Der Tokeh-Gecko könne wahre Wunder vollbringen, heißt es. Er könne sogar Aids heilen – entweder zermörsert, zu Pillen verarbeitet, in Wein eingelegt oder als Tee aufgebrüht. Einen Nachweis für seine besonderen Kräfte gibt es nicht. Allein das Gerücht lässt die Nachfrage ins Unermessliche steigen und bedroht die ganze Art.

Bestens etablierter Handel mit den Tokeh

„Well established“, also bestens etabliert, sei der legale und illegale Handel mit dem nachtaktiven Räuber, schreibt das Artenschutznetzwerk TRAFFIC. Auch Liebhaber aus Europa und den USA interessieren sich für das eindrucksvolle Tier. Ohne dass der Gecko in seinem Bestand bedroht wurde.

„Noch vor ein paar Jahren waren sie sogar in Städten anzutreffen, wo sie an Häuserdecken klebten und in den Alltag vieler Menschen integriert waren“, sagt Volker Homes, ehemaliger Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland; in Bangkok beispielsweise oder in der laotischen Hauptstadt Vientiane. Seit dem Jahr 2009 jedoch schnellte die Nachfrage in die Höhe. Und die Tokeh verschwanden von der Bildfläche. Erschrocken fragte The Jakarta Globe: „Wo sind all die Geckos hin? Wann habt ihr denn zuletzt den so bekannten Ruf des Tokeh in Indonesien gehört?“

Tokeh an der Hauswand © Toukung / iStock / Getty Images Plus
Tokeh an der Hauswand © Toukung / iStock / Getty Images Plus

Der Tokeh (lat. Gekko gecko)

Der Tokeh ist die zweitgrößte Geckoart der Welt. Er wird bis zu 40 Zentimeter lang und ist in zahlreichen Staaten Südostasiens beheimatet. Seit hunderten Jahren wird das bläulich-graue Reptil mit den strahlenden orangenen Tupfern in der traditionellen Medizin verwendet, bei Asthma, Diabetes und Hautproblemen.

1,2 Millionen Tokeh in einem Container in Hongkong

TRAFFIC untersuchte daraufhin die Handelswege des Tokeh und die Gründe für diese sprunghaft angestiegene Nachfrage. Die Analyse: „Die unbegründete Behauptung, ein Heilmittel gegen das Humane Immunschwächevirus (HIV) zu sein, ist für den Boom auf Tokeh-Geckos verantwortlich. Und Malaysia steht im Zentrum des Handels.“ Die Weltgesundheitsorganisation reagierte und stellte unmissverständlich klar: Tokeh hilft nicht gegen AIDS.

Seit dem Jahr 2010 zählte TRAFFIC jedoch mindestens 16 große Aufgriffe von illegalen Tokeh-Schmuggeln in Südostasien. Der Großteil der Lieferungen war auf dem Weg nach Malaysia. In Hongkong stellten Fahnder einen Container mit 6,75 Tonnen getrockneten Geckos sicher – geschätzte 1,2 Millionen Individuen.

„Der Quatsch muss aufhören.“

TRAFFIC interviewte zahlreiche Händler und fragte nach den Preisen, den Käufern, der Zucht und nach dem Grund für die große Nachfrage. Die besonders großen Exemplare wären so wertvoll, dass sie bis zu eine Million US-Dollar einbringen würden, erklärten sie. „Dabei handelt es sich nur um ein Gerücht“, ist sich Volker Homes sicher.

„Es wurde behauptet, dass Geckos mit einem Gewicht von über 400 Gramm unvorstellbare Summen einbringen könnten. Wir bezweifeln aber, dass es überhaupt so schwere und so große Tokeh gibt.“ Die illegale Jagd auf die Tokeh wird in Malaysia mit bis zu 60.000 US-Dollar belangt.

TRAFFIC fordert nun das malaysische Umweltministerium auf, endlich einzugreifen. „Dieser Quatsch muss aufhören und die verantwortlichen Behörden müssen Aufklärungsarbeit leisten. Sie müssen die Kontrollen erhöhen, Strafen verhängen, damit endlich Schluss mit diesem Gerücht ist“, sagt Volker Homes. „Sonst gibt es Tokeh-Geckos bald nicht mehr.“

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