießbaren Pilz handeln könnte, bevor Sie ihn aufnehmen. Giftpilze sollten Sie unbedingt stehenlassen und niemals zerstören. Sie sind Nahrung für andere Tiere und von großer Bedeutung für das Ökosystem.
Pilze gleich putzen!
Sie sollten den Pilz an Ort und Stelle grob abputzen und Nadeln und Blätter entfernen. Es empfiehlt sich zudem, von Schnecken und Würmern angefressene Stellen großzügig abzuschneiden, sonst sind die Pilze verschwunden, bevor Sie zu Hause angekommen sind.
Nutzt man Mülleimer in der Natur, etwa an der Badestelle oder dem Wanderparkplatz, dann unbedingt darauf achten, dass die weggeworfenen Reste nicht herausfallen und durch Wind in der Umgebung verteilt werden.
Pilze niemals in Plastik!
Pilze sollten niemals in Plastiktüten gesammelt werden, da sich unter Luftabschluss die Eiweißzersetzung beschleunigt. In Tüten oder Rucksäcken zerquetschen die Pilze außerdem sehr schnell. Stattdessen lieber ein klassisches Pilzkörbchen mitnehmen.
Keine Pilz-Babys und -Senioren!
Junge Pilze zu sammeln ist nicht nur raffgierig, sondern auch gefährlich, da sie oft sehr schwer zu bestimmen sind. Alte Pilze schmecken nicht mehr, außerdem können sie, wenn sie stehengelassen werden, ihre Sporen weitergeben und so für den Erhalt ihrer Art sorgen.
Vier Geheimtipps zum Pilzesammeln für Fortgeschrittene

Symbiosen verstehen
Viele Pilze leben in einer engen Symbiose mit ganz bestimmten Pflanzen. Diese sogenannten Mykorrhiza-Pilze beliefern „ihre“ Pflanze mit Mineralstoffen, z.B. Stickstoff (in Form von Nitrat) oder Phosphat und erhalten im Gegenzug vor allem Kohlenhydrate.
Was der engagierten Pilzfreundin dieses Wissen nützt? Ein einfaches Beispiel: In nitratreichen Böden brauchen die Pflanzen keine Pilzpartner, da sie die wertvollen Stoffe ganz alleine aus dem Boden ziehen können. In nitratreichen Böden gibt es also keine Mykorrhiza-Pilze (zu denen viele Röhrlinge, unter anderem auch Steinpilze gehören).
Darum lohnt es sich, auf Nitratzeiger wie Springkraut oder Brennnesseln zu achten, denn wo sie wachsen, werden wir Steinpilze meist vergeblich suchen. Auch ist es sinnvoll zu wissen, welche Pilze mit welchen Bäumen in Symbiosen stehen (Informationen gibt es z.B. hier). Denn die großen Bäume finden wir leichter als ihre kleinen Pilzpartner.
Echte Pilzkenner:nnen werden sich gründlich mit der Flora der Wälder vertraut machen und schon bald wissen, dass Fichten, Kiefern, Eichen und Buchen gerne ein paar Steinpilze in ihrer Nähe haben.
Stammwälder pflegen
Hartnäckigkeit zahlt sich auch bei der Pilzsuche aus. Es lohnt sich, einen geeigneten Wald (zum Beispiel einen Buchen- oder Fichtenwald, denn viele Mykhorizza-Pilze leben in Symbiosen mit Buchen oder Fichten) in der Nähe auszusuchen und diesem in der Pilzsaison so oft wie möglich einen Besuch abzustatten. Nur so kann man einen Wald gründlich erforschen und die ertragreichen Pilzgebiete ausmachen.
Häufig wachsen Pilze Jahr für Jahr in denselben Arealen, daher ist die Kennzeichnung dieser Orte auf einer Karte empfehlenswert. Auch technische Geräte wie Smartphones oder Navigationsgeräte sind hilfreich, um sich die GPS-Koordinaten besonderer Pilzgebiete zu markieren und so leichter zu ihnen zurückzufinden.
Pilze: Nicht nur im Herbst suchen
Pilze wachsen das ganze Jahr über. Wer im Frühling oder Winter nach ihnen sucht, wird zwar manch ungläubigen Blick von Spaziergängern ernten, aber dafür außer Konkurrenz die herrlichsten Speisepilze finden, wie zum Beispiel Schopftintlinge, Morcheln oder Maipilze.
Pilzseminare besuchen
Auch für die erfahrenen Pilzsammler:nnen lohnt sich der Besuch eines Pilzseminars, um spezielle Fragen zu klären und Tipps vom echten Profi zu erhalten.
Die deutsche Gesellschaft für Mykologie bildet Pilzsachverständige aus, die in ganz Deutschland Pilzkurse anbieten. Im Raum Berlin-Brandenburg sind beispielsweise die Pilzexkursionen und -seminare von Dirk Harmel eine empfehlenswerte Anlaufstelle.
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