Einmal Elefanten aus nächster Nähe sehen, Tiger beobachten oder mit Delfinen schwimmen: Davon träumen viele Menschen. Doch oft gehen solche Urlaubsattraktionen auf Kosten der Tiere. Dabei sind unvergessliche Erlebnisse mit Wildtieren auch nachhaltig und respektvoll möglich.

Ein Selfie mit einem Faultier oder Äffchen, Streicheln von Tigern und Löwen, Schlangenbeschwörer oder Boxkämpfe zwischen Menschenaffen – Angebote mit direktem Kontakt zu Wildtieren oder Unterhaltungsshows mit Wildtieren haben sich vielfach als Attraktionen für Tourist:innen etabliert.

Tiere sind keine Entertainer

Tiger-Show in Pattaya in Thailand © Gordon Congdon
Tiger-Show in Pattaya in Thailand © Gordon Congdon

Die Tiere werden zum Teil illegal in ihrem natürlichen Lebensraum gefangen oder in Gefangenschaft gezüchtet, um sie Tourist:innen zum Beispiel für Selfies oder zum Streicheln anzubieten, mit ihnen Shows zu veranstalten oder sie für touristische Freizeitaktivitäten wie Elefantenreiten einzusetzen. Auch wenn man den Wildtieren ihr Unbehagen nicht ansieht – für sie ist der direkte Kontakt mit Menschen, das Vorführen von Kunststücken und das Leben in nicht artgerechter Haltung höchst unnatürlich, belastend und qualvoll. Die Elefanten für die Touren werden häufig in freier Wildbahn gefangen, oft unter dem Vorwand, es handele sich um Waisen, die gerettet werden müssten. Sie werden mit fragwürdigen Methoden „trainiert“ und verbringen die Nacht irgendwo angebunden.


Tiger-Tempel und Tiger-”Zoo" in Thailand haben in der Vergangenheit traurige Berühmtheit erlangt: Rund 140 Tiger lebten auf dem Gelände eines Tempels, Tigerbabys wurden für Fotos benutzt, solange sie klein und niedlich waren. Sobald die Tiger größer waren, wurden sie getötet und ihre Teile auf dem Schwarzmarkt für Traditionelle Asiatische Medizin verkauft. Im Jahr 2016 fanden die Behörden in dem Tempel mehr als 30 tote Tigerbabys und den Kopf eines ausgewachsenen Tigers in einer Tiefkühltruhe.

Wildtiere im natürlichen Lebensraum erleben

Safari © Brit Reichelt-Zolho
Safari © Brit Reichelt-Zolho

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Urlaub in guter Erinnerung bleibt. Verhalten Sie sich im Urlaub rücksichtsvoll gegenüber Mensch und Natur. Bleiben Sie auf gekennzeichneten Wegen, werfen Sie Müll bitte in die dafür vorgesehenen Abfallbehälter oder entsorgen Sie ihn später. Füttern und stören Sie keine Wildtiere und entnehmen Sie der Natur keine Tiere und Pflanzen.

Buchen Sie Touren zu Wildtieren in ihrem natürlichen Lebensraum und nur bei seriösen, verantwortungsvollen und nachhaltigen Anbieter:innen. Idealerweise in Zusammenarbeit mit Nationalparks oder Schutzgebieten. Hier finden Wildtierbeobachtungen mit geschulten Ranger:innen statt, die das Störpotenzial für die Tiere minimieren und die Zahl der Besucher:innen anpassen.

Genießen Sie einzigartige Erlebnisse beim Beobachten von Wildtieren in ihrem natürlichen Lebensraum oder bei Wanderungen durch atemberaubende Landschaften. Erlauben Sie den Tieren wirklich wild zu sein – für Anfassen und Streicheln ist da kein Platz! Und schützen Sie den natürlichen Lebensraum der Tiere: Hinterlassen Sie nichts als Ihre Fußspuren.

Keine Selfies und keine Tier-Shows im Urlaub

Besuchen Sie keine rein kommerziellen Freizeitattraktionen, die Unterhaltungsshows mit Wildtieren anbieten, wie zum Beispiel Delfinarien, Boxkämpfe zwischen Menschenaffen, Schlangenbeschwörungen oder Tanzbär-Vorführungen. Solche Vorführungen, egal ob in speziellen Parks oder auf der Straße, sind mit viel Tierleid verbunden und dienen nur den kommerziellen Interessen der Veranstalter.

