China ist das Hauptziel für Elfenbeinprodukte. Schätzungen zu Folge könnte der Anteil illegaler Produkte bei etwa 90 Prozent liegen. Im Jahr 1999 gestattete CITES erstmalig den Ländern Namibia, Zimbabwe und Botswana insgesamt 55 Tonnen Elfenbein aus zertifizierten Beständen an Japan zu verkaufen. 2008 folgten weitere 115 Tonnen, die von Japan und China aufgekauft wurden. Eine Bedingung für den Verkauf an China war, ein Identifikationsschema einzuführen, um das Elfenbein als legal zu kennzeichnen. Darüber hinaus sollte es ausschließlich für chinesische Staatsbürger erhältlich sein und jedes Stück ab 50 Gramm benötigt eine Identifikationskarte mit Foto. Allerdings ist dieses System extrem anfällig für Korruption und Missbrauch. Ermittlungen haben gezeigt, dass auch staatliche Verkäufer die Objekte ohne Karte verkaufen, diese Karten anschließend wiederverwerten und das illegale Elfenbein so „reinwaschen“. „Es ist davon auszugehen, dass sich ein weiterer Schwarzmarkt für die Identifikationskarten aufgetan hat“, fürchtet Müller.
China ist berühmt für seine Elfenbeinschnitzereien, die früher hauptsächlich exportiert wurden, aber zunehmend von einer wachsenden Mittel- und Oberschicht gekauft werden. Geschnitzt werden aufwändige Landschaften, verschnörkelte Pagoden oder kunstvolle Wunderkugeln. Elfenbein gilt als Luxusprodukt. Es wird als prestigeträchtiges Geschenk überreicht oder als finanzielle Investition wie Gold oder Immobilien betrachtet. Bei einer Umfrage des National Geographic gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, bereits Elfenbein gekauft zu haben. Auf die Frage, warum sie diese Produkte kauften, antworteten mehr als 85 Prozent mit Prestigegefühlen, und über ein Drittel assoziierte Elfenbein mit den Begriffen „Luxus“ und „Status“.
Eine weitere Studie in Beijing, Shanghai und Changzhou ergab, dass über die Hälfte der Befragten nicht wusste, dass Elefanten für ihr Elfenbein sterben müssen und die Stoßzähne nicht nachwachsen. 50 Prozent kannten die gesetzlichen Identifikationskarten nicht oder waren sich nicht des Wildereiproblems in Afrika bewusst.