Bezahlen Sie nicht für Selfies mit in Gefangenschaft lebenden Wildtieren wie Faultieren, Affen oder Raubkatzen. Weder in dafür vorgesehenen Einrichtungen noch auf der Straße. Meiden Sie Aktivitäten mit direktem Kontakt zu Wildtieren, wie zum Beispiel Tiger streicheln, mit Löwen spazieren gehen oder auf Elefanten reiten oder mit ihnen baden. Hinterfragen Sie mitleiderregende Geschichten über angeblich verwaiste oder verletzte Tiere kritisch.

Löwen-Junge als Touri-Falle

Zwei Löwenjunge © Helen Kinuthia / iStock / Getty Images
Niedliche Löwen-Junge verlocken zum Streicheln - tatsächlich bedeutet das viel Leid für die Raubkatzen © Helen Kinuthia / iStock / Getty Images

In Südafrika hat sich beispielsweise eine ganze Industrie um die Ausbeutung von Löwen entwickelt. In Gefangenschaft werden Jungtiere gezüchtet, die den Müttern früh entrissen werden. Herzzerreißende Geschichten von verwaisten Löwenbabys, die mit der Flasche großgezogen werden müssen, um später ausgewildert zu werden, locken ahnungslose, zahlende Freiwillige aus aller Welt an. Die halbwüchsigen Tiere werden den Tourist:innen gern für Spaziergänge, Fotoshootings und zum Streicheln angeboten.

Doch wenn die Tiere ausgewachsen sind, werden sie zu gefährlich. Ein derart an den Menschen gewöhntes Raubtier in die Freiheit zu entlassen, ist kaum möglich. Nicht selten enden die Tiere daher bei einer besonders perfiden Form der Trophäenjagd, dem sogenannten Canned Hunting, oder bleiben als Zuchttiere in kleinen Gehegen hinter den Kulissen.

Vorsicht bei Auffangstationen und Märkten

Kaufen Sie auf Märkten keine Wildtiere frei, die Ihnen leidtun. Diese werden leider schnell durch neue ersetzt und Sie halten mit Ihrer Nachfrage den Markt am Laufen. Melden Sie illegalen Wildtierhandel stattdessen lokalen NGOs, den Behörden vor Ort oder über entsprechende Apps (z.B. Wildlife Witness oder WildScan). Scheuen Sie sich auch nicht, den oder die Reiseanbieter:in, Ihr Hotel oder Ihre Gastgeber:innen auf Missstände aufmerksam zu machen.

Meiden Sie außerdem unseriöse Auffangstationen für Wildtiere. Seriöse Einrichtungen halten ihre Tiere so artgerecht wie möglich und lassen den direkten Kontakt zu Menschen daher in der Regel nur zu, wenn es wirklich nötig ist und nur zusammen mit geschultem Personal. Sie versuchen auch, die Tiere nach Möglichkeit wieder auszuwildern.

Fragwürdige Delikatessen: Wildtiere auf der Speisekarte

Restaurant für Haifischflossen in Bangkok © Aurelie Cosandey-Godin / WWF-Canada
Restaurant für Haifischflossen in Bangkok © Aurelie Cosandey-Godin / WWF-Canada

Der Genuss kulinarischer Spezialitäten ist für viele ein Grund, überhaupt zu reisen. In den allermeisten Fällen kann man sich diesen Genüssen bedenkenlos hingeben. Vor allem bei Fleisch und Fisch ist jedoch Vorsicht geboten. Auch wenn Gerichte wie Haifischflossensuppe oder Schuppentier auf der Speisekarte abenteuerlich und exotisch klingen, sollte man lieber die Finger davon lassen:

Denn selbst wenn sie vor Ort legal angeboten werden, können lokale „Delikatessen“ aus geschützten oder bedrohten Wildtieren zubereitet werden und damit die Artenvielfalt beeinträchtigen und mit Tierleid verbunden sein. Beachten Sie auch, dass der Verzehr von so genanntem „Buschfleischgesundheitliche Risiken wie die Übertragung von Corona-Viren mit sich bringen kann. Wählen Sie lieber vegetarische oder vegane Gerichte, dann sind Sie auf der sicheren Seite.

Souvenirs sorgsam wählen

Kaufen Sie keine Souvenirs, die aus bedrohten Tieren oder Pflanzen gefertigt wurden. Sie schaden der Artenvielfalt und ihre Einfuhr in die EU kann illegal sein. Das bedeutet, dass sie vom Zoll beschlagnahmt werden und Sie mit rechtlichen Konsequenzen rechnen müssen. Denken Sie daran, dass auch kleine, unscheinbare Tiere und Pflanzen bedroht und geschützt sein können. Selbst Strandfunde wie angespülte Korallenteile können vom Zoll beschlagnahmt werden. Wählen Sie lieber unkritische Erinnerungsstücke, die am besten von lokalen Produzent:innen gefertigt wurden. Beispiele für verbotene oder im Handel eingeschränkte Souvenirs sowie nachhaltige, empfehlenswerte Alternativen finden Sie im WWF-Souvenirratgeber.

Safaris – nachhaltig oder nicht?

Nashörner in Kaza © Harish Segar / WWF
Nashörner in Kaza © Harish Segar / WWF

Die sinnvollste Art und Weise, Wildtiere im Urlaub zu erleben, ist in freier Wildbahn. Die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten, wenn sie sich frei bewegen und ihren natürlichen Verhaltensweisen nachgehen, gehört zu den eindrucksvollsten Erlebnissen überhaupt. Es berührt die Menschen zu sehen, dass sie sich durch die Tourist:innen und Reiseleiter:innen nicht gestört fühlen. Solche Erlebnisse gibt es!

Safaris sollten grundsätzlich in Kooperation mit den Schutzgebiets- und Parkverwaltungen durchgeführt werden. So ist sichergestellt, dass die Wildtierbeobachtung angemessen durchgeführt wird. Zudem unterstützen solche Safari-Angebote den lokalen Naturschutz und bestenfalls umliegende Gemeinden. Bei Safaris in Schutzgebieten steht der Schutz der Natur und Tierwelt im Vordergrund nicht das Safari-Erlebnis.

Verantwortungsvolle Anbieter:innen von Safaris schulen Sie vor Tourbeginn zu Verhaltensweisen und nähern sich den Tieren während der Tour nicht zu sehr. Das Füttern von Wildtieren sollte verboten sein, denn dadurch gewöhnen sich die Tiere zu sehr an den Menschen und können im Zweifelsfall – etwa auf der Suche nach mehr Futter – gefährlich werden. Und das bedeutet meist das Todesurteil für ein Wildtier. Vermeiden Sie außerdem, Fotos von bedrohten Tier- aber auch Pflanzenarten mit GPS-Daten oder genauen Standortinformationen zu teilen. Wilderer könnten sich diese zunutze machen.

Tour-Guide-Training in Maneybhanjang © Rikchen Zimba
Tour-Guide-Training in der Himalaja-Region © Rikchen Zimba

Verantwortungsvolle Safaris und andere geführte Touren in der Natur können auch eine Chance sein, um die Arbeit in den Schutzgebieten zu finanzieren und Einkommensmöglichkeiten für die Menschen vor Ort zu schaffen. Und das sollten Safaris und weitere Tour-Erlebnisse letztlich auch leisten: Wer Tiere in freier Wildbahn erleben will, sollte diese einmalige Gelegenheit auch für den Schutz der Tiere weltweit nutzen – sei es über den Preis oder über den respektvollen Umgang mit Tier und Natur. In Schutzgebieten wie KAZA steht beispielsweise der Artenschutz im Vordergrund und nicht nur das touristische Erlebnis.

Respektvoller Umgang schafft die schönsten Erinnerungen

Fazit: Wählen Sie Reiseanbieter:innen, die über den verantwortungsvollen Umgang mit Wildtieren in ihrem Reiseportfolio transparent kommunizieren und kommerzielle touristische Angebote mit Wildtieren in Gefangenschaft ausschließen. Ein Tipp: Das „forum anders reisen“ hat sich auf nachhaltige Reisen spezialisiert. Denn respektvolles Verhalten gegenüber Menschen, Tieren und Natur verhelfen Ihnen zu den schönsten Erinnerungen.

Schützen Sie, was Sie lieben

  • Whale Watching in Mexiko © Gustavo Ybarra / WWF Tauchen, Schnorcheln und Bootstouren: Wale und Haie verantwortungsvoll beobachten

    Whale-Watching, Tauchgänge zu Haien und Rochen oder Schnorcheln. Erfahren Sie in den Tipps für nachhaltigen Tourismus, wie Sie diese Abenteuer im Einklang mit der Natur zu erleben können. Weiterlesen...

  • © WWF / Folke Wulf WWF-Souvenir-Ratgeber

    Erfahren Sie, welche Souvenirs Sie einkaufen können und von welchen Sie die Finger lassen sollten. Weiterlesen...

  • Strandkörbe auf Spiekeroog © Hans-Ulrich Rösner / WWF Umweltfreundlich unterwegs: Die WWF-Tipps für nachhaltigen Tourismus

    Die Sehnsucht nach der Ferne ist nach wie vor ungebrochen, doch die Reiselust hat auch ihre Schattenseiten. Dabei schließen sich Reisen und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen nicht aus. Weiterlesen...